Die Luft aus dem Holz lassen…


Materialica, Werkstoff-Messe in München (25. bis 28. September 2000)

Unter Wärme und Druck verdichtete Balken verstärken punktgenau und optisch unsichtbar tragende Holzkonstruktionen

Beim sogenannten Hermes-Dach auf der Expo 2000 besteht die riesige freitragende Dachkonstruktion aus Holz. Dieses Dach ist nur eines von weltweit vielen Beispielen, in denen Holz für weitgespannte Tragwerke eingesetzt wird. „Einige Bauteile werden hoch beansprucht“, weiß Peer Haller. Der Professor für Ingenieurholzbau und baukonstruktives Entwerfen an der Technischen Universität Dresden hat deshalb ein Verfahren entwickelt, um optisch unsichtbar Holzbalken lokal zu verstärken. Die verdichteten Hölzer zeigt der Dresdner Wissenschaftler mit seiner Arbeitsgruppe vom 25. bis 28. September 2000 auf der „Materialica“.

„Heimisches Nadelholz weist einen Porenanteil von 60 bis 70 Prozent auf“, erläutert Professor Haller. Bei circa 150 Grad Celsius und unter einem Druck von 10 Megapascal verdichtet er Holzbohlen auf bis zu 50 Prozent. „Wir können auch Holzbalken an bestimmten Stellen, die später dann an hoch beanspruchten Stellen eingebaut werden, auffüttern“, so der Experte. Nur diese Stellen werden dann von der Dresdner Arbeitsgruppe verdichtet. Haller: „Optisch sind danach die aufgefütterten Stellen nicht mehr von der unverdichteten Holzbohle zu unterscheiden. Damit können solcher Art verstärkte Balken in sichtbaren Konstruktionen verbaut werden. Mit dieser Methode wird des weiteren Material gespart, da nur punktuell verdichtet wird.“

Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut Werkstoff- und Strahltechnik in Dresden präsentiert Haller ein weiteres Projekt, das von der Deutschen Bundesstiftung für Umwelt gefördert wird. Luftfeuchtigkeit oder Nässe wie Regen oder Tau dringen durch die offenen Poren ins Holz ein und begünstigen biologische Abbauprozesse. Mit einem Laserstrahl schmelzen die Dresdner Wissenschaftler die Oberfläche des Holzes und versiegeln damit die Poren. Die Aufnahme von Feuchtigkeit ist somit erschwert. Auch ein sogenanntes Cleaning ist mit dem Laser möglich. Dabei werden gequetschte und zerrissene Holzfasern, die beim Sägen entstehen, abgebrannt und Poren freigelegt. Diese offenere Struktur im Holz ohne ausgefranste Stellen kann Flüssigkeiten wie Leime, Lacke oder Schutzanstriche weit besser aufnehmen als unbehandeltes Holz.

Ebenso haben die Dresdner Wissenschaftler eine schonende Methode entwickelt, um in historischen Gebäuden Farb-, Schmutzschichten und Übermalungen abzutragen. Haller: „Mit einer Laserpistole ist es möglich, eine Farbschicht nach der anderen zu entfernen und den Originalzustand wieder herzustellen.“ Diese Methode ist bereits bei der Reinigung einer mittelalterlichen Bohlenstube im sogenannten Tetzelhaus im sächsischen Pirna angewandt worden.

Informationen:
Institut für Baukonstruktion und Holzbau, Professor Peer Haller, Telefon (03 51) 4 63-63 05, Fax (03 51) 4 63-63 06,
E-Mail: Haller@bbhu01.bau.tu-dresden.de
Fraunhofer Institut Werkstoff- und Stahltechnik, Professor Eckhard Beyer, Telefon (03 51) 25 83-324, Fax (03 51) 25 83-300, E-Mail: beyer@iws.fhg.de
oder vom 25. bis 28. September 2000 auf der Werkstoff-Messe "Materialica" in München, Halle B01, Stand B1. 513/722, Gemeinschaftsstand „Forschung für die Zukunft“, Telefon (0 89) 9 49 49-7 02, Fax (0 89) 9 49 49-7 03.

Dresden, September 2000
Birte Urban, Telefon (03 51) 4 63-69 09

Media Contact

Birgit Berg

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Messenachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen

An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…

Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean

20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….

Resistente Bakterien in der Ostsee

Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…