Führende Schizophrenieforscher aus Europa und Übersee treffen in Heidelberg zusammen
Symposium „Risk and protective factors in schizophrenia – towards a conceptual model of the disease process“ vom 25. bis 27. Oktober 2001 im Internationalen Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg
Vom 25. bis 27. Oktober 2001 findet im Internationalen Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg ein hochkarätig besetztes Symposium über Schizophrenieforschung statt. Ziel ist es, die wichtigsten Ergebnisse und Perspektiven zu Risiko- und Schutzfaktoren und zu den zugrunde liegenden neurobiologischen Prozessen bei der Schizophrenie zusammenzutragen und den Versuch zu unternehmen, integrative Modelle der Krankheit zu gewinnen und das Krankheitsverständnis über Detailergebnisse hinweg zu vertiefen.
Die internationale Schizophrenieforschung hat in den letzten Jahren hoch interessante Erkenntnisse über krankheitsferne und krankheitsnahe Risikofaktoren auf mehreren Ebenen gewonnen. Die im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 258 nunmehr seit 15 Jahren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Schizophreniestudie (Projektleiter Prof. H. Häfner, Dr. an der Heiden) hat dazu Anstöße und Beiträge geleistet, etwa die Entdeckung, dass dem ersten Höhepunkt der Psychose und dem meist erst danach erfolgenden Beginn der Behandlung im Mittel sechs Jahre unbehandelter Krankheitsverlauf vorausgehen. In dieser frühen Verlaufsphase treten bereits die meisten sozialen Folgen der Schizophrenie ein.
Darüber hinaus sind bei den schizophren Erkrankten bereits in Kindheit und Jugend häufig leichte motorische Entwicklungsverzögerungen und Einbußen bei den schulischen Leistungen und den sozialen Fertigkeiten als frühe Vorzeichen der Krankheit entdeckt worden. Die Arbeitsgruppe Prof. Resch (Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik der Universität Heidelberg) ist den Übergängen aus den Vorstadien in die voll ausgebildete Krankheit – besonders bei Jugendlichen und Heranwachsenden – nachgegangen.
Morphologische Veränderungen und funktionelle Störungen am Gehirn
Durch neue bildgebende Verfahren, vor allem der anatomischen und funktionellen Magnetresonanztomographie und der Positronenemissionstomographie, wurden unter wesentlicher Beteiligung der Arbeitsgruppe Schröder (Psychiatrische Klinik der Universität Heidelberg) morphologische Veränderungen und funktionelle Störungen am Gehirn entdeckt, die offensichtlich für das Auftreten der Krankheit und für den Ausbruch der Symptome mit verantwortlich sind. Sie gehen mindestens zu einem wesentlichen Teil auf Hirnentwicklungsstörungen zurück, die ihrerseits genetisch oder durch frühe Schädigungsfaktoren wie Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen hervorgerufen wurden. Bei einem kleinen Teil der Kranken scheinen die leichten Substanzdefizite des Gehirns im Krankheitsverlauf auch noch weiter fortzuschreiten.
Im Zusammenhang mit diesen Befunden sind neu entdeckte neuroprotektive Mechanismen interessant geworden. Sie werden beispielsweise dem weiblichen Geschlechtshormon Östrogen zugeschrieben. In der ABC Schizophreniestudie war nachgewiesen worden, dass Östrogen auch eine begrenzte Schutzwirkung gegen den Ausbruch der Krankheit auszuüben vermag und zu einer leichten Milderung der Krankheitssymptome führen kann. Östrogen ist deshalb bereits erfolgreich zur Unterstützung der antipsychotischen Behandlung eingesetzt worden.
Auch wenn noch keine konkreten Erfolge in der Primärprävention nach all diesen aktuellen Forschungsergebnissen vorzeigbar sind, sind sie doch vielversprechend. Sie nähren die Hoffnung, konkrete Ansatzpunkte und Methoden zu gewinnen, die es erlauben, diese leidvolle Erkrankung früher zu behandeln, um dadurch dem Auftreten ihrer Symptome und ihrer nicht selten behindernden Folgen rechtzeitig begegnen zu können.
Kommunikation der spezialisierten Arbeitsgruppen soll verbessert werden
Ein großes Problem liegt jedoch darin, dass die Ergebnisse der modernen Schizophrenieforschung durch spezialisierte Arbeitsgruppen auf sehr unterschiedlichen methodischen Ebenen gewonnen wurden, ohne dass es zu einer hinreichenden Kommunikation über Methoden und Disziplinen hinweg gekommen wäre. Hierin liegt ein generelles Defizit der Forschung begründet, das mit dem Risiko einer Überschätzung und Verabsolutierung von Einzelergebnissen verbunden ist. Die Entwicklung eines für die Praxis hilfreichen übergreifenden Krankheitsverständnisses wird dadurch eher erschwert als gefördert.
Aus diesen Gründen haben sich auf dem Gebiet der Schizophrenieforschung an der Universität Heidelberg und am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit erfolgreich tätige Wissenschaftler zusammengetan, um dieses Symposium zu organisieren. Eingeladen wurden führende Schizophrenieforscher aus Europa und Übersee. Etwa die Hälfte der Teilnehmer sind junge Wissenschaftler aus den veranstaltenden Abteilungen des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit und der Universität Heidelberg. Die Veranstaltung des Symposiums erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg. Heinz Häfner
Rückfragen bitte an: Angelika Heimann, Sekretariat Prof. Häfner Tel. 0621 1703725, Fax 1703266
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allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an: Dr. Michael Schwarz Pressesprecher der Universität Heidelberg Tel. 06221 542310, Fax 542317
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