Spielerische Lehrmethoden
„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“, hat Friedrich Schiller geäußert. Auch wenn Schiller mit Spielen wohl die Ausbildung des Gemeinsinns meinte, so steht fest, dass Spielen eine Form der Wissensaneignung sein kann.
Und so setzen Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena ab und an ebenfalls auf spielerische Elemente, um Inhalte besser und tiefergehender zu vermitteln. Einige dieser „spielerischen Lehrmethoden“ werden auf der „Learntec“ präsentiert. Die Messe zum „Lernen mit IT“ findet vom 26. bis 28 Januar in Karlsruhe statt. Die Universität Jena ist auf dem Gemeinschaftsstand „Forschung für die Zukunft“ (Stand B70) in der DM-Arena, Halle 1 zu finden.
Online spielen es inzwischen mehr Menschen als Schach: „EinStein würfelt nicht“. Das an Backgammon erinnernde Spiel wurde 2004 von Prof. Dr. Ingo Althöfer von der Universität Jena entwickelt und hat inzwischen rund um den Globus zahlreiche Fans gefunden. Das Entwickeln und Verbessern von Spielen ist jedoch nicht Selbstzweck an Althöfers Lehrstuhl für Mathematische Optimierung, wo bereits mehrere Spiele entstanden sind.
„Das Spiel zeigt, wie Wissenschaft in der Praxis funktioniert und macht Mathematik anschaulicher“, erläutert Althöfer. Er tritt bei der Learntec mit insgesamt drei „einfachen Spielen“ auf, die Mathe lernen zum Spaß machen sollen. Neben EinStein wird der Jenaer Mathematiker „Galtoni“ – eine Mischung aus „4 gewinnt“ und dem Galtonbrett – und „San Jego“ – ein Türmchenbau-Spiel – präsentieren. Vorgestellt wird ebenfalls das Computer-Programm „McRandom“ des ehemaligen Mitarbeiters Dr. Jörg Sameith, mit dem man „auf die Schnelle“ einfache neue Spiele erfinden kann.
Der Mathematiker Dr. Konrad Schöbel möchte mit dem Konzept einer „Gamifizierung von Übungsserien“ an der Universität ebenfalls auf spielerische Elemente setzen, um seinen Studierenden die Mathematik näherzubringen.
„Gamifizierung heißt, Menschen durch spielerische Elemente und psychologische Tricks dazu zu bringen, Dinge zu tun, die sie sonst nicht oder nur ungern tun würden“, erläutert Schöbel das Konzept, das viel in der Werbebranche verwendet wird, hier aber „mal für etwas Sinnvolles, für langweilige Übungsaufgaben zum Beispiel, eingesetzt wird“. Das Konzept, das er auf der Messe präsentiert, verbindet ein interaktives E-Learning-System mit der Idee der Gamifizierung zu einer Art Multiplayer-Adventure-Spiel, das nebenbei auch noch „Soft Skills“ fördern soll.
Schiffsbesatzungen auf den Notfall vorbereiten
Um interkulturelle Kompetenzen zu fördern und Fachinhalte effektiver zu vermitteln, nutzt auch die Forschungsstelle interkulturelle und komplexe Arbeitswelten der Universität Jena spielerische Elemente. Vor allem Simulationen werden dort eingesetzt, um beispielsweise interkulturelle Teams in sicherheitsrelevanten Branchen zu trainieren. Die Hintergründe sind ernst: Denn auf heutigen Handelsschiffen etwa kommen die Crewmitglieder häufig aus unterschiedlichen Ländern und es herrscht eine fast babylonische Sprachvielfalt – und dies in einer hochtechnisierten Arbeitsumgebung.
Damit die Crew im Ernstfall auch genau das tut, was die Brücke will, müssen sich die verschiedenen Akteure sprachlich und kulturell verstehen, um z. B. eine Havarie zu vermeiden. Wie schwierig das ist, simulieren die Jenaer Kommunikationsexperten, um den Teilnehmern die Problematiken zu verdeutlichen – und im Ergebnis den Praktikern Analysen und daraus abgeleitete Handlungsvorschläge präsentieren zu können. André John aus dem Team der interkulturellen Kommunikationsexperten präsentiert bei der Learntec die computergestützten heterogenen Teamtrainings „MS Goliath“ und „Babylon“. Babylon ist ein Trainingstool, um Verwaltungen für die Entwicklungen in heterogenen Städten und für die gemeinschaftliche Lösung von Problemen zu sensibilisieren – und damit auch den Gemeinsinn ganz im Schillerschen Geist zu fördern.
Media Contact
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