Bioverfahrenstechniker an der TU Dresden wollen Vitamin E aus der Sonnenblume „produzieren“

Pflanzliche Wirkstoffe und deren effiziente, ressourcenschonende Herstellung für die Pharma- und Kosmetikindustrie werden für die Forschung immer interessanter. Am Institut für Lebens- und Bioverfahrenstechnik der TU Dresden haben Wissenschaftler die Probleme traditioneller Herstellungsprozesse erkannt.

Gegenwärtig arbeiten die Experten daran, Pflanzenzellen mit den Methoden der „weißen Biotechnologie“ so zu modifizieren, dass diese höhere Wirkstoffanteile enthalten und trotzdem für die industrielle Produktion attraktiv bleiben. Dabei setzt die „weiße Biotechnologie“ biotechnologische und gentechnische Methoden für industrielle Produktionsverfahren ein.

Prof. Thomas Bley und sein junges, interdisziplinäres Forscherteam nutzen für ihre Untersuchungen vor allem Mikroorganismen wie Agrobacterium rhizogenes oder ausgewählte Enzyme, weil sie im biotechnologischen Prozess für eine höhere „Ausbeute“ sorgen. Zurzeit sind die Bioverfahrenstechniker von der TU Dresden dabei, einen industriellen Herstellungsprozess für α-Tocopherol – ein Vitamin E – zu entwickeln und diesen optimierten Prozess auch auf andere Pflanzenarten wie Salbei zu übertragen.

In der Gruppe der E-Vitamine ist α-Tocopherol eine der aktivsten Formen mit antioxidativen Eigenschaften. Auf dem Gebiet der Modifikation und Transformation kooperieren die TU-Experten mit Biologen des Instituts für Botanik der TU Dresden und Wissenschaftlern der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Eine Vision treibt sie alle an: Die Gewinnung einer optimierten α-Tocopherol -produzierenden Zellkultur aus der Sonnenblume. Mit anderen Worten: Die Forscher wollen Vitamin E aus der Sonnenblume produzieren.

Einsatzmöglichkeiten für den pflanzlichen Wirkstoff sehen sie nicht nur in der Kosmetik- und Pharmabranche oder in der Nahrungsmittelindustrie. Ihre Forschungspartner von der Professur für Holz- und Faserwerkstofftechnik der TU Dresden suchen nach Wegen, die gewonnenen Erkenntnisse für die Etablierung und Anwendung fungizider Wirkstoffe einzusetzen und diese an Werkstoffen aus Holz zu erproben.

Aber auch die im Salbei enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe wie Oleanol- und Ursolsäure fordern das wissenschaftliche Interesse der Dresdner Bioverfahrenstechniker heraus, sind sie doch wegen ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften für die Kosmetikindustrie besonders interessant. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der TU Kaiserslautern analysieren sie entsprechende Pflanzenzellen und sind dabei bereits „produktiven“ Kulturen auf der Spur. Eine eigens dafür entwickelte Analysetechnik wird dem interessierten Fachpublikum auf Europas wichtigstem Messeplatz für Biotechnologie in wenigen Tagen erstmals präsentiert.

Es spricht übrigens für die vom Europäischen Sozialfonds geförderte Nachwuchsforschergruppe aus Dresden, dass sie bei all ihren fachlichen Überlegungen auch ökonomische und ökologische Aspekte wichtig nimmt. Mitarbeiter des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Betriebliche Umweltökonomie der TU Dresden, unterstützen mit ihrem Know-how das Projekt „Produktionsprozesse für Vitamin E aus der Sonnenblume“.

Information für Journalisten:
TU Dresden, Fakultät Maschinenwesen, Institut für Lebensmittel-Bioverfahrenstechnik, Prof. Thomas Bley, Katja Geipel
Tel. + 49 351 463-32420, Fax + 49 351 463-37761
E-Mail: katja.geipel@tu-dresden.de

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Kim-Astrid Magister idw

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