CeBIT bietet IT-Start-Ups eine attraktive Bühne
Wer derzeit ein IT-Unternehmen gründen will, braucht ein gesundes Selbstbewusstsein und das nötige Startkapital. Trotz der allgemeinen Verunsicherung in der Wirtschaft sind die Chancen auf eine Kapitalspritze nicht so schlecht wie man denkt.
Während Venture Capital Gesellschaften Kapital bereitstellen, fördert die CeBIT 2009 junge innovative Unternehmen erstmals mit zwei speziellen Start-Up- Plattformen.
Gerade jungen Technologieunternehmen bietet der Auftritt auf der CeBIT, vom 3. bis 8. März 2009, eine Gelegenheit, die Geschäftsidee einem internationalen Publikum zu präsentieren und neue Geschäftskontakte zu knüpfen. 'Unser Start-Up-Programm in den Hallen 5 und 6 ist für junge Unternehmen ideal, um Neukunden anzusprechen, interessante Kooperationen mit Branchenvertretern anzustoßen und die eigene Marke aufzubauen', erklärt Ernst Raue, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Messe AG.
Jedoch kostet ein Messeauftritt Geld. Angesichts der hohen Investitionen, die für den Aufbau eines Unternehmens und dessen Etablierung am Markt nötig sind, stellt sich generell Frage, wie es Jungunternehmer schaffen, an Kapital zu kommen, vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen Situation.
Die Kapitalsuche ist jedoch nicht so aussichtslos wie man im ersten Moment vermuten könnte, da die Banken bereits vor der Finanzkrise eher zögerlich waren. Sie scheuten das Risiko, in Unternehmen zu investieren, die lediglich eine Idee und bestenfalls erste Entwicklungen aber wenige Sicherheiten zu bieten hatten. Auf Frühphasenfinanzierungen im Technologiesektor sind dagegen Venture Capital Gesellschaften (VC Gesellschaften) spezialisiert. Sie beteiligen sich an den Unternehmen und stellen neben Kapital auch Beratungsleistung bereit. Ziel ist, die Beteiligung nach ein paar Jahren gewinnbringend zu verkaufen. Das Kapital stammt nicht von Banken, sondern von selbst aufgelegten Fonds, die institutionelle Anleger und große Privatinvestoren speisen.
Laut dem Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) flossen im ersten Halbjahr 2008 in Deutschland 446,4 Millionen Euro in Venture Capital Fonds. Im Vergleich dazu betrug die Summe im Vergleichszeitraum des Vorjahres 631,89 Millionen Euro. Da die Kapitaldecke zurzeit insgesamt dünner ist, finden sich auch weniger Investoren für Venture Capital. Der Rückgang wird sich dementsprechend vermutlich fortsetzen. Problematisch ist für VC Unternehmen zudem, dass sie sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten intensiver um ihre Beteiligungsunternehmen im Portfolio kümmern und sie länger finanzieren müssen. Da in vielen Fällen die Umsätze der Portfoliounternehmen zurückgehen, benötigen sie zusätzliches Kapital. Ausstiegsmöglichkeiten wie Firmenverkäufe oder Börsengänge bieten sich nur in seltenen Fällen.
Obwohl auch VC Gesellschaften aktuell mit Herausforderungen kämpfen müssen, ist ihre Lage insgesamt stabil. Der Beteiligungsprozess hängt nicht direkt von aktuellen Entwicklungen am Kapitalmarkt ab und bietet gewisse Spielräume, um günstige Gelegenheiten für bestimmte Vorgänge wie den Einstieg und Ausstieg aus den Unternehmen abzuwarten.
Einige VC Gesellschaften wie Wellington Partners, Earlybird und Nehaus Partners sind derzeit ideal positioniert, da sie noch vor der Finanzkrise neue Fonds aufgelegt haben und nun mit vollen Kassen bereit stehen. Gute Finanzierungschancen bestehen gerade für Unternehmen in der Frühphase auch durch den High-Tech-Gründerfonds, zu dessen Investoren namhafte deutsche Industriekonzerne wie Siemens, Bosch und Daimler sowie das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie zählen.
Vor allem auf Grund der momentanen Krise ist laut Frank Böhnke, General Partner von Wellington, nun der ideale Zeitpunkt, eine Firma aufzubauen: 'In einer wirtschaftlichen Tiefphase kann eine Firma in Ruhe entstehen. Zieht dann die Wirtschaft wieder an, trifft das gut strukturierte Unternehmen mit ausgereiften Produkten auf einen Markt, in dem es wenig Konkurrenz gibt.' Mit zahlreichen erfolgreichen Beteiligungen wie Astaro, Immobilien Scout24 sowie Xing und hohen Fonds-Renditen zählt Wellington zu den erfolgreichsten Venture Capital Unternehmen in Europa.
Thematisch stehen derzeit Green-IT-Unternehmen, die umweltschonende Technologien entwickeln, bei VC-Gesellschaften hoch im Kurs. IT- und selbst Internet-Themen, die nach dem Untergang der New Economy 2000/2001 verschmäht wurden, sind heute ebenfalls stark gefragt. Die Gründe erklärt Böhnke: 'Während sich das Internet zu einer soliden Plattform entwickelt hat, auf der sich Wertschöpfungsketten etablieren konnten, ist auch die Internetnutzung über die gesamte Zeit angestiegen, so dass sich interessante neue Geschäftsmodelle ergeben.'
Ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Unternehmensgründung im Web 2.0-Bereich stellt KontextWork dar, die professionelle Wiki-Lösungen für das Unternehmensumfeld entwickelt. Das am CeBIT-Standort Hannover ansässige Unternehmen gehört ebenso wie die Firma hiStream Systems aus Berlin, die unter anderem Open-Source-Telefonanlagen entwickelt, zu den CeBIT-Neulingen. KontextWork ist im Bereich 'Learning and Knowledge Solutions' der Halle 6 und hiStream im Start-Up-Bereich der Halle 5 zu finden. Zur Finanzierung des Messeauftritts haben beide Unternehmen eine Zusage im Rahmen eines Messeförderungsprogramms vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) erhalten. Dieses übernimmt 80 Prozent der Kosten bei maximal 7500 Euro pro Aussteller und Messe.
Sowohl KontextWork als auch hiStream haben sich bislang aus Eigenmitteln finanziert. Beide Unternehmen ziehen aber für die Finanzierung des künftigen Wachstums die Einbeziehung von weiterem Eigenkapital durch Investoren in Betracht.
Den Mut sollten sie bei der Kapitalsuche nicht verlieren, denn häufig sind die erfolgreichsten Unternehmen in der globalen IT-Industrie während einer Rezession entstanden.
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Weitere Informationen:
http://www.cebit.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: CeBIT 2009
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