Ausgezeichnete Zellbiologen kommen zum Forschen nach Marburg
Verstärkung für die Marburger Zellbiologie: Prof. Dr. Nicolas Rouhier (37) aus Lorraine (Frankreich) und Dr. Joseph Braymer (29) aus Pennsylvania (USA) forschen seit Kurzem im Team von Prof. Dr. Roland Lill, Leiter des Instituts für Klinische Zytobiologie und Zytopathologie am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg.
„Für uns ist es eine große Ehre, gleich zwei so ausgezeichnete junge Kollegen am Institut zu haben“, freut sich Roland Lill. Der Zellbiologe und Leibniz-Preisträger erforscht unter anderem die Entstehung von Schwefel-Eisen-Proteinen. Ohne diesen Vorgang könnten Zellen nicht überleben, denn er ist unter anderem an der Zellatmung und der DNS-Reparatur beteiligt.
Ausgezeichnet sind die beiden Nachwuchs-Forscher aus Frankreich beziehungsweise den USA im wahrsten Sinne des Wortes: Nicolas Rouhier erhielt den Gay-Lussac-Humboldt-Preis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung.
Damit werden exzellente Forschungsleistungen aus Deutschland beziehungsweise Frankreich gewürdigt, die von Forschenden aus dem jeweils anderen Land vorgeschlagen wurden. Prof. Lill schlug in diesem Falle Rouhier für dieses hoch kompetitive Auswahlverfahren vor.
Joseph Braymer wird durch ein Marie-Curie-Stipendium der Europäischen Union (EU) gefördert. Das Stipendium steht ausgezeichneten Nachwuchsforschenden offen und soll Auslandsaufenthalte für Forschungszwecke innerhalb der EU fördern.
Marburg erste Wahl
Beide Wissenschaftler wollten ins Ausland. Beide konnten ihren Forschungsaufenthalt frei wählen. Beide entschieden sich für die Philipps-Universität. Rouhier wird drei Monate in Marburg sein, Braymer für mindestens zwei Jahre.
„Es ist toll, bei einem international so anerkannten Forscher wie Prof. Lill zu arbeiten“, sagt Nicolas Rouhier. Er promovierte an der Université de Lorraine im Bereich Biologie und Biochemie bei Pflanzen, wo er als Professor ein immer größer werdendes Forschungsteam leitet.
Außerdem gehörte er mehrere Jahre zum Leitungsgremium des „Journal of Biological Chemistry“, der maßgeblichen Biochemie-Fachzeitschrift. Für seine noch junge Karriere hat er bereits eine lange Publikationen-Liste in bedeutenden Journalen. Darunter sind Veröffentlichungen in „PNAS“, der Zeitschrift der nationalen Wissenschaftsakademie der USA und „EMBO“, dem Journal des europäischen Zentrums für Molekular-Biologie.
Was erhofft sich Rouhier von der Arbeit an der Philipps-Universität? „Ich habe bisher fast ausschließlich über biochemische Prozesse in Pflanzen geforscht. In Marburg möchte ich mir Wissen und Methoden zur Analyse von pflanzlichen Genen in Hefe aneignen und Pflanzen-Gene untersuchen, die eine Rolle in der Redoxbiologie oder der Schwefel-Eisen-Protein-Biogenese spielen.“ Die Universität Marburg und das Institut von Prof. Lill seien dafür seine erste Wahl gewesen. „Außerdem kann ich mir bei dem Forschungsschwerpunkt von Prof. Lill eine weitere Zusammenarbeit unserer Laboratorien in Frankreich und Deutschland gut vorstellen“, ergänzt Rouhier.
Ideale Forschungsbedingungen
Der gute Ruf der Marburger Zellbiologie-Forschung war auch für Joseph Braymer das entscheidende Kriterium für seinen Marburg-Aufenthalt: „Die Chance, bei einem sehr renommierten Forscher über metallhaltige Proteine zu forschen, musste ich einfach nutzen“, sagt Bramyer. Er promovierte in Chemie an der University of Michigan. Dort untersuchte er, welche Bedeutung die Metall-Ionen von Eisen, Kupfer oder Zink für die Alzheimer-Krankheit haben.
An der Philipps-Universität hoffe Braymer, zu neuen Erkenntnissen über die molekularen Prozesse bei gesunden beziehungswiese kranken Zellen zu kommen, an denen Eisen-Schwefel-Verbindungen beteiligt sind. „Das Labor hier im Institut von Prof. Lill ist dafür gut ausgestattet. Außerdem gefällt mir das anregende akademische Umfeld in Marburg“, so Joseph Braymer.
Auszeichnung auch für Wissenschaftsstandort Deutschland
„Nicht nur für Marburg, auch für den Wissenschaftsstandort Deutschland sind die Aufenthalte von Prof. Nicolas Rouhier und Dr. Joseph Braymer eine Auszeichnung“, betont Roland Lill. Schließlich sei es nicht die Regel, dass französische beziehungsweise amerikanische Forschende nach Deutschland kommen. Das liege unter anderem auch an falschen Vorstellungen der Sprachkompetenz: „Französische und amerikanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben oft noch die Befürchtung, sie könnten sich in Deutschland nicht gut genug verständigen“, erklärt Lill. Dieses Vorurteil möchte er abbauen. Ein Schritt dahin: Die enge Zusammenarbeit mit seinen neuen Kollegen aus Frankreich und den USA an der Philipps-Universität Marburg.
Institut für Klinische Zytobiologie und Zytopathologie: http://www.uni-marburg.de/fb20/cyto/lill
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