Wissenschaftler der TU Dresden präsentieren fünf Exponate auf der CeBIT
CeBIT Hannover (13. bis 20. März 2002), Halle 11, Stand D 27
Die CeBIT wirft ihre Schatten voraus – Wissenschaftler der TU Dresden präsentieren fünf Exponate
- „Signa in silico“ – Ideengenerator für Designer
Die Alternative zum stundenlangen Brüten der Designer über Entwürfen und überquellenden Papierkörben heißt „Signa in silico“. Was sich mit „Zeichen im Stein“ übersetzen lässt oder etwas freier mit „Computergraphik“.
Die am Institut für Theoretische Informatik der TU Dresden entwickelte Software liefert pro Stunde tausend Entwürfe. Von filigranen Strukturen, die an Libellenflügel erinnern, über abstrakte, geheimnisvolle Zeichen bis zu wuchtigen technischen Formen. Herzstück der Designsoftware ist ein Algorithmensystem, das aus einer willkürlichen Zahlenfolge die Bilder entwickelt.
Ein vorgeschaltetes Programm verwandelt beispielsweise ein Geburtsdatum in eine unendlich lange Ziffernkette. Ebenso kann der Nutzer selbst Zahlen eintippen, wie es ihm in den Sinn kommt. Zwei weitere einstellbare Parameter -Skalierung und Kopplung – entscheiden dann, wie groß die entwickelten Figuren werden und welche Form sie annehmen. Wie in der Natur genügen schon winzige Änderungen bei einem der Parameter, um völlig neue Gebilde zu kreieren.Informationen: Prof. Dr. Erwin P. Stoschek; Dr. Dagmar Schönfeld, Tel. (03 51) 4 63 – 3 82 37, -3 38 29, E-Mail: stoschek@tcs.inf.tu-dresden.de, Schoen@tcs.inf.tu-dresden.de
- Cookies – weichgekocht und ungenießbar / Cookie-Cooker und Datenmix sichern die Anonymität im Internet
„Der Server xyz möchte ein Cookie einrichten“ – jeder Surfer kennt die lästigen Meldungen, die immer häufiger das Fortkommen auf der Datenautobahn behindern. Der Surfer hat die Wahl zwischen „Annehmen“ oder „Ablehnen“. Lehnt er die Cookies ab, kann er viele Webangebote nicht nutzen. Nimmt er die Datenpakete an, erkennt ihn der Webserver bei jeder Einwahl wieder. Cookies bieten aber auch Vorteile: Angebote lassen sich nach eigenen Interessen maßschneidern.
Diese Vorzüge der Cookies nutzen und gleichzeitig das Ausschnüffeln verhindern, kann der „CookieCooker“. Das an der Fakultät Informatik der TU Dresden entwickelte Werkzeug lässt den Nutzer in ganz unterschiedliche Identitäten schlüpfen. Durch den Wechsel wird das Erstellen von Nutzerprofilen verhindert.
Noch einen Schritt weiter in der Anonymisierung geht das zweite Projekt der TU-Informatiker, das auf der CeBIT präsentiert wird.Spurenverwischen im Internet
JAP verwischt die Datenspuren im Internet. Der Surfer wählt sich nicht mehr direkt ins Netz ein, sondern über einen Anonymisierungsdienst. Dieser besteht aus mehreren nacheinander geschalteten Stationen, die als „Mixe“ bezeichnet werden. Jeder Mixe sammelt die Datenpakete mehrerer Nutzer, kodiert und sortiert sie um und schickt sie erst dann wieder auf die Datenautobahn. Zusätzlich werden alle Datenpakete in gleicher Größe geschnürt, da sonst der Weg durchs Netz allein aufgrund des Umfangs verfolgt werden könnte. Weitere Sicherheitsmaßnahme ist der „Dummy-Traffic“. Dabei schicken die Mixe Leerbotschaften durchs Netz, um zu verhindern, dass ein „Big Brother“ feststellt, wann welcher Teilnehmer aktiv ist. Und diesen Big Brother gibt es möglicherweise bereits: Mit dem Lauschsystem „Echelon“ überwachen die Amerikaner den gesamten Datenverkehr.
Informationen: Dr. Hannes Federrath, Tel. (03 51) 4 63 – 3 84 70, E-Mail: cookie@inf.tu-dresden.de, jap@inf.tu-dresden.de - Mit Rosi auf die Produktionsautobahn
Dresdner Software vermindert Staus und Chaos in der Fertigung
Schnell, pünktlich und flexibel – so sollen Betriebe heute arbeiten. Doch schnelles Reagieren auf Kundenwünsche bedeutet, Maschinen immer wieder neu einzustellen, kurzfristige Aufträge in die laufende Produktion einzutakten.
Damit Aufträge künftig ohne Stau und Chaos abgearbeitet werden können, entwickelten Wissenschaftler des Institutes Elektronik-Technologie der TUD ROSI, die ReihenfolgeOptimierung durch Simulation.
ROSI spielt die Produktion modellhaft durch. Warenlager, Maschinen, Aufträge werden durch spezielle Bausteine abgebildet, die einzeln konfigurierbar sind. Startet die virtuelle Fertigung, weiß der Anwender innerhalb weniger Minuten, wie lange er für den Auftrag braucht. Darüber hinaus zeigt ROSI schonungslos Schwachstellen bei der Fertigung auf. Hapert es am Material, wird die Maschine ihr Zwischenprodukt nicht los oder dauert ein Arbeitsschritt zu lange, so dass es zum Stau kommt?Informationen: Dr.-Ing. Gerald Weigert, Dipl.-Ing. Sebastian Werner, Tel. (03 51) 4 63-3 64 39, E-Mail: weigert@iet.et.tu-dresden.de, werner@iet.et.tu-dresden.de, Internet: http://www.iet.et.tu-dresden.de/rosi/
- Hardware-basierte Beschleunigung von Internetprotokollen für Hochleistungsnetze
Die zunehmende Nutzung des Internets und die wachsende Bedeutung interner Unternehmensnetze (Intranets) führen zu steigenden Anforderungen an Kommunikationssysteme. Dabei nimmt die zur Verfügung stehende Bandbreite stärker als die Prozessorleistung und Speicherperformance zu. Schon heute können moderne Netze wie Gigabit Ethernet nur unzureichend ausgelastet werden. Daher ist zur Unterstützung neuer Netze sowie zur Integration zusätzlicher Dienste wie Quality of Service oder IP Security eine Protokollbeschleunigung für besonders leistungsfähige Systeme erforderlich.
In Zusammenarbeit mit Projektpartnern wurde dafür ein Lösungsansatz entwickelt. Dieser sieht eine Partitionierung heute eingesetzter Protokollstacks vor. Dazu wird der so genannte TCP Fast Path, der lediglich für den Nutzdatenaustausch verantwortlich ist, durch Hardware beschleunigt. Verbindungsverwaltung und Fehlerbehandlung werden nach wie vor in Software bearbeitet.
Der TCP Fast Path wurde optimiert und basierend auf FPGAs und Netzwerkprozessoren prototypisch als PCI Adapter realisiert und in Linux eingebunden. Im Ergebnis können Hochgeschwindigkeitsnetze deutlich besser ausgelastet werden. Zudem wurde eine Plattform geschaffen, auf deren Basis weitere Dienste realisiert werden können. Anwendungsgebiete für die TCP Beschleunigung stellen u. a. leistungsfähige Server dar.Informationen: Prof. Dr. habil. Alexander Schill, Tel. (03 51) 4 63-3 82 61 , E-Mail: schill@rn.inf.tu-dresden.de, http://www.rn.inf.tu-dresden.de
- Computer lernen logisches Denken
Suchmaschinen, die inhaltlich zur Anfrage passende Suchergebnisse liefern; Kontrollprogramme, die neben der Rechtschreibung auch Grammatik prüfen; Expertensysteme ungeahnter Verarbeitungsleistung; rechnergestützte Entwürfe in der Chemie, die zu einer gesuchten Stoffeigenschaft die ideale Molekülkombination liefern; Analysen komplexer elektronischer Schaltungen mittels Computer in kürzester Zeit; medizinische Diagnosen durch elektronische Anlagen; Systeme zur Planung, Sprachverarbeitung und vieles andere mehr ist nicht länger Vision: Der Unifikationsprozessor macht möglich, was selbst schnellste Mikroprozessoren aufgrund ihrer Komplexität nicht zu leisten vermögen.
Die Unifikation ist die wichtigste Operation der Computerlogik und ermöglicht Anwendungen, die so wirken, als ob der Computer logisch denken könnte: Künstliche Intelligenz.
Ein erster Prototyp wurde zur Demonstration der Funktionalität entwickelt. Eine Anwendung zur medizinischen Diagnose und Medikation steht bereit.
Der von Informatikern der TU Dresden entworfene und auf der CeBIT ausgestellte Unifikationsprocessor bildet eine theoretisch fundierte Lösung zur Integration wissensverarbeitender Basisfunktionalität in Hardware. Der entwickelte Unifikationsalgorithmus ist linear in der Zeit- und Speicherkomplexität, vom Befehlssatz voll beherrschbar und speziell für die direkte Hardware-Umsetzung geeignet und projektiert und kann in bestehende und neue Systeme integriert werden.Informationen: Doz. Dr. habil. Uwe Petersohn, Tel. (03 51) 4 63-3 84 31, E-Mail: peterson@inf.tu-dresden.de, http://www.inf.tu-dresden.de
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