Sicher zum Ziel

auf der CeBIT, Halle 9 Stand B 36, zeigt das Fraunhofer IITB Innovationen rund um das Thema „Safety“:

– Krisenmanagement am Digitalen Lagetisch
– Videoüberwachung aus der Luft
– Mobilität im Gelände für bewegungseingeschränkte Menschen

Der Nachrichtenüberblick bringt uns Katastrophen und Bedrohungen täglich direkt ins Wohnzimmer. Egal ob von Menschen verursachte Gewalt und Terror oder durch Naturgewalten ausgelöste Ereignisse – ein latentes Gefühl der Angst und Ohnmächtigkeit macht sich breit und beeinträchtigt unsere Lebensqualität, auch wenn wir selbst nicht direkt betroffen sind.

Wie kann sich der Mensch besser schützen und an welchen Stellschrauben kann man drehen, um hier Verbesserungen zu bewirken? Das Fraunhofer IITB (Institut für Informations- und Datenverarbeitung, Karlsruhe) zeigt auf der CeBIT Innovationen aus verschiedenen Bereichen der Sicherheit. Die Gefahr kann nicht immer beseitigt werden. Aber die Technik kann den Menschen durch Informationsbeschaffung und -verteilung hier unterstützen. Die richtigen Experten können schneller zusammengeführt werden, um Abwehr- und Vorsorge-entscheidungen zu treffen und Hilfsmaßnahmen einzuleiten.

Krisenmanagement an einem digitalen Lagetisch:

Gezeigt wird der Prototyp eines digitalen Lagetischs mit Fovea-Tabletts® – ein Multi-Display-Arbeitsplatz – an dem Einsatzteams interdisziplinär und interaktiv im Krisenmanagement kooperieren können, z.B. die Planung der Sicherheitsvorkehrungen für einen wichtigen Staatsbesuch.

Der Tisch bietet eine großformatige Projektionsscheibe, auf der das Gelände oder die Stadt im Überblicksbild eingeblendet wird. Hier entwirft das Team die Streckenplanung, z. B. den Weg vom Flughafen in das Regierungsviertel – und bestimmt auch gleich die „kritischen“ Stellen.

Jedes Teammitglied verfügt über einen Tablet-PC, den man frei auf der Großprojektion bewegen kann, wobei durch ein Tracking-System die Tablett-PCs jederzeit „wissen“, wo sie sich gerade im Lagebild befinden. Auf den Tablett-PCs erscheint nun ein hochaufgelöstes Detailbild des darunter befindlichen Gebiets.

Gibt es einen U-Bahnabgang, eine Einmündung, ein Restaurant oder einen Kanaldeckel, der potenziellen Terroristen die Möglich-keit eines Verstecks oder Anschlagsziels bieten könnte?

Als dritte Informationsquelle verfügt der Lagetisch über einen senkrechten 45-Zoll-Monitor auf dem Kontextinformationen, z.B. Internetseiten, Live-Bilder, Luftbilder, Fahrpläne oder Infrastruktur-Systeme angezeigt werden können.Alle Teammitglieder sind permanent auf dem selben Informations-stand und können so sehr viel schneller den Einsatzplan erarbeiten und an die Kräfte vor Ort weiterleiten. Die gleichen Möglichkeiten eröffnet die neue Technologie natürlich auch den Krisenstäben bei Naturkatastrophen, Rettungseinsätzen oder der Planung von Großveranstaltungen.

Videoüberwachung aus der Luft:

Im Softwarebereich entwickelte das IITB für Überwachungs-aufgaben das automatische Bildauswertungs-Verfahren m³motion für Video- oder auch Infrarotmaterial. Mit Hilfe dieser Software können im Videostrom gleich 3 Aufgaben in Echtzeit erfüllt werden:
– mit m³motion-mosaik kann, ebenfalls in Echtzeit, aus den einzelnen Bildern eines Videos ein Bildteppich generiert werden. Gerade beim Überfliegen eines Geländes ist durch den „Strohhalmblick“ im Sucher der Kamera die Arbeit für die Einsatzkräfte sehr anstrengend und birgt somit Fehlerquellen. Durch den Bildteppich erhält der Kameramann einen verwackelungsfreien und großflächigen Überblick der gesamten Szene, was ihm die Orientierung enorm erleichtert. So kann das Bodenteam schnell und einfach den Einsatzort erreichen.

– mit m³motion-detect lassen sich bewegte Objekte (z. B. eine flüchtende Person) auch von einem Fahrzeug oder aus einem Hubschrauber heraus im Visier behalten. Der Bildalgorithmus rechnet die Eigenbewegung des Verfolgers automatisch aus der Sequenz heraus und markiert die Bewegung des verfolgten Objekts. Selbst wenn der Flüchtende kurzzeitig in einem Tunnel verschwindet oder durch Büsche verdeckt wird, findet das System ihn wieder. Die Bayerische Polizeihubschrauberstaffel testet derzeit das Verfahren mit besten Ergebnissen bei ihren Einsätzen.

– mit m³motion-steady wird eine extrem gute Bildstabilisierung erreicht, da das System gleich 8 Parameter, also nicht nur einfache Bewegungen sondern auch Rotation und Zoomen, ausgleichen kann. Das ist gerade für den Einsatz in Fahrzeugen oder Flug-geräten eine bisher unerreichte Qualitätsverbesserung der Aufnahmen.

Mobilität im Gelände für bewegungseingeschränkte Menschen:

Im Rahmen langfristiger Forschungen im Fraunhofer Anwendungszentrum Systemtechnik Ilmenau, der TU Ilmenau und bei industriellen Partnern wurden intelligente stationäre und mobile Assistenzsysteme für das Erkennen, Beseitigen und Überwinden von Barrieren entwickelt und getestet.In Deutschland leben etwa 4 Millionen Menschen mit Geh-Behinderung, davon sind ca. 350.000 – 400.000 Rollstuhlfahrer.

Für diese Mitbürger hat die Firma Otto Bock Health Care GmbH den Rollstuhl Superfour entwickelt, mit dem auch Fahrten in unwegsamem Gelände wieder möglich sind. Das Fahrzeug hat einen Vierrad- und Hybridantrieb, eine geländegängige Karosserie mit dicken Profilreifen, Halogenscheinwerfer und Mittellenkung für einen extrem kleinen Wendekreis.
Vom Fraunhofer Anwendungszentrum AST, das als Außenstelle des IITB in Thüringen verbunden mit der TU Ilmenau angesiedelt ist, wird dieses Fahrzeug zusätzlich mit „Intelligenz“ ausgestattet und deshalb als „Superfour in“ bezeichnet. Das on-board Fahrzeug-Kommunikations- und Kontrollsystem (VCCS) wurde von Fraunhofer Forschern aus Ilmenau als ein-gebettetes Modul entwickelt.

Als stationäre Basisstation hält das „Care-Service-Center“ zum Fahrer und zum Fahrzeug im Gelände telemetrisch Kontakt. Sowohl die zentrale als auch die dezentrale Intelligenz an Bord des Fahrzeuges sichert die Mission des Menschen im Hintergrund ab. Online erfasst werden Bewertung und Prognose wesentlicher Zustände des Fahrers, des Fahrzeuges und der Umwelt. Die Vitaldaten können genauso aufgenommen und übermittelt werden, wie die Position des Fahrzeugs. Notwendige Kooperationen mit Dienstleistern (Rettung, Taxi, u. a.) sind im System ebenfalls realisiert wie das Planen und das Umplanen von Fahrtrouten u. a. bei unvorhersehbaren Ereignissen. Es wird auf der CeBIT außerdem gezeigt, dass das Gesamtsystem von intelligentem Fahrzeug und stationärer Leitstelle wesentlich dazu beiträgt Mobilitätsbarrieren zu überwinden bei gleichzeitiger Stärkung der Individualität und der Selbstverwirklichung des Nutzers.

Zum System gehört weiterhin das stationäre Informationsterminal TAS-info, das auch dem Rollstuhlfahrer durch seine Gestaltung eine nutzerfreundliche Bedienung ermöglicht. Wertvolle Infor-mationen für Gehbehinderte stellen u. a. Wegbeschreibungen, Wegeanforderungsprofile und Leistungsangebote dar.

Erste Tests in der Mittelgebirgsregion Thüringens werden präsentiert und zukünftige Entwicklungen auf dem Gebiet der mobilen Assistenzsysteme für Gehbehinderte skizziert.

Ansprechpartnerin:
Sibylle Wirth
wirth@iitb.fraunhofer.de

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