Urzeitliche Biofilme haben vom Meer aus das Festland erobert
Vom 17. bis 22. Februar findet in der Universität Oldenburg die internationale Tagung „Fossil and Recent Biofilms – A Natural History of Life on Earth“ statt, zu der die Arbeitsgruppe Geomikrobiologie unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang E. Krumbein und das Hanse-Wissenschaftskolleg Experten aus aller Welt eingeladen haben. Wir bieten dazu ein Pressegespräch am
Mittwoch, 21. Februar 2001, 11.00 Uhr,Universität Oldenburg, Naturwissenschaftlicher Standort Wechloy,
Carl-von-Ossietzky-Straße, Raum W4-1-172
Oldenburg. „Fossile und Rezente Biofilme – eine Naturgeschichte des Lebens auf der Erde“ ist das Thema einer Tagung vom 17. bis 22. Februar an der Universität Oldenburg, zu der die Arbeitsgruppe Geomikrobiologie unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Krumbein und das Delmenhorster Hanse-Wissenschaftskolleg Experten aus aller Welt eingeladen haben. Der Themenbogen reicht von der Raumfahrt bis hin zu scheinbar trivialen Alltagsphänomenen wie Unfällen – verursacht durch glitschige Filme.
Überall auf der Erde, vielleicht auch auf Planeten wie dem Mars, gibt es derartige Filme, die sich durch Zusammenrottung von Bakterien und anderen Mikroorganismen bilden. Sie verwandeln die feste Oberfläche, auf der sie siedeln, in eine glitschige, schlüpfrige, schleimige Schicht. Der gesellschaftliche Schaden, den Biofilme durch Fraß, Ätzung, Korrosion oder Unfälle verursachen, geht ins Unermessliche.
Die Forschung der vergangenen Jahrzehnte konnte die Entstehung von Leben auf der Erde über die Untersuchung versteinerter fossiler Biofilme bis nahe an die Entstehungszeit der Erde zurückdatieren. Urzeitliche Biofilme haben vom Meer aus das Festland erobert und beim Übergang von der anoxygenen zur oxygenen Photosynthese die sauerstoffhaltige Atmosphäre geschaffen und so die Ansiedlung von Insekten ermöglicht, die sich von den Biofilmen ernährten.
Die Experten beschäftigen sich auf der Tagung mit der Philosophie und Wissenschaftstheorie solcher Phänomene. Es geht etwa um den Unterschied zwischen einem Film aus Bakterien und einem Teppich aus Pilzen. Warum haben sich überhaupt höher strukturierte Pflanzen und Tiere auf der Erde entwickelt, wenn doch die Mikroorganismen alles können? Lässt sich ein Biofilm als biologisch verfestigtes Wasser bezeichnen? Es werden Biofilme erörtert, die – anders als wasserreiche Filme, die zu 99.5% aus biologisch verfestigtem Wasser bestehen – aus Trockenmasse aufgebaut sind. Diese Masse vegetiert mit einem Minimum Wasser auf Gesteinsoberflächen und erwacht nur kurzzeitig zum Leben.
Viele andere Komplexe werden auf dem Kongress erörtert – so die Frage, wie die ersten Urorganismen auf der Erde ausgesehen haben mögen und wie sie an der Gestaltung ihrer Umwelt beteiligt waren. Wichtig ist auch die Frage, auf welche Weise Biofilme zur Bildung von Gesteinen und Lagerstätten vom Uran bis zum Gold und Eisen beigetragen haben.
Die TeilnehmerInnen kommen aus allen europäischen Ländern, den USA und dem fernen Osten. Die eigentlichen Akteure aber sind unsichtbare kleine Lebewesen, die überall von der Antarktis bis auf den Mount Everest, von der Gobiwüste bis in die tiefsten Spalten der Erde jede feste Oberfläche besiedelt haben und auch weiterhin besiedeln.
Einzelheiten zum Kongress sind im Internet abzurufen unter:
Kontakt: Prof. Dr. Wolfgang E. Krumbein , Tel.: 798-3384, E-Mail: wek@africa.geomic.uni-oldenburg.de
Weitere Informationen finden Sie im WWW:
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten
Neueste Beiträge
Neuartige biomimetische Sprechventil-Technologie
Ein Forschungsteam der Universität und des Universitätsklinikums Freiburg hat eine neuartige biomimetische Sprechventil-Technologie entwickelt, die die Sicherheit für Patient*innen mit Luftröhrenschnitt erheblich erhöhen könnte. Die Herausforderung: Bei unsachgemäßem Gebrauch von…
Kollege Roboter soll besser sehen
CREAPOLIS-Award für ISAT und Brose… Es gibt Möglichkeiten, Robotern beizubringen, in industriellen Produktionszellen flexibel miteinander zu arbeiten. Das Projekt KaliBot erreicht dabei aber eine ganz neue Präzision. Prof. Dr. Thorsten…
Neue einfache Methode für die Verwandlung von Weichmagneten in Hartmagnete
Ein Forscherteam der Universität Augsburg hat eine bahnbrechende Methode entdeckt, um einen Weichmagneten in einen Hartmagneten zu verwandeln und somit magnetische Materialien zu verbessern: mithilfe einer moderaten einachsigen Spannung, also…