CeBIT-Halbzeit: Unternehmen sehen klare Signale für Aufschwung
Die weltgrößte Computermesse CeBIT hat aus Sicht von Unternehmen und Politikern klare Signale für einen wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland gesendet. «Es geht wieder vorwärts», sagte das Vorstandsmitglied der Deutschen Messe AG, Ernst Raue, am Sonntag zur CeBIT-Halbzeit in Hannover. Aussteller berichteten von einer «Aufbruchstimmung» nach drei Jahren Branchen- Krise. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sagte bei einem Messe-Besuch am Samstag: «Ich habe wahrgenommen, es geht aufwärts. Und das ist mir das wichtigste.»
Clement meinte, von der CeBIT könnten auch andere Bereiche «wieder die Zuversicht lernen». Die IT-Branche sei einer der bedeutendsten Innovationsmotoren, der in alle zukunftsträchtigen Bereiche hineinwirke. Der Deutschland-Chef des weltgrößten Computerherstellers IBM, Walter Raizner, sagte in einem dpa-Gespräch zur CeBIT-Halbzeit: «Der Tenor ist optimistisch, potenzielle Kunden sind da, es tut sich was.» Die «negative Grundstimmung» der Deutschen sei verflogen.
An den ersten drei CeBIT-Tagen kamen nach Angaben der Messe rund 220 000 Besucher, 2003 waren es 204 000 Gäste. Allerdings fiel im Vorjahr der besonders starke Besucher-Tag Samstag nicht in die ersten drei Messe-Tage. Die CeBIT ist in diesem Jahr mit sieben Tagen um einen Tag kürzer als die 2003. Eine Prognose zur Gesamt-Besucherzahl in diesem Jahr wollte Raue nicht abgeben. 2003 war die Zahl der CeBIT-Besucher um 17 Prozent auf 560 000 eingebrochen.
Das Vorstands-Mitglied des Branchenverbandes BITKOM, Peter Wagner, sagte, nicht die absolute Besucherzahl sei wichtig, sondern die wachsende Zahl der Entscheidungsträger auf der CeBIT. Raue sprach von einer «gestiegenen Innovations- und Investitionsbereitschaft» der Besucher.
Bis zum Mittwoch noch zeigen mehr als 6400 CeBIT-Aussteller aus 64 Ländern Neuheiten bei der Informationstechnologie und der Telekommunikation. Schwerpunkte sind mobiles Internet, der Start der neuen Mobilfunktechnik UMTS sowie digitale Unterhaltungselektronik. Großes Interesse besteht auch an dem neuen Mobilfunk-Service «Push to Talk». Das amerikanische Mobilfunk-Unternehmen Motorola erwartet bereits im kommenden Jahr den Durchbruch für den Service, der das Handy zu einer Art Walkie-Talkie macht. Motorola will «Push to Talk» bereits in diesem Jahr auch in Deutschland starten.
Ein weiterer Schwerpunkt auf der CeBIT war am Wochenende die geplante elektronische «Jobcard». Wie Bundeswirtschaftsminister Clement am Samstag sagte, soll die Karte von 2007 an in Deutschland eingeführt werden. Auf der «Jobcard» sollen sämtliche Sozialversicherungsdaten der Beschäftigten gespeichert werden. Die Firmen können sie auch zur Lohnbuchhaltung einsetzen. Die «Jobcard» könne die deutsche Wirtschaft um rund 500 Millionen Euro Kosten entlasten.
Das Projekt werde nach der Einführung der digitalen Gesundheitskarte angegangen, sagte Clement. Geplanter Starttermin für diese Karte ist 2006. Clement zeigte sich zuversichtlich, dass die deutsche IT-Industrie in der Lage sei, das Projekt umzusetzen. Die Gesundheitskarte ermögliche eine erhebliche Kostenreduzierung im Gesundheitswesen. Nach Einschätzung der Industrie wird das Projekt bis zu 1,7 Milliarden Euro kosten. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) will die elektronische Gesundheitskarte am Montag auf der CeBIT vorstellen. In der Industrie gilt es als eines der weltweit größten Vorhaben der Informationstechnologie.
Unterdessen forderte Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) eine verbesserte Sicherheit für drahtlose Internet-Verbindungen. Er verwies am Samstag in einem dpa-Gespräch auf Schätzungen von Experten, wonach bis 2006 allein in Europa rund 20 Millionen Menschen öffentliche Funk-Zugänge ins Netz (WLAN) nutzen werden. Allerdings sei schätzungsweise die Hälfte aller Hotspots gegen Angriffe ungeschützt. Schily appellierte an die Hersteller drahtloser Computernetze, die Arbeiten an sicheren WLAN zu beschleunigen.
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