Informatiker der TU Dresden entwickeln Ideengenerator für Designer

CeBIT Hannover (13. bis 20. März 2002), Halle 11, Stand D 27

„Signa in Silico“ auf der CeBIT vorgestellt

Keine Idee für das Lampendesign? Oder den Bucheinband? Die Alternative zum stundenlangen Brüten über Entwürfen und überquellenden Papierkörben heißt „Signa in silico“: Was sich mit „Zeichen im Stein“ übersetzen lässt oder etwas freier mit „Computergraphik“. Denn Silico bezeichnet ebenso den Stein wie das Silizium und damit den Stoff, aus dem die Computergehirne sind.

Die am Institut für Theoretische Informatik der TU Dresden entwickelte Software liefert pro Stunde tausend Entwürfe. Von filigranen Strukturen, die an Libellenflügel erinnern, über abstrakte, geheimnisvolle Zeichen bis zu wuchtigen technischen Formen.
Herzstück der Designsoftware ist ein Algorithmensystem, das aus einer willkürlichen Zahlenfolge die Bilder entwickelt. „Wir haben uns dabei von der Biologie inspirieren lassen“, erläutert Professor Erwin P. Stoschek vom Institut für Theoretische Informatik, „so wie die Natur aus den vier DNA-Basen A, T, C und G über die Genexpression Lebewesen vom Pantoffeltierchen bis zum Menschen schafft, so erzeugt unser Algorithmensystem aus ein paar Zahlen unendlich viele Bilder.“
Ein vorgeschaltetes Programm verwandelt beispielsweise ein Geburtsdatum in eine unendlich lange Ziffernkette. Ebenso kann der Nutzer selbst Zahlen eintippen, wie es ihm in den Sinn kommt. Zwei weitere einstellbare Parameter -Skalierung und Kopplung- entscheiden dann, wie groß die entwickelten Figuren werden und welche Form sie annehmen. Wie in der Natur genügen schon winzige Änderungen bei einem der Parameter, um völlig neue Gebilde zu kreieren.
Die Bandbreite der Entwürfe umfasst dabei zwei- und quasidreidimensionale Objekte mit äußerst filigranem aber auch monumentalem Charakter.
„Viele der symmetrischen oder beinahe symmetrischen Muster erinnern an klassische Symbole und Ornamente aller Kulturkreise oder an Naturformen“, freut sich Professor Stoschek. Besonders stolz ist er aber auf die „Paul-Klee-Maschine“. Eine abstraktes Gebilde ganz im Stile des Meisters. Ein von der Software „gemalter“ Davidsstern hängt übrigens in der neuen Dresdener Synagoge.

„Signa in Silico“ könnte künftig Textil- und Tapetendesigner inspirieren, könnte Ideen für künstliche Welten in Computer- und SF-Spielen liefern. Eine Dresdner Schmuckdesignerin lässt sich bereits von „Signa in Silico“ inspirieren. Auch für Naturwissenschaftler und Techniker könnte die Software manche Anregung liefern. Vor kurzem entdeckte Professor Stoschek in der Wissenschaftszeitschrift „Science“ das Photo einer „Nanoschote“. Ein winziges Röhrchen gefüllt mit kugelförmigen Kohlenstoffmolekülen. Ein Deja-vu-Erlebnis: Wenige Tage vorher hatte „Signa in silico“ ein ganz ähnliches Gebilde auf seinen Monitor gezeichnet.
„Mit unserer Software schlagen wir eine Brücke zwischen Ästhetik, Naturwissenschaften und Technik“, so Professor Stoschek.

Literatur: E. P. Stoschek, D. Schönfeld. Computergraphik im Spannungsfeld zwischen Algorithmus und Phantasie – Signa in silico. Verlag Harri Deutsch, Thun und Frankfurt am Main, 2000. ISBN 3-8171-1640-3

Weitere Informationen: TU Dresden, Fakultät für Informatik, Institut für Theoretische Informatik, Prof. Dr. Erwin P. Stoschek Tel. (03 51) 4 63-3 82 37, Dr. Dagmar Schönfeld, Tel. (03 51) 4 63-3 84 29, Fax (03 51) 4 63-3 82 55
E-Mail: stoschek@tcs.inf.tu-dresden.de, Schoen@tcs.inf.tu-dresden.de

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Birgit Berg idw

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