Nicht nur schöne Blumen – BUGA in München zeigt Energie- und Industriepflanzen

Einen ersten Eindruck von den Ölfeldern der Zukunft gibt der Garten der nachwachsenden Rohstoffe des Deutschen Pavillons


Viele Menschen können heute den Großteil unserer Nutzpflanzen nicht mehr zweifelsfrei erkennen. Der Deutsche Pavillon „Biovision“ auf der Bundesgartenschau (BUGA) in München bietet jetzt nicht nur die Möglichkeit, das botanische Grundwissen aufzufrischen, er zeigt auch anschaulich die neuen Verwendungsarten unserer Nahrungs- und Futtermittelpflanzen: Die Nutzung als Energie- und Rohstofflieferant.

Wer weiß schon so genau, dass aus Winter-Weizen und Winter-Roggen neben Brot auch der Kraftstoff Bioethanol oder der Energieträger Biogas gewonnen werden kann? Oder dass die Industrie aus Öllein Farben, Linoleum und Kosmetika produziert und aus Mais Stärke für die Papierherstellung, Klebstoffe und biologisch abbaubare Kunststoffe gewinnt? Im Garten der nachwachsenden Rohstoffe des Biovision-Pavillons können die Besucher diese und viele weitere Energie- und Industriepflanzen wachsen sehen. Im Inneren des Pavillons zeigen Exponate die Verarbeitung der Pflanzen. So demonstriert zum Beispiel eine Destille die Herstellung von Ethanol, und ein Behälter mit Holzhackschnitzeln verdeutlicht, aus welcher Menge ein Liter der neuen synthetischen Biomass-to-liquid-Kraftstoffe (BTL-Kraftstoffe) gewonnen wird.

„Biovision“ ist der BUGA-Beitrag des Bundesverbraucherschutzministeriums (BMVEL). Die fachliche Unterstützung für den „Garten der nachwachsenden Rohstoffe“, einen der insgesamt vier Themengärten, kam von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, dem Projektträger des BMVEL.

Tatsächlich spielen die nachwachsenden Rohstoffe eine immer wichtigere Rolle in der Landwirtschaft. Zur Ernte 2005 wurden sie in Deutschland bereits auf 12 Prozent der gesamten Ackerfläche angebaut, was einer Verfünffachung gegenüber dem Beginn der 90er Jahre entspricht. In Zukunft kann der Flächenumfang für ihren Anbau sogar noch deutlich zunehmen, ohne die Nahrungsmittelproduktion zu gefährden. Während heute gut 1,4 Millionen Hektar in Deutschland dafür genutzt werden, könnten es im Jahr 2030 rund 4,4 Millionen Hektar oder mehr als ein Drittel der Gesamt-Ackerfläche sein.

Dieses Wachstum sichert und schafft nicht nur Arbeitsplätze im Agrarsektor, es macht Holz, Raps und Co. auch zur ernstzunehmenden Alternative zu den knapper werdenden fossilen Rohstoffen. Aus Biomasse können dank innovativer Verfahren ebenso effizient Wärme, Strom und Kraftstoffe oder qualitativ hochwertige Rohstoffe für die chemische Industrie erzeugt werden, wie aus fossilen Quellen. Hinzu kommen zwei weitere große Vorteile: Nachwachsende Rohstoffe wachsen – wie der Name schon sagt – immer wieder nach und sind bei der Verbrennung weniger klimaschädlich. Denn dabei wird immer nur soviel CO2 frei, wie die Pflanzen zuvor im Wachstum gespeichert haben (CO2-Neutralität).

Im Nahrungsmittelbereich dominieren heute einige wenige Kulturarten. Der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen könnte dieses Spektrum wieder deutlich erweitern. Die FNR unterstützt zur Zeit ein bundesweites Forschungsprojekt, das die Eignung neuer Energiepflanzen untersucht, darunter Sudangras, Lupinen, Leindotter und verschiedene Kleearten. So könnten nicht zuletzt der Naturschutz und die Vielfalt unserer Kulturlandschaften von „bunten“ Energie- und Rohstoff-Feldern profitieren. Einen ersten Eindruck von der Schönheit der „Ölfelder der Zukunft“ können Sie sich in den Biovision-Gärten der BUGA verschaffen.

Die Bundesgartenschau ist noch bis zum 9. Oktober 2005 geöffnet.
Weitere Informationen zu nachwachsenden Rohstoffen unter www.fnr.de, www.bio-energie.de oder www.nachwachsende-rohstoffe.de

Das Öl der Sonnenblume wird u.a. zur Herstellung von Schmierstoffen, Farben und Lacken genutzt – im Hintergrund der Deutsche Pavillon auf der BUGA
Nicole Paul

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
Hofplatz 1
18276 Gülzow
Tel.: 03843/69 30-0
Telefax: 03843/69 30-102
e-Mail: info@fnr.de
Internet: http://www.fnr.de
V.i.S.d.P.: Dr.-Ing. Andreas Schütte
Nr. 425 vom 16. August 2005

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Dr. Torsten Gabriel idw

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