Spitzenforschung zum Anfassen: DLR kommt mit seinen fliegenden Stars zur ILA 2010

„Asche-Jäger“ Falcon 20E als fliegender ILA-Botschafter im Einsatz

Der humanoide Roboter „SpaceJustin“ kommt erstmals zur ILA

Mit einem starken Auftritt auf der ILA 2010 unterstreicht das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) seine Rolle als eine der führenden Institutionen für die Spitzenforschung in allen Aerospace-Bereichen. Vom 8. bis 13. Juni wird das DLR mit einem 600 Quadratmeter großen Stand in Halle 9, der Beteiligung mit zwölf Exponaten im Space Pavilion und der Präsentation einer ganzen Flotte von Forschungsflugzeugen und -hubschraubern zu den größten Ausstellern der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld gehören.

Unter anderem ist geplant, der Fachwelt und dem Publikum Fluggeräte wie die A320 ATRA, Do228-101 D-Code, EC135FHS, G550 HALO und die Antares, aber auch die Dassault Falcon 20E zu präsentieren. Der Einsatz dieses Forschungsflugzeugs stand vor wenigen Tagen im Blickpunkt der internationalen Verkehrsluftfahrt, als es auf seiner Mission als „Asche-Jäger“ die Auswirkungen der Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull in der Atmosphäre über Europa erforschte. Dabei wurde die Konzentration der Vulkanasche in Flughöhen zwischen 2.000 und 12.000 Metern Höhe gemessen.

Gleichzeitig ist die Falcon neben der HALO auch als fliegender ILA-Botschafter unterwegs, denn das Logo „100 Jahre ILA“ am Cockpit wirbt bei allen Einsätzen für die älteste Luftfahrtmesse der Welt.

Forschungsflieger hautnah erleben

Das DLR-Forschungsflugzeug Falcon 20 E ist seit 1976 im Einsatz und eine der wichtigsten Plattformen deutscher und europäischer flugzeugbasierter Atmosphärenforschung. Das fliegende Labor für Umwelt- und Klimaforschung steigt höher als die meisten Verkehrsflugzeuge und erlaubt beispielsweise Messungen in der Nähe von Gewittern oder in nur 30 Metern Entfernung hinter den Triebwerken eines Verkehrsflugzeugs. Die Gipfelhöhe der Falcon reicht aus, um in mittleren Breiten die untere Stratosphäre zu erreichen, die in den vergangenen Jahren vor allem mit dem Abbau des Ozons im Blickpunkt der Forschung steht.

Das weltweit erste pilotengesteuerte Flugzeug mit Brennstoffzellenantrieb Antares DLR-H2 erlebt auf der ILA seine erste Präsentation auf einer Luftfahrtmesse. Das über mehrere Jahre am DLR geführte Projekt beweist eine neue Qualität auf dem Gebiet der hocheffizienten, emissionsfreien Energiewandlung: Durch den Brennstoffzellenantrieb von Antares DLR-H2 sind Start, Flug und Landung völlig CO2-frei.

Mit neuem DLR-Anstrich präsentiert sich das größte Mitglied aus der DLR-Forschungsflotte, der Airbus A320-232 ATRA (Advanced Technology Research Aircraft). Der Airbus bietet im Format eines Airliners ein breites Nutzungsspektrum von der reinen Grundlagenforschung bis hin zu Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der Europäischen Luftfahrtindustrie. Das DLR und seine Partner erschließen mit dem ATRA neue Möglichkeiten der kommerziell verfügbaren Luftfahrtforschung.

HALO (High Altitude and Long Range Research Aircraft) ist das neue deutsche Forschungsflugzeug für die Atmosphärenwissenschaft und die Erdbeobachtung. Die Kombination aus Reichweite (bis 8.000 KM), maximaler Flughöhe, Nutzlast (bis 3.000 kg) und Flexibilität machen den Business-Jet des Typs Gulfstream G550 zu einem weltweit einzigartigen fliegenden Labor. Alle Regionen der Erde von den Polen bis zu den Tropen und den abgelegenen Regionen des Pazifiks können mit HALO erreicht werden. Außerhalb der Tropen kann HALO auch Messungen in der wichtigen Grenzschicht zwischen Troposphäre und Stratosphäre durchführen.

Das DLR betreibt in Braunschweig einen in Europa einzigartigen Flugversuchsträger – den gemeinsam mit Eurocopter Deutschland (ECD) und Liebherr Aerospace Lindenberg (LLI) entwickelten Forschungshubschrauber EC 135 FHS (Fliegender Hubschrauber Simulator). Wesentliche Elemente der in den FHS integrierten Technologien sind Lichtleiterverbindungen für die gesamte Steuerung (Fly-by-light), intelligente Aktuatoren und Sensoren sowie eine modular aufgebaute Rechnerarchitektur und modernste Cockpitanzeigen.

Mit dieser Fähigkeit umfasst das FHS-Einsatzspektrum die Erprobung neuer Hubschraubersysteme, die Ausbildung von Piloten, die Entwicklung neuer Steuerungs- und Regelungssysteme sowie die Simulation von Flugeigenschaften im Reißbrettstadium befindlicher Hubschrauber. Piloten haben damit die Möglichkeit, fliegend neue Systeme und Hubschrauber unter realistischen Bedingungen zu testen.

Die Dornier Do 228-101, Kennung D-CODE wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig als fliegende Universal-Forschungsplattform bei unterschiedlichsten Experimenten eingesetzt. Mit ihr werden zum Beispiel Strömungsuntersuchungen an Laminarprofilen von Tragflächen durchgeführt, optische Sensoren zur Erzeugung künstlicher Außensicht und Flugführungssysteme erprobt sowie Fernerkundungsmissionen geflogen.

Von alternativen Treibstoffen bis zu Katastropheneinsätzen

In Halle 9 ist ein großes Portfolio des Forschungsspektrums des DLR vertreten: So forscht das DLR seit Jahren an alternativen Treibstoffen für eine klimafreundliche Luftfahrt. Aktuelle Ergebnisse zeigen, dass die zukünftigen Treibstoffe in Hinblick auf Umweltfreundlichkeit und Zuverlässigkeit dem Kerosin sogar überlegen sein könnten. Ein erster kommerzieller Linienflug mit einer 50-prozentigen Beimischung des synthetischen Gas to Liquid (GtL) Treibstoffs zum Kerosin fand bereits 2009 in Zusammenarbeit mit Shell, Rolls Royce plc und Qatar Airways statt. Das Exponat GtL zeigt einen Demonstrationsbrenner für flüssige Treibstoffe und verdeutlicht damit das Brennverhalten unterschiedlicher alternativer Treibstoffe für die Luftfahrt.

Mit der Ausstellung eines Abschnitts eines A340-600 Vorflügels aus Thermoplastmaterial mit integrierter Enteisung stellt das DLR einen zukunftsweisenden Schritt in der CFK-Bauweise vor: Gemeinsam mit Partnern hat das DLR einen Vorflügel in Kohlefaserverbund-Bauweise mit integrierter Enteisung entwickelt. Diese Vorderkanten des Flügels sind besonderen Belastungen ausgesetzt: Sie müssen Vogelschlag standhalten und dürfen nicht vereisen. Aufgrund der Bruchgefahr bei einem Vogelschlag haben die Wissenschaftler kohlenfaserverstärktes Poly-Ether-Ether-Keton (CF-PEEK) verwendet, das nachgiebiger als andere Kunststoffe ist. Zusätzlich konnten die Forscher so das Gewicht des Flügels (engl.: Slat) um circa 20 Prozent reduzieren. Um dem Problem der Vereisung entgegenzutreten, haben die Partner ein elektro-thermisches Heizelement entwickelt.

Effektive Unterstützung bei Katastropheneinsätzen bietet das Lage- und Führungssystem Disaster Management Tool (DMT). Das DMT liefert hochauflösende Luftbilder, die mit Themenkarten überlagert werden und ortsbezogene Informationen wie beispielsweise Schadensorte oder Standorte von Ressourcen visualisieren und dokumentieren. Das DLR verbindet mit dem DMT die drei Kernfelder Kommunikation, Navigation und satellitengestützte Erdbeobachtung zu einer integrierten Lösung.

Seit am DLR-Standort Göttingen Anfang 2000 ein Funklabor für Schüler eingerichtet und später zu einem großen und repräsentativen Schülerlabor ausgebaut wurde, ist die Nachfrage bei Schülern und Lehrer groß. Mittlerweile finden sich die DLR_School_Labs an neun Standorten. Das DLR zeigt auf der ILA 2010 Schülerexperimente zu den Themenbereichen „Ultraschallprüfstand“, „Vakuum“ sowie „Infrarotlicht“.

DLR zeigt im Space Pavilion Schlüsseltechnologien

Eine Schlüsseltechnologie der Raumfahrt stellt der humanoide Roboter SpaceJustin dar. Der Serviceroboter kann, von der Erde aus gesteuert, auch im Orbit agieren. Seine zwei Fünf-Finger-Hände machen seine Bewegungen menschenähnlich. Der Operator kommandiert die Bewegung der Arme, Finger sowie des Kopfes durch eine haptische Mensch-System-Schnittstelle, die umgekehrt dem Operator die Kraft- und Bewegungsinformation des Roboters darstellt. Durch SpaceJustins „Augenpaar“ kann dieser sich selbst ein dreidimensionales Bild seiner Umgebung machen und dem Operator dieses übermitteln. Der steuernde Mensch fühlt sich durch diese multimodale Kopplung in der entfernten Umgebung „präsent“. Mit dieser Telepräsenztechnologie ist SpaceJustin in der Lage, komplexe Reparaturaufgaben im Orbit durchzuführen und die Astronauten zu entlasten.

Erstmals stellt das DLR ein Modell des Weltraumteleskops AsteroidFinder/SSB vor. Um den schwer zu ortenden Inner Earth Objects
(IEO) auf die Spur zu kommen, plant das DLR im Rahmen eines Kompaktsatellitenprogramms die Mission AsteroidFinder auf dem Standardsatellitenbus /SSB. Ein Teleskop mit einer neuartigen Hochleistungskamera soll aus dem Erdorbit IEOs beobachten.

AsteroidFinder hat zum Ziel, das Wissen über Anzahl, Größe und Bahnverlauf innerer Asteroiden deutlich zu erweitern.

In der Erdbeobachtung gehört das DLR zu den führenden Forschungseinrichtungen in Europa. Das DLR stellt die Exponate zum Thema Erdbeobachtung in einer Relief-Landschaft dar, auf der Erdbeobachtungsdaten projiziert werden. Mit den Erdbeobachtungsmissionen des DLR ist es möglich, die Erde trotz Wolkenbedeckung zu beobachten.

Für Juni 2010 ist der Start des Satelliten TanDEM-X und damit der Start der gleichnamigen Mission vorgesehen: Die TanDEM-X-Mission (TerraSAR-X add-on for Digital Elevation Measurement) basiert auf zwei nahezu identischen Erdbeobachtungssatelliten: TerraSAR-X und TanDEM-X. Beide sind mit einem modernen, leistungsfähigen Radarsystem, dem Synthetic Aperture Radar (SAR), ausgestattet. Diese werden unabhängig von Tageslicht und Wolkenbedeckung innerhalb von drei Jahren ein 3D-Höhenmodell der Erde erstellen.

Das ebenfalls auf der ILA präsentierte Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI), ein Service des DLR, kümmert sich im Fall einer Katastrophe um die schnelle Beschaffung, Aufbereitung und Analyse von Satellitendaten. Neben der reinen Krisenreaktion und -beurteilung steht die Ableitung von Geoinformation für den Wiederaufbau und die Krisenprävention im Fokus der Arbeiten und Analysen.

Mit dem Projekt „Global Monitoring for Environment and Security“
(GMES) wächst Europa in der Erdbeobachtung zusammen. GMES ist eine gemeinsame Initiative der EU und der ESA zum Aufbau eines eigenständigen, europäischen Systems für die globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung. GMES verknüpft die satellitengestützte Erdbeobachtung mit flugzeuggestützten terrestrischen und maritimen Messdaten sowie weiteren Datenquellen. Mit GMES wird – nach dem Vorbild meteorologischer Satelliten für die Wettervorhersage – weltraumgestützte Erdbeobachtungstechnologie im Dienste der Gesellschaft angewendet.

Weitere Informationen:

Andreas Schütz, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Kommunikation, Pressesprecher, Tel.: +49 2203 601-2474, Mobil: +49

171 3126466, Fax: +49 2203 601-3249 Mail: andreas.schuetz@dlr.de.

Diese Presse-Information finden Sie auch im Internet:
www.ila-berlin.de

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