Gesellschaften im Wandel – Geschlechterrollen im Umbruch
„Societies in Transition – Challenges to Womens and Gender Studies“ – unter diesem Titel findet vom 28. Juni bis 1. Juli 2001 an der Universität Oldenburg eine internationale Konferenz statt. Veranstalter ist das Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, die Leitung liegt in den Händen von Prof. Dr. Heike Fleßner und Dr. Lydia Potts.
Rund 140 Teilnehmerinnen erörtern die Weiterentwicklung von universitären Studiengängen der Frauen- und Geschlechterstudien im Hinblick auf Fragen der internationale Zusammenarbeit und globalen Vernetzung. Die Konferenzbeiträge kommen unter anderem aus Deutschland, Großbritannien, Indien, Jordanien, Nepal, Neuseeland, Polen, Südafrika, Türkei, Ungarn und Yemen.
Diese Länder sind zum Teil durch spannungsgeladene Entwicklungsdynamiken gekennzeichnet, die gravierende, oft nur schwer einschätzbare Folgen für das Leben von Frauen haben. In Osteuropa etwa machen Frauen gegenwärtig beruflich wie privat bedrückende Erfahrungen sozialer Abwertung. Der Zusammenbruch des Sozialismus und die Globalisierung der Wirtschaft haben besonders für ihre Arbeits- und Lebenswelt Konsequenzen. Frauen sind den Privatisierungsprozessen besonders schutzlos ausgeliefert. Andererseits bedeutet der Beitritt der osteuropäischen Länder zur Europäischen Union durchaus eine Chance zur sozialpolitischen Stärkung der Position von Frauen – vorausgesetzt, das Prinzip der Geschlechtergleichheit wird ins öffentliche Bewusstsein gerückt und in entsprechende Maßnahmen umgesetzt. Hier haben beispielsweise berufliche Qualifizierungsprozesse anzusetzen, die durch universitäre Programme zu Frauen- und Geschlechterstudien flankiert und gestützt werden können.
Anders stellt sich die Situation in islamischen Ländern wie dem Yemen dar. Die Gesellschaft hier ist zutiefst patriarchalisch, und zugleich haben Frauen – bislang einmalig auf der arabischen Halbinsel – das Wahlrecht. Das Frauenforschungs- und Trainingszentrum an der Universität Aden hat sich daher die Qualifizierung von Frauen nicht nur für den Beruf, sondern auch für die politische Partizipation zum Ziel gesetzt. Die Wissenschaftlerinnen aus Nepal und Indien unterstreichen angesichts der Armut und der tief verwurzelten Ungleichheit ihrer Länder die Bedeutung von Frauen- und Geschlechterstudiengängen u. a. für Entwicklungsprojekte, die auf die wirtschaftliche Stärkung von Frauen und die Aufwertung ihrer gesellschaftlichen Stellung zielen.
Bei aller Unterschiedlichkeit der Lebensbedingungen geht es immer darum, welchen Beitrag akademische Frauen- und Geschlechterstudien für die wissenschaftliche Analyse von Geschlechtsverhältnissen und bei der Durchsetzung von Geschlechtergleichheit leisten können. Liegt die Transformation gesellschaftlicher Verhältnisse im Interesse der Frauen oder werden Frauen für politisch-ökonomische Prozesse instrumentalisiert?
Ein zentrales Ziel der Konferenz ist der Aufbau gemeinsamer internationaler Projekte des Lehrens und Lernens. Den Oldenburger Wissenschaftlerinnen geht es dabei sowohl um virtuelle Kooperationsprojekte per Internet als auch um Formen realer Zusammenarbeit. Neben einem regelmäßigen Austausch internationaler Studienplätze und Gastdozenturen ist eine internationale Nord-Süd-Summer School im Gespräch.
Kontakt: Dr. Lydia Potts, Institut für Politikwissenschaft II, Tel.: 0441/798-2530, E-Mail: lydia.potts@uni-oldenburg.de und Prof. Dr. Heike Fleßner, Sprecherin des Zentrums für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, Tel.: 0441/798-2050, E-Mail: heike.flessner@uni-oldenburg.de
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