Energieeffizienter, umweltfreundlicher Herstellungsprozess für Elektroden in Lithium-Polymer Akkus

Fertigung von Elektrodenfolien auf Rollen im industriellen Maßstab
Bild: Bodo Schmidt / © Fraunhofer ISIT / photocompany Itzehoe

Trockenbeschichtung:

Lithium-Ionen-Batterien sind mittlerweile aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, sie versorgen unsere Handys mit Strom, sie sind als Energiequelle in Elektrofahrzeugen verbaut und übernehmen als große stationären Batteriesysteme die Speicherung für viele industrielle Anwendungen. Die konventionelle lösemittelbasierte Elektrodenfertigung liefert sehr gute Ergebnisse, ist aber gekennzeichnet durch einen hohen Ressourcen- und Energieverbrauch. Wie die Produktion kostengünstiger und umweltschonender ablaufen kann, daran arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Fraunhofer ISIT und setzen dabei auf eine lösungsmittelfreie Fertigung der Elektroden.

Denn kostengünstige und zugleich umweltfreundliche Produktionsmethoden sind ein Muss für die zukünftige Batteriezellfertigung, um die zahlreichen Anwendungsfelder zu bedienen.

In der Regel werden Elektrodenfolien in größerer Menge in einem Rolle-zu-Rolle-Prozess gefertigt. In Beschichtungsanlagen wird das auf großen Rollen befindliche Trägermaterial über eine Anzahl von Walzen kontinuierlich abgewickelt und mit dem Elektrodenmaterial beschichtet. Dabei wird eine Suspension aus Lösungsmittel, Aktivmaterial und einem Binder, der für die Haftung des Materials sorgt, auf eine Metallfolie aufgetragen. Anschließend durchläuft die beschichtete Elektrodenfolie einen Trocknungsofen und wird schließlich auf eine andere Rolle wieder aufgewickelt. Diese Anlagen sind sehr groß; sie können in Abhängigkeit von der Dauer des Trocknungsprozesses bis zu hundert Metern lang sein.

Dieses Produktionsverfahren hat verschiedene Nachteile: das Herstellen der Suspension dauert sehr lange, das Lösemittel ist umweltschädlich und aufgrund der langen Trocknungszeit in dem Ofen ist der Prozess selbst sehr energieaufwändig.

Deswegen setzen die ISIT-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf ein lösungsmittelfreies Trockenbeschichtungsverfahren. Sie erzeugten ein Pulvergemisch aus Aktivmaterial, Leitzusätzen und einem geeigneten Binder. Um einen möglichst gleichmäßigen Auftrag und genau definierte Schichtdicken zu erzeugen, wird dieses Pulvergemisch über ein spezielles Streuverfahren auf das Trägermaterial gebracht.

Die Pulverauftragsmenge lässt sich durch die Streuparameter sowie über die Durchlaufgeschwindigkeit der Trägerfolie in der Maschine genau einstellen. Im Prinzip standen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor der gleichen Herausforderung wie ein Konditor, der möglichst gleichmäßig, ohne Klümpchen Puderzucker auf seinem Kuchen verteilen möchte. Anschließend wird in einem kurzen Temperaturprozess das Material auf dem Träger fixiert.

Das neue, vom ISIT patentierte, lösungsmittelfreie Trockenbeschichtungsverfahren zur Herstellung von Li-Ionen-Batterieelektroden ist vielversprechend. Bei vergleichbaren elektrochemischen Eigenschaften zu Elektroden aus etablierter Herstellung, ermöglicht dieses neue Verfahren zukünftig nicht nur deutlich kompaktere Produktionsanlangen, sondern auch Primärenergieeinsparungen von bis zu 50 %, da die langen und energieintensiven Trocknungsstrecken bei der Fertigung wegfallen. Sowohl die zeitlichen Einsparungen beim Herstellen der Pulvermischung als auch der durch den Wegfall der Trocknung deutlich reduzierte Energiebedarf bei der Beschichtung bieten optimale Voraussetzungen zur Reduktion von Ressourcen- und Kostenaufwand.

„Die Trockenbeschichtungstechnologie hat das Potential, die Kosten und Emissionen der Elektrodenherstellung gegenüber den heute üblichen Verfahren deutlich zu senken. Der am ISIT entwickelte Prozess leistet damit einen direkten Beitrag zur Entwicklung wirtschaftlicher und umweltfreundlicher Speichertechnologien für mobile und stationäre Anwendungen“, resümiert der Leiter des Projektes am Fraunhofer ISIT, Jannes Ophey.

Das Fraunhofer ISIT präsentiert die neue Trockenbeschichtungstechnologie auf Hannover Messe Energy 2022 am Schleswig-Holstein Gemeinschaftsstand, Halle 13, Stand D 50.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Jannes Ophey
Batteriesysteme FAB-SH
Gruppenleiter Fertigungstechnologie
jannes.ophey@isit.fraunhofer.de

Weitere Informationen:

https://www.isit.fraunhofer.de/de/newsroom/aktuelles/fraunhofer-isit-entwickelt-…

Media Contact

Claus Wacker Pressestelle
Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Messenachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Sensoren für „Ladezustand“ biologischer Zellen

Ein Team um den Pflanzenbiotechnologen Prof. Dr. Markus Schwarzländer von der Universität Münster und den Biochemiker Prof. Dr. Bruce Morgan von der Universität des Saarlandes hat Biosensoren entwickelt, mit denen…

3D-Tumormodelle für Bauchspeicheldrüsenkrebsforschung an der Universität Halle

Organoide, Innovation und Hoffnung

Transformation der Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) bleibt eine der schwierigsten Krebsarten, die es zu behandeln gilt, was weltweite Bemühungen zur Erforschung neuer therapeutischer Ansätze anspornt. Eine solche bahnbrechende Initiative…

Leuchtende Zellkerne geben Schlüsselgene preis

Bonner Forscher zeigen, wie Gene, die für Krankheiten relevant sind, leichter identifiziert werden können. Die Identifizierung von Genen, die an der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind, ist eine der großen…