Preisunterschiede von bis zu 400 Prozent bei den IHK-Pflichtabgaben
Coburg ist mit 216 Euro die teuerste, Dresden mit 43 Euro die günstigste IHK
Im Dauerstreit um IHK-Pflichtmitgliedschaft und hohe Gebühren hat das Wirtschaftsmagazin ,impulse (Ausgabe 7/2002, EVT 20. Juni) jetzt erstmals die tatsächliche Belastung der Unternehmen eines jeden Kammerbezirks berechnet. Danach bestehen zwischen den 82 Industrie- und Handelskammern in 2002 Preisunterschiede von bis zu 400 Prozent.
Mit einem durchschnittlichen jährlichen Beitrag von 213 Euro pro Unternehmen ist die IHK Coburg die teuerste Kammer der Republik. Nur knapp dahinter liegt laut der ,impulse-Analyse die Südwestfälische IHK zu Hagen mit durchschnittlich 207 Euro pro Unternehmen. Auf dem dritten Rang folgt mit 201 Euro die IHK Bremerhaven. Auf Rang vier und fünf stehen die IHKs in Ulm und Siegen mit je 187 Euro.. Mit durchschnittlichen Beiträgen von 174 bis 162 Euro zählen die Kammern aus Heilbronn-Franken, Dillenburg, Leipzig, Rhein-Neckar und dem Saarland zu den zehn teuersten IHKs.
Am wenigsten belastet durch Pflichtabgaben werden die Unternehmer der IHK Dresden. Ganze 43 Euro – und damit nur rund ein Fünftel im Vergleich zur teuersten Kammer in Coburg – verlangt die IHK in der sächsischen Hauptstadt in 2002 durchschnittlich von ihren Mitgliedsfirmen. Im Kammerbezirk Ostthüringen zu Gera muss gerade einmal ein Euro mehr als in Dresden bezahlt werden. Ebenfalls extrem günstige Beiträge verlangt mit 52 Euro die IHK Würzburg-Schweinfurt, aber auch die IHK-Erfurt zählt mit 62 Euro wie auch die IHKs in Oldenburg und Offenbach mit 66 bzw. 68 Euro zu den unternehmerfreundlichen Kammern.
In den Metropolen reicht das Spektrum der Kammerbeiträge von 96 Euro in München, über 122 Euro in Köln bis zu 141 Euro in Berlin und 157 Euro in Hamburg. Die IHK Frankfurt am Main weigerte sich als einzige der 82 deutschen Industrie- und Handelskammern in Deutschland dem Wirtschaftsmagazin „impulse“ die notwendigen Daten für die Erhebung zur Verfügung zu stellen.
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Christoph Wansleben, begründet „impulse“ gegenüber die großen Preisunterschiede mit der unterschiedlichen Ertragskraft der Regionen und der Souveränität der einzelnen IHKs: „Die Mitglieder bestimmen selbst, wie viel sie zahlen. Die Vollversammlung jeder IHK ist souverän.“
Von Unternehmerseite hagelt es hingegen Kritik wegen der großen Preisunterschiede. So beklagt der stellvertretende Vorsitzende des Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger Unternehmer (ASU), Thomas Selter: „Die Kammern sind zum Teil verstaubte Institutionen, die zu Ineffizienz neigen.“ Rückdeckung bekommt der Unternehmer aus der Wissenschaft. Der Verbandsexperte und Wirtschaftsprofessor Friedrich Schneider fordert mehr Wettbewerb unter den Kammern. „Dann haben die Kammern von sich aus einen Anreiz, effizient zu arbeiten.“
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