Forschung zu virtuellen Welten, digitalem Fernsehen und Finanzplanung auf CeBIT 2009
Verschiedene Informatik-Lehrstühle der Universität des Saarlandes, das Informatik-Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“, die Saarbrücker Graduiertenschule für Informatik und das Max-Planck-Institut für Informatik präsentieren sich gemeinsam am Forschungsstand, der von der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT) der Universität des Saarlandes organisiert und vom saarländischen Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft finanziell unterstützt wird.
Viele Gebäude werden heute nicht mehr am Reißbrett entworfen, sondern mit Hilfe von Konstruktionsprogrammen am Computer. Was dort bisher fehlt, ist eine realistische interaktive Darstellung der Häuser in ihrer zukünftigen Umgebung. Saarbrücker Informatiker um Prof. Dr. Philipp Slusallek haben jetzt eine Visualisierungstechnik entwickelt, mit der Architekten komplexe Modelle von Gebäuden perfekt in die Landschaft einpassen können. Die Wissenschaftler der Universität des Saarlandes und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) werden die neue Technologie als interaktives 3D-Kino auf der CeBIT 2009 präsentieren.
Wenn neue Medikamente entwickelt oder biochemische Prozesse untersucht werden, müssen sich Forscher die Formen und Strukturen der Moleküle vorstellen können. Bioinformatiker in Saarbrücken und Tübingen haben dafür die frei verfügbare Software BALLView entwickelt, die es Nutzern ermöglicht, am Bildschirm Moleküle zu betrachten und zu bearbeiten. Jetzt können damit komplexe Moleküle auch mit Licht, Schatten und Spiegelungen auf interaktive Weise dargestellt werden. Auf der CeBIT 2009 können Messebesucher an einer 3D-Leinwand in die Welt der Wirkstoff-Moleküle, DNA und Viren eintauchen.
Wer sich in komplexen virtuellen Welten frei bewegen will, brauchte bisher einen Computer mit sehr hoher Rechenleistung. Informatiker der Universität des Saarlandes und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) um Prof. Dr. Philipp Slusallek entwickeln derzeit ein Verfahren, das so genannte Server-based Rendering, bei dem Bilder von komplexen dreidimensionalen Szenen auf vielen leistungsstarken Servern im Netz in Echtzeit berechnet werden. Der Nutzer verbindet sich über einen normalen Web-Browser mit dem Server und kann sich dann auch von einem ganz einfachen PC ohne leistungsstarke Graphikkarte interaktiv in der virtuellen Welt bewegen.
Die „Digital Living Network Alliance (DLNA)“, ein Zusammenschluss führender Hersteller von Multimedia-Geräten, will die drahtlose und unkomplizierte Vernetzung ganz verschiedener Geräte im heimischen Umfeld ermöglichen. Bisher wurde dabei jedoch weitgehend vernachlässigt, wie man das digitale Fernsehen in das heimische Netzwerk einbindet. Das Team von Thorsten Herfet, Professor für Nachrichtentechnik der Universität des Saarlandes, hat dafür eine neue Software-Architektur entwickelt, mit der digitales Fernsehen auch drahtlos übertragen werden kann. Die Wissenschaftler demonstrieren außerdem, wie man Live-Bilder aus einem fahrenden Auto auf die heimischen Computer bringen kann. Dafür wird Erdgas-Autofahrer Rainer Zietlow am 4. März auf seiner 80-Tage-Tournee durch Deutschland vor der CeBIT-Forschungshalle (Halle 9) Station machen und die Videotechnik im Auto vorführen.
Ein Computerprogramm sollte erst in den Handel kommen, wenn es ausreichend getestet wurde. Doch wie weiß man, ob dies auch der Fall ist? Forscher der Universität des Saarlandes um Softwaretechnik-Professor Andreas Zeller haben ein Prüfverfahren entwickelt, das automatisch künstliche Fehler in ein Programm einstreut. Findet der übliche Software-Test des Herstellers diese Veränderungen nicht, würde er auch echte Fehler im Programm verpassen. Dann müsste der Test auf jeden Fall nachgebessert werden. Mit dem Javalanche-System ist jetzt auch das Prüfen großer Java-Programme möglich.
Wer an der Börse Erfolg haben will, muss Aktien zu geringen Preisen kaufen und möglichst teuer wieder verkaufen. Wissenschaftler der Universität des Saarlandes haben jetzt die AlgoTrade-Software entwickelt, mit der man seine eigene Börsenstrategie analysieren und verbessern kann. Mit wissenschaftlichen Methoden werden verschiedene Handelsszenarien anhand historischer Daten simuliert. Erweist sich dabei eine Strategie als besonders vielversprechend, kann diese über ein integriertes Handelssystem für Wertpapiere direkt an einer Börse angewendet werden. Damit jeder für sich die richtige Vorsorge treffen kann, haben Mitarbeiter des Lehrstuhls für Informations- und Technologiemanagement außerdem die komplexe Beratungssoftware Life Charts entwickelt.
Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken und der Universität Tübingen forschen daran, wie man große digitale Datenbestände von 3-D-Scannern sinnvoll strukturiert und interaktiv nutzen kann. Am Beispiel der 3-D-Daten von Hannover zeigen die Wissenschaftler aus dem Team von Michael Wand, der im Saarbrücker Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“ eine Nachwuchsgruppe leitet, wie die Software automatisch fehlerhafte Daten des Architektur-Scanning ausgleichen kann.
Das Forschungsprojekt Verisoft XT, das Wissenschaftler am saarländischen Forschungsstand erläutern, wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) von 2007 bis 2010 mit rund 12 Millionen Euro gefördert. Das Ziel von Verisoft XT ist es, ein Qualitätssiegel „Verified in Germany“ zu erarbeiten und die Verifikation auf existierende Industrieprojekte anzuwenden. Für diese soll der mathematische und maschinell überprüfte Beweis erbracht werden, dass die betrachteten Computersysteme im Entwurf null Fehler enthalten. An dem Informatik-Projekt unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Paul (Universität des Saarlandes) sind mehrere Universitäten, Forschungsinstitute und Unternehmen beteiligt. In industriellen Anwendungsszenarien werden derzeit der Hypervisor von Microsoft, ein Automotive Mikrocontroller von Infinion und PikeOS, ein Mikrokernel für Embedded Systems der Firma SYSGO, verifiziert.
Ergänzt werden die Projekte der Universität des Saarlandes durch das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das am Nachbarstand der Universität ausstellt und an weiteren Messeständen vertreten ist. Am Wochenende werden Studenten und Wissenschaftler die jugendlichen Besucher ausführlich über die verschiedenen Informatik-Studienfächer der Universität des Saarlandes informieren. Dabei wirbt auch die Saarbrücker Graduiertenschule für Informatik für ihre internationalen Promotions-Studiengänge. In Halle 6 (Stand B 38/1) präsentiert außerdem die „Virtuelle Saar Universität“ (CC VISU) unter Leitung von Dr. Christoph Igel verschiedene E-Learning-Entwicklungen aus mehr als 75 Projekten der Universität – in Vorträgen und erstmals auch am eigenen Messestand.
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Uta Merkle
Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT) der UdS
Tel.: (0681) 302-2656
Fax: (0681) 302-4270
E-Mail: kwt@rz.uni-saarland.de
Friederike Meyer zu Tittingdorf
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