21. Mai 2016 World Fish Migration Day: Der millionste Stör wird in die Oder entlassen
Im Fokus der Veranstaltung stehen die aktuellen Ausbaupläne der Oder. An der Oder liegt Deutschlands einziger und Polens größter Auen-Nationalpark. Viele Bereiche im Odereinzugsgebiet werden durch Schutzgebietsverordnungen vor Eingriffen weitgehend bewahrt, um sie als möglichst unveränderten Naturraum zu erhalten und das darin lebende einzigartige Artenaufkommen zu sichern.
Dr. Jörn Gessner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) sieht die Ausbaupläne der Oder kritisch. Der Wissenschaftler koordiniert am IGB das Projekt zur Wiederansiedlung des Baltischen Störs (Acipenser oxyrinchus).
Der Stör war einst in der Oder und den Nebenflüssen heimisch. Dort, in Gewässerabschnitten mit Kies- oder Steinboden, befinden sich seine ursprünglichen Laichgründe und damit auch die Kinderstube des Stör-Nachwuchses. „Das gesamte Entwicklungskonzept und die vielfältigen Maßnahmen zur Erhaltung und zum Aufbau funktionaler Wanderfischgemeinschaften des Lachses, der Meerforelle, des Schnäpels, des Aals oder des Störes werden durch diese Prozesse erschwert, wenn nicht sogar rückgängig gemacht“, so Jörn Gessner. Ende der 1960er Jahre wurde in der Oder der letzte Baltische Stör gefangen.
Fischerei, Gewässerverschmutzung und die Verbauung der Flüsse hatten die einst reichen Bestände ausgelöscht. Seit 1994 versucht das Team aus Fischereibiologen des IGB und Naturschützern der Gesellschaft zur Rettung des Störs (GRS) den wohl ursprünglichsten aller Knochenfische mit viel Aufwand zurückzubringen. Freisetzungen von Jungfischen, die seit 2006 durchgeführt werden, sollen langfristig den Grundstock einer neuen, sich selbst erhaltenden Population in Deutschland bilden. Jörn Gessner ist schon gespannt: „Am 21. Mai ist es soweit; wir freuen uns sehr, den millionsten kleinen Stör in der Oder aussetzen zu können, immer in der Hoffnung, dass die Lebensbedingungen, die er dort antrifft, sich verbessern werden“.
Zur Veranstaltung:
Das Symposium findet ab 9.30 Uhr im NABU Informationszentrum Blumberger Mühle statt. (Anmeldung bis zum 17.5.2016 unter blumberger.muehle@NABU.de). Die Veranstaltung fasst die aktuell für das Einzugsgebiet vorgesehenen und laufenden Konzepte und Zielvorstellungen zusammen. Sie soll helfen, Konflikte zu benennen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Nach Vorträgen im NABU Informationszentrum Blumberger Mühle findet am Nachmittag ein Besatz mit Ostseestören im Nationalpark Unteres Odertal statt: Genau am WMFD wird der millionste Stör in die Oder im Nationalpark Unteres Odertal in die Freiheit entlassen.
An diesem Tag gibt es zudem die Gelegenheit für Besucher, eine Störpatenschaft zu übernehmen. Jeder, der etwas zur Wiederansiedlung des Fisches beitragen möchte, kann eine Patenschaft für 10 Euro übernehmen und sein Patenkind gleich selbst in die Oder setzen. Das Geld fließt in das Wiederansiedlungsprojekt. Jeder Störpate bekommt eine Urkunde mit Markennummer „seines“ Störes.
Sollte der Stör auf seiner Wanderschaft einem Fischer ins Netz gehen, erhält der Störpate Auskunft über Zeit und Ort. So kann er genau den Weg seines Patenkindes verfolgen. Die Fischer sind übrigens verpflichtet, den geschützten Stör anschließend wieder freizulassen. Es kann also passieren, dass der Pate mehrfach Nachrichten von seinem Schützling bekommt. Wiederfänge ausgesetzter Störe wurden bislang an vielen Orten erfasst, so unter anderem im Oslofjord, im Bottnischen Meerbusen, vor dem norwegischen Bergen und sogar vor der Mündung der Loire.
Hintergrundinformation zum geplanten Ausbau der Oder:
Die Oder ist in Deutschland als Nebenwasserstraße des Bundes klassifiziert, spielt also für die Verkehrsinfrastruktur nur eine sehr untergeordnete Rolle. Aktuell steht jedoch erneut die Verbesserung der Schiffbarkeit zur Diskussion. Polen und Deutschland unterzeichneten 2015 einen Staatsvertrag zum Ausbau der Grenzoder für die Sicherung von Eisbrecher-Einsätzen, der eine Vertiefung der Flusssohle um bis zu 40 Zentimeter vorsieht.
Dies bedeutet, dass der an vielen Stellen naturnahe Fluss auf einer Länge von mehr als 150 Kilometern um etwa 25 bis 30 Prozent vertieft werden soll. Dieser Eingriff hätte zur Folge, dass wichtige ökologische Funktionsräume wie Kolke, Sand- und Kiesbänke verschwinden. Dieser Staatsvertrag fällt zusammen mit der Ankündigung weiterer Ausbaupläne der Oder; unter anderem durch den Bau neuer Stauhaltungen in Polen.
Weitere Einschränkungen für Fauna und Flora könnten aktuell aus der geplanten „Ertüchtigung und Verbesserung des hydrologischen Regimes im polnischen Zwischenoderland“ folgen, die „in ihrem Umfang und ihren Folgen bislang noch nicht abzuschätzen sind“, so Dr. Michael Tautenhahn, Stellvertretender Leiter des Nationalparks Unteres Odertal.
Veranstaltungsort:
• Symposium: NABU-Informationszentrum, Blumberger Mühle 2, 16278 Angermünde
• Besatz mit Stören: Nationalpark Unteres Odertal, Park 2, 16303 Schwedt/Oder, OT Criewen
Programm:
www.igb-berlin.de/veranstaltungen_details/events/world-fish-migration-day.html
Anmeldung bis zum 17.5.16 unter blumberger.muehle@NABU.de
Ansprechpartner:
Nationalpark Unteres Odertal:
Dr. Michael Tautenhahn, Am Park 2, 16303 Schwedt/Oder, OT Criewen, Tel: 033322677207
IGB:
Dr. Jörn Geßner, Müggelseedamm 310, 12587 Berlin, Tel: 03064181626
Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV:
Gerd-Michael Arndt, Fischerweg 408, 18069 Rostock, Tel: 038120260532
Presseeinladung:
Medien- und Pressevertreter sind herzlich eingeladen, an dem Termin teilzunehmen. Es bestehen Foto-/Filmmöglichkeiten für Außenaufnahmen an der Oder (u.a. Gewässer, junge Störe – Entladung und Besatz) und Möglichkeiten für Interviews mit Organisatoren. Es wird auch die Möglichkeit zur Übernahme von Stör-Patenschaften geben.
Wir bitten dafür um vorherige Anmeldung bei:
Nadja Neumann
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 030 64181975
E-Mail: nadja.neumann@igb-berlin.de
http://www.igb-berlin.de/veranstaltungen_details/events/world-fish-migration-day…
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…