Von Origami bis zum dreidimensionalen Stadtplan
Eine Woche lang treffen sich die Mitglieder der International Society for Geometry and Graphics (ISGG) und der Deutschen Gesellschaft für Geometrie und Grafik (DGfGG) in Dresden zu ihrer großen biennalen Tagung. Dabei geht es längst nicht nur um „Punkt, Punkt, Komma, Strich“: „Dieses Jahr dreht sich in den Hauptvorträgen alles um Wissenschaftsgebiete, für die die Geometrie ein Werkzeug zur Lösung ihrer Probleme ist“, erläutert Prof. Gunter Weiß von der Technischen Universität Dresden.
So stehen denn auch äußerst exotische Themen auf dem Tagungsprogramm: afrikanische Geometrie und Grafik, ein Lernprogramm für japanische Tänze, Design für Farbenblinde, Holodiagramme oder Origamiprobleme. Die Besucher erfahren, wie Designstudenten an der Lösung globaler Klimaprobleme mitarbeiten, oder können sich über geometrische Fachfragen beim Bau japanischer Pagoden informieren lassen. Einen weiteren Höhepunkt bietet die die Tagung begleitende Ausstellung „Good Vibrations – Geometrie und Kunst“, die momentan in der Altana Galerie der TU Dresden zu sehen ist.
Wer schon einmal vom „Goldenen Schnitt“ und seinen Anwendungen auf dem Feld der Musik, der Architektur, der Botanik oder sogar der Anatomie gehört hat, wird vielleicht überrascht sein, dass in der Familie der „metallischen Schnitte“, deren Mitglieder positive quadratische irrationale Zahlen darstellen, inzwischen auch der „Silberne Schnitt“, der „Bronzene Schnitt“, des weiteren Kupfer, Nickel etc. eine Rolle für Mathematiker und Designer spielen. Einer der Hauptvorträge der Tagung, „Goldene und metallische Schnitte in der modernen Mathematik und Physik“, beschäftigt sich mit diesem Thema; halten wird ihn Prof. Vera de Spinadel von der Universität Buenos Aires.
Prof. Manfred Buchroithner stellt den Kollegen so genannte „autostereoskopische Landkarten“ vor, die an der TU Dresden entwickelt wurden. Indem sie zwei Datenmengen kombinieren – ein digitales Höhenmodell des abzubildenden Geländes und ein Oberflächenmodell, welches Farb- und andere Informationen über die jeweilige Fläche enthält – erstellen die Dresdner Forscher eine synthetische Landschaft. Mithilfe einer 3D-Modellierungssoftware wird die Grundlage für Lenticular-Kartenmaterial, beispielsweise Stadtplänen oder Geländekarten, erzeugt. Hier kommt eine Technik zur Anwendung, die auf dem Prinzip der bekannten 3D-Flip-Postkarten fußt.
Die Tagung erinnert dieses Jahr zudem an den sächsischen Mathematiker Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651-1708). „Tschirnhaus gelangte zu internationaler Anerkennung als erstes ausländisches Mitglied der Französischen Akademie der Wissenschaften“, erzählt Prof. Weiß stolz. „Er trug nicht nur zur Erfindung des Porzellans bei, sondern beschäftigte sich auch erfolgreich mit der Nutzung von Sonnenenergie durch riesige Brenngläser. Unsere internationalen Besucher können seine Erfindungen im Mathematisch-Physikalischen Salon bewundern. Zu seinem dreihundertsten Todestag sehen wir ihn quasi als Patron unserer Tagung.“
Die Eröffnungsveranstaltung der Tagung findet am 4. August um 10 Uhr im Hörsaalzentrum der TU Dresden im Hörsaal 4 (3. Stock) statt. Der Prorektor Prof. Manfred Curbach wird den aus allen Erdteilen angereisten Gästen die Technische Universität vorstellen, bevor Dr. Michael Korey, ein Mitarbeiter des Physikalisch-Technischen Salons, das Universalgenie Tschirnhaus in seinem Eröffnungsvortrag würdigt. Interessierte Journalisten sind zu der Veranstaltung herzlich eingeladen.
Weitere Informationen:
Prof. Gunter Weiß
Technische Universität Dresden
Professur für Geometrie/Differentialgeometrie
Tel. +49 (351) 463 -37516 oder -48811
E-Mail: Gunter.Weiss@tu-dresden.de
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Weitere Informationen:
http://icgg2008.math.tu-dresden.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten
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