Die schwersten Arbeitsunfälle ereignen sich im Straßenverkehr
Bei der Herstellung und dem Vertrieb von Printmedien und Papierprodukten haben sich im Jahr 2002 rund 14.000 Arbeitsunfälle ereignet.
Das entspricht einer Unfallhäufigkeit von 18,2 Unfällen je 1.000 Beschäftigte. Auf dem Weg zwischen Wohnung und Arbeitsstätte ereigneten sich gut 2.700 Unfälle. Je 1.000 Beschäftigten waren das 3,5 Unfälle. Die Unfallhäufigkeit bei Arbeits- und Wegeunfällen lag nach Angaben der Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung (BG) in dieser Branche noch nie niedriger.
Allerdings hat sich der Anteil der schweren Unfälle erhöht. Das überschattet die positive Entwicklung. 550 Unfälle waren so schwer, dass nach Abschluss der medizinischen Rehabilitation ein Gesundheitsschaden zurückblieb, für den im Jahr 2002 erstmals eine Rente gezahlt wurde. Die schweren Unfälle ereigneten sich fast ausschließlich im Straßenverkehr. Dabei geht es nicht nur um den Weg zwischen Wohnung und Arbeitsstätte. Für viele Beschäftigte gehört auch der Straßenverkehr zum Arbeitsplatz: etwa wenn Kunden besucht, Produkte ausgeliefert oder Materialien abgeholt werden. „Zunehmende Verkehrsdichte und unangepasste Geschwindigkeit bergen ein großes Unfallrisiko“, erläutert Michael Boettcher, Hauptgeschäftsführer der BG Druck und Papierverarbeitung. Auch wenn die absolute Zahl der Unfälle im Straßenverkehr niedrig ist, sind sie doch ein großer Kostenfaktor: Die Verletzungsfolgen sind überdurchschnittlich schwer und die Behandlungskosten deshalb sehr hoch. „Rund drei Prozent der Unfälle verursachen 40 Prozent der Kosten im medizinischen Bereich“, berichtet Boettcher. „Dabei darf man aber nicht vergessen“, ergänzt Boettcher, „dass hinter all diesen Zahlen menschliche Schicksale stehen.“ Etwa das einer 41-jährigen Zeitungszustellerin, die bei der Arbeit mit dem Fahrrad verunglückte. Als Folge eines schweren Schädelhirntraumas liegt die Mutter von fünf Kindern seither im Wachkoma. Sie wird künstlich ernährt. Auf äußere Reize reagiert sie kaum noch. Vermutlich wird sie für den Rest ihres Lebens rund um die Uhr Pflege benötigen.
Von den knapp 131 Millionen Euro, die die BG Druck und Papierverarbeitung 2002 ausgegeben hat, entfielen gut 30 Millionen Euro auf die Rehabilitation von Verletzten und Erkrankten. Hinzu kommen rund 61 Millionen Euro für Rentenzahlungen und etwa 8 Millionen Euro als Verletztengeld. Das Verletztengeld wird während der Arbeitsunfähigkeit gezahlt, wenn die Entgeltfortzahlung des Arbeitgebers ausgelaufen ist. Rund 11 Millionen Euro gibt die Berufsgenossenschaft für die Prävention von Unfällen und Erkrankungen in den Mitgliedsbetrieben aus. Insgesamt gehen über 80 Prozent der Ausgaben an Mitgliedsbetriebe und Versicherte zurück.
Finanziert werden die Ausgaben durch die Mitgliedsbetriebe. Abzüglich der Einnahmen der Berufsgenossenschaft für Regresse und Zinsgewinne waren für das vergangene Jahr 118 Millionen Euro aufzubringen. Das entspricht einer durchschnittlichen Belastung von 0,79 Prozent der Entgeltsumme eines Unternehmens. Zum Vergleich: Die Beiträge an die Kranken- und Pflegeversicherung machen 7,85 Prozent aus.
Insbesondere die Ausgaben für Prävention und die medizinische Betreuung von Verletzten und Erkrankten sowie deren Rehabilitation sieht Boettcher gut angelegt: „Am günstigsten ist es, wenn ein Arbeitsunfall erst gar nicht passiert.“ Wenn es aber zu einem Unfall gekommen sei, so Boettcher, müsse durch eine optimale Rehabilitation alles getan werden, um einen bleibenden Gesundheitsschaden zu vermeiden und ihn nicht zum Rentenfall werden zu lassen.
Für die BG Druck und Papierverarbeitung wird in diesem Jahr die Zeitungszustellung einer der Präventionsschwerpunkte sein. „Im Herbst starten wir mit einer Schwerpunktaktion, die sich an alle Mitgliedsbetriebe mit Zustellerinnen und Zustellern wendet“, schildert Albrecht H. Glöckle, bei der BG Druck und Papierverarbeitung für den Bereich Prävention verantwortlich. In der Kampagne sollen Verantwortliche in den Betrieben informiert werden und ihnen gleichzeitig Medien zur Ansprache der Zusteller an die Hand gegeben werden. Die Aktion soll vor Beginn des Winters starten, berichtet Glöckle, denn die meisten Zeitungszusteller verunglücken zwischen November und März.
Media Contact
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