Kinder und Psychopharmaka – Ethische Fragen der Behandlung
Zum 11. Mal findet am morgigen Samstag das „Münchner Kinder- und jugendpsychiatrische Herbstsymposium“ am Klinikum der Universität München statt. 160 Ärzte, Psychologen und Sozialpädagogen befassen sich dabei mit ethischen Fragen bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen – sowohl bei der Psychotherapie als auch bei der Pharmakotherapie, der Behandlung mit Medikamenten.
Die Gabe von Psychopharmaka an minderjährige Patienten ist immer noch ein heißes Eisen. Bei Eltern bestehen häufig Vorurteile und Bedenken gegen eine medikamentöse Therapie. „Wenn ein sehr gut ausgebildeter Arzt den Einsatz von Psychopharmaka vorschlägt, gibt es in der Regel schwerwiegende Gründe dafür“, sagt Privatdozent Dr. Reiner Frank, Oberarzt am Institut und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der LMU. Das in Deutschland am häufigsten verordnete Medikament bei Kindern ist Ritalin. Bis heute weiß man zwar, dass die Substanz bei hyperaktiven kleinen Patienten wirkt, wie genau das passiert, ist aber noch unklar. Dr. Gunther Moll von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Göttingen hat die Wirkung von Ritalin an jungen Mäusen erforscht und berichtet darüber in seinem Vortrag. Das erstaunliche Ergebnis: Auch wenn die Substanz im Körper längst nicht mehr nachweisbar ist, hält die Wirkung von Ritalin im Gehirn an. „Das Dilemma ist, dass wir noch viel zu wenig wissen“, sagt Reiner Frank. „Kinder sind aber eine zu kleine Gruppe, um für die Pharmafirmen und deren Forschung von Interesse zu sein“.
Doch auch bei nachgewiesenem Nutzen und überschaubaren Nebenwirkungen – Kinder- und Jugendpsychiater sind bei der Verordnung von Psychopharmaka vorsichtig. In der Hitliste der Verschreiber dieser Medikamente rangieren ausgerechnet die zuständigen Fachärzte ganz unten.
Neben der speziellen Wirkung von Ritalin sind zudem Arzneimittelforschung und -prüfung, soziale Störungen und Misshandlung bei Kindern Themen von Vorträgen.
Weitere Informationen über den Organisator Dr. Reiner Frank, Telefon 089 – 5160-5156
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