Mehr als 64 000 Strafgefangene in deutschen Gefängnissen

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, erreichte damit die Gesamtzahl der verurteilten Gefangenen einen neuen Höchststand im vereinten Deutschland. Umgerechnet auf jeweils 100 000 Personen der strafmündigen Bevölkerung (ab 14 Jahren) saßen zum 31. März 2006 rund 90 Strafgefangene und Sicherungsverwahrte in den Anstalten ein, ein Jahr zuvor waren es 89, weitere zehn Jahre zuvor 67 Männer und Frauen gewesen.

In welchem Ausmaß die gestiegenen Gefangenenzahlen etwa durch Verhängung längerer Strafen oder seltener praktizierter Aussetzung der (Rest-) Strafen zur Bewährung oder durch vermehrten Antritt von Ersatzfreiheitsstrafen mit beeinflusst wurden, kann von der Statistik nicht erschöpfend beantwortet werden.

Die Gefangenenzahl ist in längerer zeitlicher Perspektive durch Zu- und Abnahmen gekennzeichnet. Gemessen an der strafmündigen Bevölkerung gab es im früheren Bundesgebiet bis Ende der 1960er Jahre und wiederum Mitte der 1980er Jahre höhere Gefangenenzahlen (1965: 107, 1975: 70, 1985: 92). Dabei waren und sind die Gefangenenraten in Deutschland im europäischen und insbesondere im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich.

In den deutschen Strafanstalten befinden sich ganz überwiegend Männer; zum 31. März 2006 waren es 61 200 Männer und 3 300 Frauen (5%). Von den Einsitzenden hatten 50 500 Personen die deutsche Staatsangehörigkeit; der Ausländeranteil lag bei 22%. Rund 40% der Gefängnisinsassen (25 900 Personen) waren unter 30 Jahre, 11% (7 000 Personen) über 50 Jahre alt.

Für vier von zehn Strafgefangenen (42% beziehungsweise 27 200 Personen) betrug die voraussichtliche Dauer ihrer Freiheits- oder Jugendstrafe nicht mehr als ein Jahr; 1 900 Strafgefangene (3%) verbüßten demgegenüber zum März 2006 eine lebenslange Freiheitsstrafe. Außerdem befanden sich 375 Personen in der sogenannten Sicherungsverwahrung, die bei gefährlichen Wiederholungstätern im Anschluss an eine Gefängnisstrafe verhängt werden kann.

Insgesamt 10 600 Gefangene (16%) verbüßten ihre Strafe zum 31. März 2006 im offenen Vollzug, mit dem die Reintegration von Straftätern in die Gesellschaft gefördert werden soll. Dabei wird der offene Vollzug in den letzten Jahren zunehmend seltener praktiziert; seit 1999 (21%) sank der Anteil der Inhaftierten im offenen Vollzug an allen Strafgefangenen kontinuierlich.

Ende März 2006 saßen 13 900 Personen (21%) wegen eines Diebstahlsdelikts, 9 600 (15%) wegen eines Drogendelikts und 8 100 (13%) wegen eines Raubdeliktes in einer Strafanstalt ein. Dabei zeigen sich zwischen Erwachsenen- und Jugendstrafvollzug Unterschiede in der Deliktstruktur. Bezogen auf die insgesamt in die jeweilige Vollzugsart Eingewiesenen saßen die Gefangenen mit Jugendstrafe anteilsmäßig deutlich häufiger wegen Raub-, Körperverletzungs- und Diebstahlsdelikten ein als die Gefangenen mit Freiheitsstrafe nach Erwachsenenstrafrecht. Dagegen spielen Betrugs-, Drogen- und Straßenverkehrsdelikte für den Jugendstrafvollzug eine vergleichsweise untergeordnete Rolle.

Weitere Auskünfte gibt: Stefan Brings Telefon: (0611) 75-4114, E-Mail: rechtspflegestatistik@destatis.de

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