Übung macht den Meister
Eine der Teilnehmerinnen war Dr. Brit Mollenhauer vom Center for Neurologic Diseases an den Harvard Institutes of Medicine (HIM). Die Medizinerin forscht seit zwei Jahren in einem Post-Doktoranden-Programm in den USA. Im Juli kehrt sie nach Deutschland zurück, um eine Stelle als Oberärztin anzutreten. Gleichzeitig wird sie an der Universität Göttingen ihre Habilitation beenden, an der sie während der vergangenen Jahre parallel gearbeitet hat. „Künftig werde ich mich auf Professuren bewerben“, erklärt Mollenhauer. Anlass genug, um an dem Trainingsseminar in Brüssel teilzunehmen.
„Ich habe Berufungskommissionen bereits als Mitglied erlebt. Aber das Seminar bot Gelegenheit, mich auf meine eigene Bewerbungssituation vorzubereiten.“ Diese Gelegenheit hat sie genutzt und den kompletten Bewerbungsprozess von Erstellung der Unterlagen über Fragen der richtigen Kleidung bis hin zur Präsentation und konkreten Situation vor einer Berufungskommission durchlaufen. „Das Rollenspiel war richtig gut“, berichtet die Wissenschaftlerin. „Man konnte sehen, wie die Reaktionen in der Kommission sind und hat gelernt, auf heikle Fragen souverän zu antworten und intelligent zu reagieren.“
Als Vorbereitung auf internationale Verfahren wurde den Teilnehmerinnen das EU-Fördersystem näher gebracht und ein Einblick in die akademischen Kulturen verschiedener Länder gegeben. Zudem lernten sie Netzwerkarbeit und Präsentationstechniken. Die waren für Mollenhauer nicht mehr neu. Denn sie hatte an der Universität Göttingen an einem Mentoring-Programm teilgenommen und dort bereits Präsentationstraining erhalten. Nichtsdestotrotz konnte sie zahlreiche Anregungen und Impulse mit nach Boston nehmen. „Das Seminar hat meine Souveränität gegenüber einer Auswahlkommission verbessert“, sagt Mollenhauer. „Ich weiß jetzt eher, was mich erwartet.“ Nach ihrer Rückkehr in Deutschland erwartet sie auf jeden Fall eine spannende Aufgabe in der Kasseler Paracelsus-Elena-Klinik, wo sie – wie sie sich schon lange wünscht – Klinik- mit Forschungsarbeit kombinieren kann.
Das Berufungstraining für Wissenschaftlerinnen empfiehlt Mollenhauer guten Gewissens weiter: „Ich halte es für sinnvoll, gezielt Bewerbungssituationen durchzuspielen und mit anderen Wissenschaftlerinnen Erfahrungen auszutauschen. Insofern waren die Tage in Brüssel hilfreich und motivierend.“ Bis Januar 2008 wird das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung CEWS weitere 15 Seminare in Brüssel veranstalten. Interessentinnen können sich bis zum 29. Juni um eine Teilnahme bewerben. Die Bewerbungsunterlagen für die Wissenschaftlerinnen-Workshops sind online verfügbar unter www.cews.org.
Das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung ist Teil der gesis – Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen in Bonn. Gegründet wurde das CEWS im Jahr 2000. Es steht als wissens- und forschungsbasierte Dienstleistungseinrichtung Wissenschaftlerinnen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Wissenschaftsorganisationen und politischen Gremien mit seinen Leistungen zur Verfügung. Das Kompetenzzentrum bietet zielgruppenadäquate Informations- und Beratungsleistungen zu Fragen der Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung.
Die gesis ist ein Leibniz-Institut. Ihre zentrale Aufgabe ist die Unterstützung der sozialwissenschaftlichen Forschung. Zu den Dienstleistungen der gesis gehören der Aufbau und das Angebot von Datenbanken mit Informationen zu sozialwissenschaftlicher Literatur und zu Forschungsaktivitäten sowie die Archivierung und Bereitstellung von Umfragedaten aus der Sozialforschung. Wichtige Funktionen sind auch die Beratung in Methodenfragen, die Entwicklung komplexer Methoden der empirischen Sozialforschung sowie die eigenständige Dauerbeobachtung der gesellschaftlichen Entwicklungen mit Hilfe dieser Instrumente. Die gesis ist an den Standorten Bonn, Köln und Mannheim vertreten und unterhält eine Servicestelle in Berlin. Das Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
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