EMPORIUM. 500 Jahre Universität Halle-Wittenberg
Landesausstellung Sachsen-Anhalt 2002
Vom 23. April bis zum 30. September 2002 wird in den Räumen des renovierten Hauptgebäudes der Martin-Luther-Universität die sozialhistorische Landesausstellung „EMPORIUM. 500 Jahre Universität Halle-Wittenberg“ gezeigt. In 14 Räumen werden auf 1300 m² rund 2000 zum Teil noch nie öffentlich gezeigte Objekte zu sehen sein. Während dieser Zeit bietet die ARENA, ein transparenter und vielseitig nutzbarer temporärer Hörsaal direkt vor dem Hauptgebäude auf dem Universitätsplatz, ein abwechslungsreiches Programm, das auch Themen der Ausstellung aufgreifen wird. Scheinwerfer auf den Dächern Halles, die Himmelslichter, leuchten bei Nacht wie Geburtstagskerzen und werden für starke Aufmerksamkeit sorgen. Die Ausstellung anlässlich der Gründung der Universität Wittenberg im Jahre 1502 steht als Teil des Akademischen Festjahres unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Dr. h. c. Johannes Rau. Die Ausstellung wird getragen vom Land Sachsen-Anhalt. Als Hauptsponsor konnte die Dresdner Bank AG gewonnen werden. Eine zusätzliche umfangreiche Förderung wurde durch die Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt bereitgestellt.
Das Ausstellungskonzept
Das Ausstellungskonzept ist unter der Gesamtleitung von Prof. Dr. Udo Sträter und Claudia Wagner (Kuratorin) von einem fakultätsübergreifenden Wissenschaftlerteam der Universität erarbeitet worden. An sozialhistorischen Fragestellungen orientiert, zeigt es die Geschichte der Universität im Spannungsfeld von Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaftsentwicklung. „Die Ausstellung ist nicht strikt chronologisch konzipiert. Mit unterschiedlichen thematischen Zugängen wollen wir den Besuchern die Faszination von Wissen und Wissenschaft vermitteln“, sagt Udo Sträter. Noch nie gab es in einer Universität eine Ausstellung mit vergleichbaren Dimensionen. Claudia Wagner: „In den nächsten Wochen stehen wir vor einer riesigen organisatorischen Herausforderung. Der Aufbau und die Einrichtung der Räume sind auf die Minute genau geplant.“ Wagner arbeitet bereits seit Anfang 1999 an diesem ehrgeizigen Projekt, von dem sich die Universität überregionale Aufmerksamkeit erhofft.
Der Ausstellungsort
Die Landesausstellung wird in dem klassizistischen Hauptgebäude der Universität auf über 1.300 m² realisiert. Der Entwurf für das älteste hallesche Universitätsgebäude stammt von dem späteren Kölner Dombaumeister M. Zwirner und wurde zwischen 1832 und 1834 in der Verantwortung des örtlichen Baumeisters A. Stapel ausgeführt. Um ein großzügig angelegtes Treppenhaus sind auf drei Geschossen in Höhe und Grundfläche funktional unterschiedliche Räume gruppiert worden. Die historistischen Freskenmalereien von G. A. Spangenberg aus den Jahren 1883 – 1888 betonen den repräsentativen Charakter des Baus. Neben allegorischen Gestalten der vier Fakultäten sind auf die jeweiligen Wissenschaftsgebiete bezogene Szenen aus der Bibel und der antiken Mythologie dargestellt.
Die Ausstellungsobjekte
Die reichen kulturhistorischen Bestände der Universität haben zu diesem Ausstellungsprojekt ermutigt. Die Exponate kommen daher zum größten Teil aus universitätseigenen Beständen. Zu den Leihgebern zählen die 20 akademischen Sammlungen der Universität, das Universitätsarchiv, die Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt sowie Institute der Universität. Leihgaben von Museen und Archiven der Lutherstadt Wittenberg und der Stadt Halle (Saale) sowie von diversen Fremd- und Privatleihgebern ermöglichen diese einzigartige Zusammenstellung wahrer Schätze der deutschen Kulturgeschichte. Zu entdecken gilt es repräsentative und traditionsbegründende Objekte wie Universitätsinsignien, Matrikelbücher, Urkunden, Münzen, Medaillen, Gemälde, Grafiken und Plastiken ebenso wie zahlreiche Alltagsgegenstände: Fotografien, Filmmaterial, Unterrichtsmodelle, Präparate und wissenschaftliche Geräte.
Durch die Vereinigung der Universitäten Wittenberg und Halle gelangten das Wittenberger Universitätsarchiv und Teile der Universitätsbibliothek nach Halle. Dagegen müssen nahezu alle wissenschaftlichen Apparate und Sammlungsobjekte von Wittenberg heute als Verlust angesehen werden. Daher zählen die wenigen erhaltenen Stücke, so die ausgestellten Präparate des bekannten Wittenberger Professors für praktische Medizin, Abraham Vater, aus der Anatomischen Sammlung der Universität Halle-Wittenberg zu den wertvollen Zeugen Wittenberger Sammlungsgeschichte.
Ausstellungsrundgang
Im Erdgeschoss werden Themen der Wissenschaftsgeschichte vom 16. bis zum 20. Jahrhundert exemplarisch vorgestellt. Von der humanistischen Universitätsreform Melanchthons ausgehend wird die Ausdifferenzierung von Fächern und Systemen, die Erweiterung des Wissens durch anatomische Sektionen, Missions- und Forschungsreisen, das Sammeln von Pflanzen und Tieren illustriert. Die Universität Halle als Zentrum von Aufklärung und Pietismus ist die erste deutsche Reformuniversität, die ihre Pforten der praktisch nützlichen Wissenschaft öffnete. Am Beispiel Chemie wird die Entwicklung der experimentellen Naturwissenschaften aufgezeigt. Parallel dazu können die Besucher in einem anderen Raum in die Bücherwelt eintreten, die von Historikern, Philologen und Philosophen geschaffen wurde.
Ein anderer Zugang zum Thema Universität wird im Hauptgeschoss eröffnet. Den Auftakt bildet die Gründungs- und frühe Erfolgsgeschichte der Leucorea. Vorgestellt wird auf dieser Etage die Institution Universität in ihrem politischen Spannungsfeld zwischen Autonomie und Lenkung durch den Landesherren, später durch den Staat. Dabei wird der Rahmen bis zu aktuellen Entwicklungen an der Universität gespannt. In der Aula, dem repräsentativsten und geschichtsträchtigsten Raum des Hauptgebäudes, werden in einem ersten Versuch kritischer Aufarbeitung die politisch-institutionellen Veränderungen zwischen 1914 und dem Beginn der neunziger Jahre unter dem Hauptaspekt der Politisierung der Universität im 20. Jahrhundert dargestellt.
Da sich Universität in erster Linie als Ort aktueller Forschung und Lehre definiert, endet der Parcours dieses Geschosses mit der Präsentation zukunftsträchtiger Wissenschaft. Am Beispiel der Gentechnik wird der Besucher mit den Chancen und Risiken moderner Forschung konfrontiert.
Das Thema aktueller Forschung und Lehre leitet über zum dritten Geschoss der Ausstellung. Schon im Treppenhaus bieten aufgestellte Mikroskope unterschiedlicher Zeiten die Chance, sich in eigener Erfahrung mit den technischen Grundlagen naturwissenschaftlicher Forschung vertraut zu machen. Der „Historische Hörsaal“ öffnet dann den Themenbereich der akademischen Lehre und des studentischen Lebens.
Der Einsatz und die Arbeit mit Modellen und anderen Lehrmitteln bietet die Anknüpfung für die Präsentation der akademischen Sammlungen, Bibliotheken und Archive. Die Ausstellungsbesucher werden auf die Rolle der Sammlungen für die Bewahrung und Tradierung der Erinnerung dieser Universität aufmerksam gemacht. Es wird gezeigt, dass die akademischen Sammlungen, deren Ursprung zum Teil bis in das 18. Jahrhundert zurückreicht, auch für aktuelle Forschungsfragen wichtig sind, weil sie kulturelle und natürliche Zustände z.T. längst verlorenen Arten- und Naturreichtums archivieren.
Schließlich wird in einem weiteren Raum das Verhältnis zwischen Universität, Stadt und regionalem Umfeld skizziert, etwa für Wittenberg anhand der Konzentration auf sein Schicksal als Festungsstadt.
Im Erdgeschoss hält die Ausstellung einen Raum zur vielfältigen Bau- und Nutzungsgeschichte des Löwengebäudes bereit. Das Kupferstichkabinett der Universität wird im ersten Geschoss in den Rundgang integriert.
Spezielles Programm für Schüler
Gruppen und ihre unterschiedlichen Interessen erwarten speziell abgestimmte Vermittlungsprogramme. Besonders für Schüler werden mehrere altersspezifische und fachspezifische Vermittlungsdesigns durch das Prorektorat für Studium und Lehre ausgearbeitet und interessierten Lehrern für ihre Schülergruppen zur Verfügung gestellt. Anliegen aller museumspädagogischen Programme ist die selbständige Erkundung von Ausstellungssegmenten durch Kleingruppen und eine anschließende gemeinsame systematische Aufarbeitung des sinnlich Erlebten. Dabei soll den Schülerinnen und Schülern die Bedeutung der Universität in ihrer kulturellen, sozialen und zivilisatorischen Dimension nähergebracht und verdeutlicht werden.
Die Ausstellungsgestaltung
Mit der Ausstellungsgestaltung wurde das Team QUADRO – Grit Gröbel, Markus Ruge, Dorothea Vent und Steffen Wendt beauftragt. QUADRO wird unterstützt durch Herwig Schmäche und Thomas Nehring.
Kontakt:
konzept+form
Büro für Unternehmens- und Wissenschaftskommunikation
Stefan Schwendtner
Tel. (0345) 6 86 71 91
E-Mail: schwendtner@konzeptundform.de
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