Live auf der CeBIT 2009: Der Fahrer denkt, die Elektronik lenkt
Stundenlange Staus oder weniger Mobilität? Um den immer dichteren Verkehr sicherer und energieeffizienter zu machen und besser zu regeln, werden immer leistungsfähigere ITK-Systeme eingesetzt.
Der Computer sitzt schon längst mit im Auto. Künftig kommuniziert die intelligente IT im Auto mit anderen Fahrzeugen und riesigen sich ständig aktualisierenden Datenbanken. Die CeBIT 2009 (3. – 8. März) zeigt in Hannover den neuesten Stand der Forschung und der Möglichkeiten im Messeschwerpunkt 'Telematics & Navigation, Automotive Solutions und Transport & Logistics'.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) setzt auf ein intelligentes Verkehrsnetz, das mit der Forschungsinitiative 'Verkehrsmanagement 2010″ gefördert wird. Im Mittelpunkt stehen Projekte zur effizienteren Nutzung der vorhandenen Infrastruktur, serviceorientierte Angebote für den öffentlichen Verkehr und die Entwicklung kostengünstiger Verfahren zur Erfassung der Verkehrsströme. Auf dem Forum 'CeBIT in Motion' wird unter anderem ein Tag zum Verkehrsmanagement 2010 veranstaltet, an dem die Ergebnisse der Feldversuche aus dem Forschungsprojekt vorgestellt werden.
Das Verkehrsmanagement von Morgen sieht vor, dass Fahrzeuge mit den Schilderbrücken über den Autobahnen und Bundesstraßen kommunizieren. In der Forschungsinitiative AKTIV (Adaptive und kooperative Technologien für den intelligenten Verkehr) arbeiten Unternehmen zusammen, darunter auch die PTV aus Karlsruhe. Kommunikationsboxen in Schilderbrücken, so genannte Road Side Units, sollen künftig die Daten von den passierenden Fahrzeugen sammeln und Verkehrsinformationen in die Cockpits der Autos übertragen, die dann von Fahrerassistenzsystemen weiterverarbeitet werden. Im Nahbereich wird der drahtlose WLAN-Standard eingesetzt, der die traditionellen Kommunikationswege wie DAB und UMTS ergänzt. Die Informationen werden bei AKTIV von einer zentralen Datendrehscheibe verarbeitet. Schließlich soll der Fahrer klare und einheitliche Informationen auf den Schilderbrücken und seinem Navigationsgerät vorfinden. Das Projekt ist mit einem Budget von 18 Millionen Euro ausgestattet und wird mit zehn Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Floating Car Data: schnelle lokale Infos über Verkehrsstörungen aller Art
Ähnlich vielversprechend ist das Projekt COOPERS, dem 37 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten aus 15 EU-Ländern angehören, darunter das Berliner Fraunhofer-Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik (FIRST). COOPERS steht für 'Kooperative Systeme für intelligente Straßensicherheit'. Auch hier sollen auf den Straßen erhobene Daten mit jenen aus den Fahrzeugen verknüpft werden, um die Verkehrslage zu bewerten. Diese Floating Car Data ermöglichen die Einführung von Diensten, die kein aktuelles Navigationsgerät bieten kann – beispielsweise lokale Warnungen vor Baustellen, Unfällen oder Falschfahrern, aber auch Hinweise auf ein Witterungsproblem wie plötzlich auftretendes Glatteis. Voraussetzung ist eine technologische Architektur, die in der Lage ist, Informationen aus unterschiedlichen Quellen auszuwerten, zu gewichten und über das Mobilfunknetz zu verbreiten – über nationale Grenzen hinweg. Das COOPERS-Projekt wird von der Europäischen Union mit etwa neun Millionen Euro gefördert.
Lkw-Navigationssoftware verringert Verkehrs- und Sicherheitsprobleme
In einer aktuellen Untersuchung fordert der ADAC neue Verfahren für die Navigation von Lkw, um Verkehrs- und Sicherheitsprobleme zu bewältigen. Auf der CeBIT 2009 sind erstmals Navigationssysteme zu sehen, die die besonderen Anforderungen des Lkw-Verkehrs berücksichtigen. So bieten zum Beispiel die Verkehrsoptimierer der PTV AG eine Software an, die Lkw automatisch um Wohngebiete herumführt und den Fahrer vor Gefahrenstellen optisch und akustisch warnt.
Autonomes Fahren wie von Geisterhand: Live-Demo auf der CeBIT
Mit einem VW Passat, der ohne Fahrer auskommt, hat die TU Braunschweig auf der CeBIT 2008 großes Aufsehen erregt. Dank Stereokameras, Radarsensoren und GPS-Navigationsanlage nahm das autonome Fahrzeug 'Caroline' auf dem Testgelände elegant jede Kurve und wich sogar plötzlich auftretenden Hindernissen aus. Der Traum vom stressfreien Autofahren kann also in absehbarer Zeit wahr werden. Was in diesem Bereich mittlerweile technologisch möglich ist, zeigt die CeBIT 2009 beim autonomen Fahren mit Energie sparenden Elektrofahrzeugen in Halle 15 und bei einer Outdoor-Demonstration mit schweren Lastwagen. Außerdem werden auf dem 'CeBIT in Motion'-Forum neue Lösungen wie der Kreuzungsassistent vorgestellt. Künftig sollen spezielle Kameras an größeren Kreuzungen das Verkehrsgeschehen überwachen und diese Informationen zusammen mit den Signalzeiten der Ampel drahtlos an jedes Fahrzeug übertragen. Dort werden dann die empfangenen Daten mit der aktuellen Geschwindigkeit und der Entfernung zur Kreuzung abgeglichen. Auf diese Weise kann das System kritische Situationen entschärfen, aber auch erfolgreich zum Spritsparen ('grüne Welle') animieren.
Schüler liefern Ideen für Galileo
Komfortable Mobilitätsanwendungen stehen auch beim künftigen europäischen Satelliten-Navigationssystem Galileo im Vordergrund. Galileo wird der derzeitigen GPS-Navigation in punkto Genauigkeit, Verfügbarkeit und Integrationsmöglichkeiten überlegen sein. Das Gesamtzentrum für Verkehr in Braunschweig (GZVB) hat für das laufende Schuljahr einen Ideenwettbewerb an den niedersächsischen Gymnasien ausgeschrieben. Die besten Ideen werden auf der CeBIT 2009 präsentiert. Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen Ministers für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Walter Hirche.
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Weitere Informationen:
http://www.cebit.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: CeBIT 2009
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