Fast jeder fünfte Deutsche telefoniert schon über das Internet
Bis vor wenigen Jahren nutzten nur echte Computerfreaks das World Wide Web zum Telefonieren. Schließlich war es nicht jedermanns Sache, mit einem Headset vor dem PC Platz zu nehmen, um mit Geschäftspartnern oder Freunden Neuigkeiten auszutauschen. Doch der Breitband-Boom hat die Telefonie über das Internet-Protokoll (im Fachjargon: Voice over IP oder kurz: VoIP) salonfähig gemacht. Selbst dem „Duden“ ist „voipen“ inzwischen ein Begriff. Heute benötigt man zur Nutzung der innovativen Technik, bei der die Sprache in Form von Datenpaketen versendet wird, weder ein Headset noch einen PC.
Die meisten handelsüblichen Telefongeräte sind mit einem einfachen Adapter aufrüstbar. Die CeBIT als wichtigste Messe der digitalen Welt trägt vom 15. bis 21. März 2007 dem Trend zur Internet-Telefonie mit der Darstellung zahlreicher neuer Lösungen Rechnung. In Halle 13 feiert darüber hinaus das Forum „IP-Central@CeBIT“ mit täglich wechselndem Vortragsprogramm Premiere.
Nach einer aktuellen Studie des Marktforschungsinstituts IDC telefoniert derzeit schon fast jeder fünfte Bundesbürger über das Internet, in Frankreich sind es sogar nahezu 50 Prozent. Besonders bei den 18- bis 29-Jährigen ist der Smalltalk über das Datennetz beliebt. Doch auch gewerbliche Nutzer freuen sich über die handfesten Kostenvorteile: „Unternehmen, die auf Voice over IP umsteigen, können bis zu 30 Prozent sparen“, erklärt Willi Berchtold, Präsident des BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien). Dabei spielt vor allem die Tatsache eine Rolle, dass man im Firmennetz weltweit Gespräche zum Ortstarif führen kann, und die Mitarbeiter überall unter derselben Telefonnummer erreichbar sind
Live auf der CeBIT: alle Innovationen zum Thema VoIP
AVM beispielsweise zeigt erstmals seine Fritz!Box Fon WLAN 7270. Die Datendrehscheibe ermöglicht über ADSL2+ oder VDSL Internetverbindungen mit bis zu 50 Megabit pro Sekunde. Außerdem funkt das AVM-Flaggschiff im neuen schnellen WLAN-Standard 802.11n. Die integrierte Telefonanlage sorgt für VoIP-Übertragungen in besonders hoher Audioqualität. Netgear ist mit seinem neuen DECT-Dualphone SPH200D ebenfalls bestens für die Internet-Telefonie gerüstet. Mit dem smarten Gerät kann man wahlweise über den VoIP-Anbieter Skype oder das klassische Festnetz telefonieren. Außerdem bietet das Dualphone ein hochwertiges Farbdisplay sowie ausdauernde Standby- und Gesprächszeiten. Eine Weltpremiere kommt aus Frankreich nach Hannover: Sagem zeigt IP-Fax-Geräte, die erstmalig Telefonie und Faxfunktion über das Internet in einem Gehäuse vereinen. Die IP-Phonefaxe 43A und 49A sind Wireless-LAN-fähig, können aber auch direkt an einen DSL-Router oder ein entsprechendes Modem angeschlossen werden.
Zahl der WLAN-fähigen Telefone und mobilen VoIP-Applikationen wächst rasant
Natürlich spielt die Internet-Telefonie auch bei den Festnetz- und Mobilfunkanbietern eine wichtige Rolle. Fixed Mobile Convergence (FMC) heißt hier der Trend auf der CeBIT: Mit der neuen Gerätegeneration telefoniert man nicht nur zuhause über das World Wide Web, sondern auch unterwegs, wenn ein Wireless-LAN-Netz verfügbar ist. Am IP-basierten Transport der Sprachtelefonie führt also kein Weg mehr vorbei. So hat der niederländische Telekommunikationskonzern KPN angekündigt, sein traditionelles Telefonnetz im Jahr 2010 komplett auf die IP-Telefonie umzustellen. Arcor präsentiert in Hannover sein neues Next Generation Network (NGN). Die traditionelle technische Trennung zwischen Telefon- und Datenanschluss gehört damit der Vergangenheit an. Auch die Deutsche Telekom arbeitet gemeinsam mit IBM an einer NGN-Architektur für ihr Netz.
Ein weiteres CeBIT-Trendthema sind mobile VoIP-Anwendungen. Für populäre Smartphone- und Handy-Betriebssysteme wie das neue Windows Mobile 6 oder Symbian OS stehen Software-Clients bereit, die mobile Telefonate zu wesentlich günstigeren Konditionen als im Mobilfunknetz ermöglichen – vor allem im Ausland. Experten rechnen für die nächsten Jahre mit einem starken Wachstum der mobilen Internet-Telefonie: Die Marktforscher von Analysys Research sagen voraus, dass schon 2012 in Westeuropa etwa sieben Milliarden Euro Umsatz mit VoIP per Handy zu erwirtschaften sind. Neben der Software ist zur Nutzung lediglich eine Wireless-LAN-Schnittstelle nötig – und die haben inzwischen fast alle Handys der Business-Class: Die Branchenorganisation Wi-Fi-Alliance hat seit 2004 knapp 100 Telefonen die Wi-Fi-Zertifizierung erteilt und rechnet für 2007 mit einer erheblichen Steigerung. „Die Zunahme spiegelt den Enthusiasmus der Telekommunikationsanbieter in Bezug auf die Sprach- und Datenfunktionen wider, die Wi-Fi für Mobiltelefone bringt“, berichtet Frank Hanzlik, Managing Director der Allianz. Ihr gehören namhafte Hersteller wie Acer, Fujitsu-Siemens, Samsung Electronics, Sony Ericsson und Toshiba an.
Mecklenburg-Vorpommern führt Internet-Telefonie im großen Stil ein, Baden-Württembergische Universität mit 6 000 IP-Telefonen Als erstes deutsches Bundesland setzt Mecklenburg-Vorpommern seit diesem Jahr komplett auf die Internet-Telefonie. Innenminister Lorenz Caffier (CDU): „Das Land setzt mit der Einführung auf eine zukunftssichere Technologie.“ Zudem könne man durch die Umstellung der rund 38 000 Telefonanschlüsse in den nächsten Jahren mehrere Millionen Euro Gebühren sparen. Bereits in Betrieb genommen hat die Universität Stuttgart ihre IP-basierte Telefonanlage, die rund 6 000 IP-Telefone verbindet. Die neue Anlage soll nicht nur die Arbeitsabläufe effizienter machen, sondern auch alle Kommunikationswege wie Telefon, Voicemail, E-Mail und Fax in benutzerfreundlicher Form zusammenführen.
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