Tagung in Bonn: effizienter Anbau von Pflanzen in den Tropen
Existenzzerstörer für die einen, Existenzgrundlage für die anderen: Auf 162.000 Hektar wurden Ende 2000 in Kolumbien Koka oder Mohn angebaut, aus deren Inhaltsstoffen sich Drogen wie Kokain und Heroin gewinnen lassen – gegenüber 1999 ein Zuwachs von 60 Prozent. Grund: Die armen Kleinbauern sehen meist keine andere Möglichkeit, um sich und ihre Familien zu ernähren. Wissenschaftler des Bonner Instituts für Obst- und Gemüsebau untersuchen, inwieweit sich die Gebiete für den organischen Anbau tropischer Obstarten nutzen lassen, und versuchen so, eine mögliche Alternative zur Produktion drogenerzeugender Pflanzen aufzuzeigen. Ihre Ergebnisse präsentieren sie auf dem Deutschen Tropentag, der vom 9. bis zum 11. Oktober im Hauptgebäude der Universität Bonn stattfinden wird. Unter dem Tagungsmotto „Eine Welt: Forschung für eine bessere Lebensqualität“ diskutieren rund 450 Experten spezifische Probleme der landwirtschaftlichen Produktion in tropischen und subtropischen Ländern.
Klimaänderung und Umweltzerstörung haben in den Tropen und Subtropen vielerorts dazu geführt, dass die althergebrachten Anbaumethoden nicht mehr die gewünschten Erträge liefern. So machen westafrikanische Bauern ihre Felder seit Jahrhunderten mit Hilfe der Brandrodung für den Anbau von Trockenreis nutzbar: Sie schlagen den Waldbestand ab, verbrennen das Holz und nutzen die Asche als Dünger, der dem Boden die nötigen Nährstoffe zuführt. Heute werden Waldbestände rar und die Brachezeiten immer kürzer. Folge: Der Boden regeneriert sich schlecht, Unkräuter breiten sich aus, der Reisertrag geht zurück.
An der Uni Bonn laufen daher Bemühungen, die Boden-Regeneration in den kurzen Brachezeiten zu verbessern. Bestimmte Pflanzen beispielsweise sind in der Lage, Nährstoffe aus tiefen Bodenschichten zu nutzen, Luftstickstoff zu binden und das Auskeimen bestimmter Unkrautsamen zu verhindern. Werden sie in den Brachezeiten angepflanzt und vor der Reis-Saison verbrannt oder untergepflügt, lässt sich der Nährstoffgehalt in den oberen Bodenschichten deutlich erhöhen. Gleichzeitig vermindert sich Arbeitsaufwand zum Jäten der Unkräuter um bis zu 30 Prozent. An der Elfenbeinküste konnten die Forscher den Ertrag von Versuchsflächen durch diese einfachen Maßnahmen mehr als verdoppeln.
Rund 450 Wissenschaftler werden auf dem deutschen Tropentag ihre Forschungsprojekte präsentieren. Die Liste der Partnerländer ist lang und reicht von Argentinien über China und den Iran bis nach Usbekistan und Zentralafrika. Auf der Tagung werden mit Eric Davidson und Eugene Terry auch zwei bekannte Protagonisten der Globalisierungs-Debatte sprechen – der Ökologe Davidson zum Thema „Reiches Land oder billiger Dreck – Bewertung von natürlichen Ressourcen“ und Terry, Berater des Weltbank-Direktoriums in Sachen ländliche Entwicklung, über „Lebensqualität in den Tropen: Herausforderungen und Verantwortung der Industrieländer“. In einer Abschlussdiskussion am Donnerstag um 11 Uhr werden Befürworter und Kritiker der Globalisierung zu Wort kommen.
Weitere Informationen: Susanne Hermes, Tagungsbüro des Deutschen Tropentages 2001, Tel.: 0228/73-2924, Fax: 0228/73-2489, E-Mail: dtt2001@uni-bonn.de.
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