Wissenschaftler aus Nordrhein-Westfalen zeigen auf der CeBIT ihre innovativen Produktideen
Neun nordrhein-westfälische Hochschulen präsentieren am Gemeinschaftsstand des Innovationsministeriums auf der CeBIT ihre praxisorientierte Forschung. Die Wissenschaftler aus NRW stellen auf der Messe, die vom 15. bis 21. März in Hannover stattfindet, 13 Projekte aus der Informations- und Kommunikationstechnologie vor. Am Stand „Innovationsland NRW“ in Halle 9, Stand C 16, reicht die Bandbreite der Exponate von einem per Handy ferngesteuerten Roboter über einen DVD-Player, der Blutwerte analysiert, bis zum GÜTER-System. Dieses System stellt sicher, dass die Feuerwehr automatisch benachrichtigt wird, wenn ein mit Gefahrgut beladener Lkw in einen Unfall verwickelt wird. Die Nachricht an die Feuerwehr enthält Informationen über den Unfallort und die Art des Gefahrguts. Das NRW-Schulministerium und T-Systems stellen am Stand des Innovationsministeriums eine Internet-Lernplattform vor, die schon 90.000 Schüler und Lehrer an 530 Schulen nutzen. Das Land NRW ist außerdem mit dem Gemeinschaftsstand des Wirtschaftsministeriums in Halle 3, Stand C 03, und mit dem Gemeinschaftsstand der NRW-Landesverwaltung in Halle 9, Stand D 25, vertreten.
Folgende Projekte der Hochschulen und Forschungseinrichtungen werden am NRW-Stand „Innovationsland NRW“ (Halle 9, Stand C16) präsentiert:
Fachhochschule Aachen:
Das Labor für Nachrichtenverarbeitung und Mikrorechner der FH Aachen zeigt am Gemeinschaftsstand des Innovationsministeriums einen Computer mit DVD-Laufwerk, der zur schnellen und kostengünstigen Analyse von Blutproben in Arztpraxen genutzt werden soll. Ziel des Projektes ist es, auf der Basis gängiger Technologien ein einziges Gerät für die Untersuchung möglichst vieler Blutwerte zu entwickeln. Die Wissenschaftler der FH Aachen arbeiten an diesem „Labor im DVD-Player“ zusammen mit der Braunschweiger Firma Trace Analytics. Für die Analyse wird die Blutprobe in Mikro-Kanäle auf einer Scheibe im DVD-Format gefüllt. Beispielsweise könnte der Cholesterin-Wert ermittelt werden, indem ein Farbreagenz in den Kanälen mit der Blutprobe reagiert und je nach Cholesterin-Wert unterschiedliche Farbtöne anzeigt. Wie eine herkömmliche DVD wird die Scheibe dann ins DVD-Laufwerk geschoben, wo der Laser den Farbton in den Kanälen „ausliest“. Mit Hilfe der von der FH Aachen entwickelten Software sollen diese Daten in Blutmesswerte umgerechnet und auf dem Computerdisplay angezeigt werden. Das Gerät, das bis Ende des Jahres zu einem Prototyp entwickelt werden soll, ist am Stand zu sehen.
Universität Wuppertal:
Der Fachbereich Maschinenbau der Universität Wuppertal kommt mit dem „Bücherfuchs“ auf die Messe. Das Buch-Scannersystem erfasst die Buchseiten automatisch und blättert sie um, das Scannen dauert pro Doppelseite 10-15 Sekunden. Der einfach zu bedienende „Bücherfuchs“ soll mit 25.000 Euro so viel wie ein manueller Scanner kosten. Damit ist das in Wuppertal entwickelte Gerät rund 10-mal billiger als auf dem Markt befindliche automatische Scanner. Hochschul-Bibliotheken und Archive könnten mit dem „Bücherfuchs“ eigene Buch- und Zeitschriftenbestände kostengünstig digitalisieren und ihren Nutzern zur Verfügung stellen. Der „Bücherfuchs“ ermöglicht auch, Texte in Blindenschrift auszugeben oder sie vorlesen zu lassen, um sie blinden und sehbehinderten Studenten zugänglich zu machen. Für die Produktion des Scanners suchen die Wissenschaftler Partner.
FernUniversität in Hagen:
– Per Handy mit einem Roboter telefonieren und ihm aus der Ferne Anweisungen geben: Wie das geht, demonstriert auf der CeBIT das Lehrgebiet Prozesssteuerung und Regelungstechnik der FernUniversität in Hagen. Die Messe-Besucher können den fahrbaren, rasenmähergroßen Roboter durch Befehle fernsteuern, die sie in ein Handy sprechen. „Antworten“ des Roboters werden vom Telefon ebenfalls als Sprache ausgegeben. Die Kamera, die auf dem Roboter montiert ist, schickt die gewünschten Bilder über das Internet an das Mobiltelefon zurück. Ziel ist es, solche Roboter zur Inspektion von Kanälen oder Pipelines einzusetzen. Außerdem zeigen die Wissenschaftler das PEDIAPHON, das gesprochenen Text und Podcasts für MP3-Player und Handies aus Wikipedia-Artikeln generiert. Wer eine SMS mit einem Stichwort an eine bestimmte Nummer sendet, kann sich wenige Minuten später den entsprechenden Wikipedia-Artikel von einer Computerstimme vorlesen lassen oder als MP3 abrufen.
– Wissenschaftler der FernUniversität Hagen haben in Zusammenarbeit mit der Firma Aladdin Knowledge Systems einen sicheren Speicherort für digitale Zertifikate entwickelt, der wie ein USB-Stick funktioniert. Bei digitalen Zertifikaten handelt es sich um eine Art „digitaler Personalausweis“. Mit dem rund drei Zentimeter langen „E-Token“ können sich die Studierenden der FernUniversität ohne zusätzliches Lesegerät an jedem beliebigen Computer mit ihrem Zertifikat eindeutig ausweisen, um sich für Seminare und Prüfungen anzumelden oder Prüfungsergebnisse sicher abzufragen. An der FernUniversität sind 35.000 Zertifikate im Einsatz, andere Hochschulen haben das System bereits übernommen. Auch Unternehmen könnten ihre Mitarbeiter mit einem solchen digitalen Ausweis ausrüsten.
– Das Mobile Education Center of Excellence an der FernUniversität in Hagen präsentiert auf der CeBIT ihr Autorenwerkzeug für Mobile Learning. Mit dieser Software kann jedermann in wenigen Minuten und ohne jegliche Programmierkenntnisse seine eigenen Lernangebote für mobile Endgeräte wie Handy, Smartphones oder Personal Digital Assistants (PDAs) kreieren. Die Bandbreite an Anwendungsfeldern reicht von einem Geschichts-Quiz für die Schule über Tests für die Prüfungsvorbereitung an Hochschulen bis hin zu Aufgaben im Rahmen der Erwachsenenweiterbildung. Auf der CeBIT können die Besucher selbst mobile Lernangebote erstellen und bei einem Handy-Gewinnspiel ihr Wissen über das Land Nordrhein Westfalen testen.
Fachhochschule Köln:
Das Fachgebiet für Datennetze an der FH Köln stellt auf der CeBIT das Forschungsprojekt „QoSSIP“ vor. Ziel des Projektes ist es, Lösungen für Netzbetreiber zu erarbeiten, mit denen sie zeitkritische Datenströme ohne Qualitätsverlust übertragen können. Beispielsweise bei der Internettelefonie oder in Video-Konferenzen werden die Daten durch eine Vielzahl von Netzen (DSL, Internetprovider, Netz des Empfängers) geschleust, die getrennt voneinander verwaltet werden. Eine einzige überlastete Strecke setzt die Qualität des Gesprächs oder der Videoübertragung dabei deutlich herab. Die Wissenschaftler haben im Rahmen des Forschungsprojektes die Software NetGen entwickelt, die die verschiedenen Probleme bei der Datenübertragung simuliert. Das Wissen über diese Probleme hilft bei der Entwicklung einer neuen Generation der Datenübertragung, bei der das Telefonnetz mit der Technologie des Internets verschmelzen soll. Auf der Messe können die Besucher an einem Telefon selbst testen, wie sich die Verzögerung der Übertragung oder der Verlust von Datenpaketen auf die Qualität eines Internet-Telefonats auswirken.
Universität Paderborn:
– Das Fachgebiet „Computeranwendungen und Integration in Konstruktion und Planung“ der Universität Paderborn zeigt auf der Messe aktuelle Forschungsprojekte aus den Bereichen Sicherheit und Industrie. Das im EU-Kooperationsprojekt SHARE für die Feuerwehr entwickelte System leistet auf der Basis von GPS-Daten und Luftbildaufnahmen ein effizientes Einsatz- und Ressourcenmanagement. Es ermöglicht den Einsatzleitern, beispielsweise bei einem Großbrand, Informationen über die genaue Position der Einsatzkräfte sowie über noch verfügbare Einheiten und Fahrzeuge zu bestimmen und einzugeben. Die Messe-Besucher können das System testen und das Szenario eines Notfalls am Beispiel des Dortmunder Westfalen-Stadions durchspielen. Für die Sicherheit des Güterverkehrs haben die Paderborner Wissenschaftler das GÜTER-System entwickelt. In der Spedition werden Gefahrenstoffe mit RFID-Chips gekennzeichnet und Daten über ihre Eigenschaften in einer Datenbank gespeichert. Falls der Lkw, auf den sie verladen wurden, in einen Unfall verwickelt wird, erhält die Feuerwehr automatisch eine SMS über den genauen Unfallort und die Art des Gefahrguts.
– Zusammen mit der Firma kachel haben das C-LAB (die Innovationswerkstatt von Siemens und der Universität Paderborn) und die Technologietransferstelle der Universität Paderborn das System „Patentworkflow“ entwickelt. Diese webbasierte Lösung deckt den ganzen Prozess an der Hochschule von der Erfindung über die Patentanmeldung bis zur Verwertung eines Patents ab. Für die erfolgreiche Patentverwertung müssen viele Partner innerhalb und außerhalb der Hochschule zusammen arbeiten und umfangreiche Informationen austauschen. Diesen Vorgang vereinfacht und beschleunigt die vorgestellte Lösung, die Mitte des Jahres marktreif werden soll. Interessant ist sie außer für Hochschulen auch für Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Unternehmen.
RWTH Aachen:
– Die RWTH Aachen ist in der ersten Runde der Exzellenzinitiative bundesweit als einzige Universität mit einem Forschungscluster im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik erfolgreich gewesen. Das Forschungscluster „Ultra high-speed Mobile Information and Communication“ (UMIC), an dem 12 Lehrstühle der Informatik, der Elektrotechnik und der Informationstechnik der RWTH Aachen beteiligt sind, stellt sich auf der CeBIT vor. Das Cluster erforscht, wie in Zukunft große Datenmengen in hoher Qualität, sicher und bezahlbar im Mobilfunk übertragen werden können. Dazu gehört die Erforschung innovativer Hardware-Architekturen, Übertragungstechnik und Netzwerke genauso wie die Untersuchung zukünftiger mobiler Dienste und Anwendungen.
– Die Wissenschaftler des Lehr- und Forschungsgebietes „Computational Materials Engineering“ der RWTH Aachen stellen auf der CeBIT eine Konzeption zum Management und zur Optimierung von Produktportfolios vor. Es erlaubt den Unternehmen die Komplexität ihrer unterschiedlichen Produkt-Varianten zu beherrschen. Dazu gehört auch, vorher zu simulieren, welche Bauweisen und Kombinationen sinnvoll sind. Die Forscher zeigen auch ein Modellverfahren für die Herstellung von Materialien. Die in Aachen entwickelte Simulation kombiniert Informationen über physikalische Eigenschaften mit denen über die Mikro- und Nanostruktur von Werkstoffen. Durch die Simulation von Versuchsreihen am Computer ermöglicht das Modellverfahren die schnellere und kostengünstigere Entwicklung beispielsweise von Stahl mit besonderen Eigenschaften, weil weniger der teuren Versuchsreihen im Labor nötig sind. Die Wissenschaftler demonstrieren auch die Funktionsweise des von ihnen entwickelten Simulators zur Analyse von Betriebsabläufen. Der Simulator bildet den Warenfluss in Unternehmen nicht nur ab, sondern zeigt auch Möglichkeiten zur Optimierung der Abläufe auf.
Fachhochschule Gelsenkirchen:
Die Informatiker der Fachhochschule Gelsenkirchen machen auf der CeBIT auf Sicherheitslücken bei der Handy- und Computernutzung aufmerksam. Dafür zeigen sie mehrmals täglich Rollenspiele: Bei „Live Hackings“ demonstrieren zwei Mitarbeiter des Instituts für Internet-Sicherheit als „Hacker“ und als „Nutzer“, wie leicht Telefonbücher von Handies ausgelesen werden oder über Internet geführte Telefonate (Voice over IP) mitgehört werden können. Die Gelsenkirchener Informatiker stellen am NRW-Stand drei ihrer Projekte für mehr IT-Sicherheit vor, ein Frühwarn-System für Internetangriffe, die Sicherheitsplattform Turaya und den „IP Reputation Service“. Mit Hilfe des „IP Reputation Service“ zur Abwehr von Spam-Mails sollen vertrauenswürdige Anbieter von Internet-Diensten untereinander Informationen über IP-Adressen abgleichen, von denen Spam oder Viren verschickt wurden. So kann die Spam-Flut drastisch reduziert werden, da die Qualität der IP-Bewertung die bisherigen IP-Negativlisten deutlich übersteigt.
Universität Münster:
Das an der Universität Münster angesiedelte European Research Center for Information Systems (ERCIS) präsentiert auf der CeBIT mit PICTURE ein Werkzeug, das öffentliche Verwaltungen in die Lage versetzt, ihre gesamten Geschäftsprozesse effizient zu erfassen und transparent darzustellen. Die genaue Kenntnis der Abläufe ermöglicht es, Reorganisationspotenzial aufzuzeigen und den Nutzen von Informationstechnologie im Vorfeld einer Investitionsentscheidung zu ermitteln. Somit können Verwaltungen Informationstechnologie gezielt dort einführen, wo diese den größten Nutzen stiftet. Das PICTURE-Konsortium umfasst neben ERCIS elf weitere Partner aus sechs europäischen Ländern.
Fachhochschule Dortmund:
Der Fachbereich Informatik zeigen am Stand zwei Anwendungen, die auf OLCD-Displays beruhen. OLCD-Displays bestehen aus winzigen Kügelchen, die eine weiße und eine farbige Seite haben und sich auf einen elektronischen Impuls hin drehen. Beim elektronischen Namensschild, das ohne Batterien auskommt, werden die gewünschten Informationen vom Computer auf das Display übertragen. Nach Trennung der Verbindung bleibt der Name auch ohne weitere Stromzufuhr sichtbar. Die Dortmunder Wissenschaftler zeigen auch ein kabelloses Türschild, das mit Solarenergie betrieben wird. Es kann per SMS und MMS Informationen über das Mobilfunknetz empfangen – zum Beispiel darüber, welches Seminar als nächstes stattfindet – die es dann bis zur nächsten Nachricht anzeigt. Ein Dozent könnte aber auch den wartenden Studierenden per SMS die Nachricht aufs Türschild schicken, dass er im Stau steht und später kommt. Ein weiterer Vorteil des Schildes ist, dass es angebracht werden kann, ohne Kabel zu verlegen. Auf der Messe können die Besucher selbst Informationen an das Türschild schicken.
Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW und T-Systems:
Das NRW-Schulministerium und T-Systems präsentieren auf der CeBIT ihre in Kooperation mit den Bildungsverlagen Cornelsen und Klett entwickelte Internet-gestützte Lernplattform. 530 Schulen und rund 90.000 Schüler und Lehrer in NRW nutzen sie in mehreren breit angelegten Projekten. 10 Weiterbildungskollegs nutzen sie für den abendgymnasialen Lehrgang in Teilpräsenz abitur-online.nrw. Für SelGO (Selbstständiges Lernen in der Gymnasialen Oberstufe) steht ein breites Angebot speziell entwickelter multimedialer Online-Lerneinheiten in den Fächern Deutsch, Englisch, Mathematik und Sozialwissenschaften/Wirtschaft für rund 200 Gymnasien, Gesamtschulen, Berufs- und Weiterbildungskollegs auf der Plattform bereit. 340 Hauptschulen nutzen bei eFit.nrw Diagnose- und Fördermaterialien für die Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik. Über die Lernplattform können Lehrer Unterrichtsstunden oder Selbstlerneinheiten für Schüler zusammenstellen, ihnen je nach Fähigkeiten unterschiedliche Aufgaben stellen oder Online-Arbeitsgruppen bilden. Schüler können Stoff erarbeiten und selbst ihren Wissensstand testen, am PC zu Hause oder in der Schule. Die Besucher können sich auf der CeBIT auf der Lernplattform umschauen und die Materialien und ihre Einsatzmöglichkeiten ausprobieren.
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Weitere Informationen:
http://www.innovation.nrw.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: CeBIT 2007
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