Wege zu einer personalisierten Medizin

Wird Vorsorge im Gesundheitssystem der Zukunft zur Pflicht? Gibt es optimale medizinische Versorgung nur noch für Reiche?

Insgesamt vier plausible Szenarien haben 22 jugendliche Teilnehmer zur Zukunft der personalisierten Medizin entworfen. Angeleitet wurden sie von Wissenschaftlern des Forschungszentrums Jülich, einem Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft. Am kommenden Wochenende entwickeln die Jugendlichen in Berlin daraus Handlungsempfehlungen für Politik, Wissenschaft und Gesellschaft.

„Personalisierte Medizin“ bedeutet maßgeschneiderte, individuelle medizinische Früherkennung, Diagnose und Therapie. Sie kann das Gesundheitssystem grundlegend verändern. Wie das aussehen kann, haben 22 jugendliche Teilnehmer aus ganz Deutschland in Workshops entwickelt, die das Forschungszentrum Jülich in Kooperation mit dem Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin in Berlin und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung veranstaltet haben.

So beschreibt ein Szenario zum Beispiel, wie es gelingen kann, anhand der personalisierten Medizin eine erfolgreiche Prävention für Demenzerkrankungen in Deutschland zu etablieren, die allen Risikogruppen zugute kommt. Ein anderes Szenario zeigt, wie die personalisierte Medizin zwar die Wissenschaft beflügelt, gleichzeitig jedoch vor allem gutsituierte Bürger davon profitieren, wenn keine ausreichende finanzielle Vorsorge des Staates oder des Bürgers getroffen wird.

Die Teilnehmer diskutierten die Chancen und Risiken der Szenarien, die am Beispiel von Demenz entwickelt wurden, nach ethischen, rechtlichen und ökonomischen Aspekten und versuchten einzuschätzen, welches Szenario das wahrscheinlichste ist. So können sich die jungen Menschen gut vorstellen, dass es einen privatwirtschaftlichen Markt für personalisierte Medizin geben wird.

Die den Workshop begleitenden Wissenschaftler zeigten sich beeindruckt von der Arbeitsleistung der Teilnehmer, die über das europäische Jugendparlament in Deutschland ausgewählt wurden.

„Die Szenarien werden von den Experten als sehr plausibel und fundiert angesehen“, sagt Cornelia Karger, Projektleiterin und Wissenschaftlerin am Forschungszentrum Jülich. „Die Workshops zeigen, dass interessierte Jugendliche sich durch eine systematische Herangehensweise auch zu einem so komplexen Thema wie personalisierte Medizin eine fundierte Meinung bilden und den gesellschaftlichen Entscheidungsprozess beleben können“, so die Psychologin, die in Jülich in der Programmgruppe Mensch, Umwelt, Technik auf vielen Themengebieten den gesellschaftlichen Umgang mit den Chancen und Risiken wissenschaftlicher und technischer Entwicklung untersucht.

Im vierten Workshop vom 6. bis 7. Juni erarbeiten die Teilnehmer nun Handlungsempfehlungen für Politik, Wissenschaft und Gesellschaft, die sich aus den Szenarien ableiten lassen. Auf einer Zukunftstagung im November sollen die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Media Contact

Annette Stettien Forschungszentrum Jülich

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