Das "Repowering" in Deutschland beginnt: 2-Megawatt-Energieriesen ersetzen fünf 250-kW-Anlagen

Sechs 2-MW-Anlagenhersteller auf der WindEnergy 2002 – International Trade Fair

Vom 18. bis 21. Juni 2002 auf dem Hamburger Messegelände seiner 2-Megawatt-Anlage MM 70 mit 70 Meter Rotordurchmesser errichtet. Der Energieriese ersetzt fünf kleine 250-kW-Anlagen der früheren Husumer Schiffswerft (HSW). Im Herbst sollen dort noch eine REpower MD 70 mit 1,5 Megawatt (MW) und eine weitere REpower MM 70 mit 2 MW Nennleistung gebaut werden. Dann wird der neue Windpark mit seinen drei Megawatt-Anlagen auf 5,5 MW Gesamtleistung und eine Produktion von jährlich mindestens 13 Millionen Kilowattstunden kommt – gegenüber den bisherigen fünf 250-kW-Anlagen mit 1,25 MW Gesamtleistung und jährlich „nur“ 2,9 Millionen Kilowattstunden. Die REpower AG präsentiert sich auch auf der internationalen Windmesse WindEnergy 2002 in Hamburg, bei der vom 18. bis 21. Juni insgesamt rund 210 Aussteller aus mehr als zwölf Ländern ihre Weltneuheiten und Dienstleitungen rund um die Windenergie vorstellen.

Das „Repowering“ stößt durchaus auf Schwierigkeiten: Da ein Großteil der „Pionieranlagen“ in den windstarken Küstenregionen Nordfriesland und Dithmarschen vor Beginn einer Landesplanung errichtet wurden, stehen sie heute zum Teil auf nicht dafür ausgewiesenen Windflächen. Die Folge: Würden sie abgerissen werden, müssten die Betreiber befürchten, dass sie für die vorgesehenen neuen Megawatt-Anlagen keine neue Baugenehmigung mehr erhalten. Soweit Anlagen damals in den Anfangsjahren noch mit staatlicher Förderung errichtet wurden und ihr Betrieb mit dem Austausch vorzeitig beendet würde, müssten die Betreiber voraussichtlich die Fördergelder zurückzahlen. Ein weiteres Hindernis: Die heutigen Megawatt-Anlagen erreichen eine Flügelspitzenhöhe von 100 Metern und mehr, was nach Auskunft von Betreibern in Schleswig-Holstein bei den dortigen Genehmigungsbehörden auf wenig Gegenliebe stößt.

Im deutschen „Windpionierland“ Schleswig-Holstein befinden sich noch 627 Windkraftanlagen mit einer Leistung bis zu 300 Kilowatt am Netz (Stand: 31. März 2002), die somit aufgrund ihres Alters und geringen Nennleistung im Vergleich zur heutigen Megawatt-Anlagengeneration erste Kandidaten „zum Auswechseln“ wären:

Tabelle: Windkraftanlagen in Schleswig-Holstein nach Leistungsklassen

Bis 300 kW 627 Anlagen 119 Megawatt
301 bis 750 kW 1.150 Anlagen 644 Megawatt
751 bis 1.000 kW 110 Anlagen 104 Megawatt
1.001 bis 1.500 kW 288 Anlagen 406 Megawatt
Über 1.500 kW 158 Anlagen 270 Megawatt
Gesamt: 2.333 Anlagen 1.543 Megawatt

In Deutschland hat das erste, größere Repowering-Projekt, d.h. der Ersatz kleinerer Windkraftanlagen durch große, leistungsstarke Maschinen, begonnen: Im schleswig-holsteinischen Bosbüll hat der Hamburger Windkraftanlagenhersteller REpower AG jetzt den Prototypen (Stand 31.03.2002)

Die fünf kleinen HSW-Anlagen bei Bosbüll befanden sich seit Oktober 1993 in Betrieb, wurden bereits ohne staatliche Förderung errichtet und werden nun schrittweise ersetzt. Gondel und Rotorblätter der Altanlagen wurden an Betreiber der Region verkauft. Ihre Flügel haben bei einem Rotordurchmesser von 28,5 Metern eine bestrichene Rotorfläche von 638 Quadratmetern – der jetzt errichtete 2-Megawatt-Prototyp MM 70 hat bei 70 Meter Rotordurchmesser eine bestrichenen Fläche von 3850 Quadratmetern, also rund das Sechsfache.

Der nun ersetzte Anlagentyp HSW 250 wurde in Deutschland rund 100 mal errichtet. Der damalige Hersteller Husumer Schiffswerft ist über die Jacobs Energie GmbH in die heutige REpower Aktiengesellschaft mit ihrem Vorstand Dr. Fritz Vahrenholt übergegangen, die den neuen Prototypen MM 70 errichtet hat. Der REpower AG war der erfolgreichste Börsenstart in den vergangenen sechs Monaten am Neuen Markt geglückt. Sie will am 31. Mai erstmals ihr Quartalsergebnis 2002 nach dem Börsengang veröffentlichen. Letztes Jahr erzielte das Unternehmen mit seinen Produktionsstätten in Husum und Trampe (Brandenburg) und seiner bewusst internationalen Ausrichtung – unter anderem mit Niederlassungen in Spanien und Griechenland sowie Lizenzverträgen für Frankreich und Belgien – einen Umsatz von rund 142 Millionen Euro. REpower präsentiert sich auf der WindENergy in Halle 7 und wird dort unter anderem ein neues Rotorblatt für seine Megawatt-Anlagengeneration von der 1,5-MW-Anlage MD 70 bis zur 2-MW-Mühle MM 70 vorstellen.

Von den weltweit sieben Herstellern, die inzwischen Serienwindkraftanlagen mit zwei Megawatt und mehr Nennleistung errichtet haben und anbieten, werden sich sechs auf der WindEnergy 2002 in Hamburg auf großen Messeständen mit zum Teil jeweils über 300 Quadratmeter Ausstellungsfläche präsentieren: AN Windenergie, DeWind, Gamesa, NEG Micon, Nordex und Repower.

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Gudrun Blickle ots

Weitere Informationen:

http://www.windenergy-hamburg.de

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