Wie sich Pflanzen gegen Feinde wehren
Max-Planck-Institut für chemische Ökologie eröffnet Neubau / Neuer Schwerpunkt biologisch-medizinischer Grundlagenforschung auf dem Beutenberg-Campus in Jena
Das Max-Planck-Institut für chemische Ökologie (MPI-CÖ) feiert am Dienstag, 9. April 2002, ab 14:00 Uhr die offizielle Einweihung seines neuen Institutsgebäudes auf dem Beutenberg-Campus in Jena. Die Festveranstaltung findet in der Aula der Friedrich-Schiller-Universität Jena statt. Anschließend werden die Feierlichkeiten im Neubau des Max-Planck-Instituts fortgesetzt.
Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Hubert Markl, sowie der Geschäftsführende Direktor des Instituts, Prof. Wilhelm Boland, können zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland begrüßen. Dazu gehören die Thüringer Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Prof. Dagmar Schipanski, der Vertreter des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Ministerialdirigent Dr. Wolf-Dieter Dudenhausen, der Rektor der Jenenser Friedrich-Schiller-Universität, Prof. Karl-Ulrich Meyn sowie der Oberbürgermeister der Stadt Jena, Dr. Peter Röhlinger. Den Festvortrag gestalten zwei an der Cornell University in Ithaca/NY, USA, arbeitende „Väter“ der Chemischen Ökologie: der Chemiker Prof. Jerrold Meinwald und – auf einer Videoeinspielung – der Ökologe Prof. Thomas Eisner.
Nach der Festveranstaltung in der Aula der Universität werden die Gäste im neuen Institutsgebäude empfangen. Dort besteht Gelegenheit zu einem von Wissenschaftlern des Instituts geführten Rundgang.
Nach einer Bauzeit von ca. 28 Monaten und 37 Millionen Euro Gesamtkosten konnten die Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts ihren Neubau im November letzten Jahres beziehen. Auf ca. 7.400 Quadratmetern Hauptnutzfläche stehen den Wissenschaftlern modernste Labors für molekularbiologische und biochemische Forschungen zur Verfügung. Ein mit neuester Technik ausgestattetes Gewächshaus mit ca. 1.100 Quadratmetern Fläche dient der Aufzucht von Pflanzen sowie Experimenten mit Pflanzen und Insekten. Serviceeinrichtungen werden gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Biogeochemie betrieben, dessen neues Institutsgebäude in unmittelbarer Nachbarschaft derzeit fertig gestellt wird. Im Gebäude des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie ist die weitgehend „virtuell“ ausgelegte Bibliothek beider Institute untergebracht, während im Neubau des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie ein Hörsaal für ca. 120 Personen sowie Gästewohnungen entstehen. Zusammen mit dem Max-Planck-Institut zur Erforschung von Wirtschaftssystemen sind insgesamt drei Forschungseinrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft in der thüringischen Stadt Jena angesiedelt.
Das im März 1996 gegründete Max-Planck-Institut für chemische Ökologie konnte bereits im Herbst 1997 mit vier wissenschaftlichen Abteilungen und zwei Servicegruppen die Arbeit in angemieteten Räumen bei der Carl Zeiss Jena GmbH aufnehmen. Mit dem Umzug in den Neubau wurden nun die Voraussetzungen geschaffen, den für den Endausbau vorgesehenen rund 220 Mitarbeiter optimale Forschungs- und Arbeitsbedingungen zu bieten. Das somit größte Jenenser Max-Planck-Institut wird dann fünf wissenschaftliche Abteilungen, drei Nachwuchs- sowie zwei Servicegruppen unter einem Dach vereinen.
Mit der Verpflichtung der US-Amerikaner Ian Baldwin, Jonathan Gershenzon und Thomas Mitchell-Olds sowie Wilhelm Boland aus Bonn als Gründungsdirektoren des Instituts ist eine internationale Forschergemeinde in Jena entstanden. Insgesamt stammt ein Drittel der zur Zeit rund 155 Mitarbeiter aus mehr als 20 verschiedenen Ländern. Mit der bevorstehenden Besetzung des fünften Direktorenpostens wird der Anteil ausländischer Forscher weiter steigen.
Die wissenschaftliche Fragestellung des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie befasst sich mit der Rolle, Vielfalt und den Eigenschaften von chemischen Signalen, die vielfältige Wechselbeziehungen zwischen Organismen und ihrer Umwelt steuern. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen die Pflanzen, die im Laufe der Evolution zahlreiche chemische Signalstoffe entwickelt haben, um sich beispielsweise vor Fraßfeinden und Krankheitserregern zu schützen. Doch die Wissenschaftler interessieren sich nicht nur für die chemische Natur dieser Signalstoffe und deren Entstehung im pflanzlichen Organismus. Sie versuchen auch mit modernsten genetischen und molekularbiologischen Techniken Einblicke in die genetischen Grundlagen der pflanzlichen Anpassung an die Umwelt zu gewinnen.
Eine Vielzahl verschiedener Pflanzenarten dient den Forschern als Modellsysteme, um pflanzliche Abwehrstrategien unter verschiedenen ökologischen Bedingungen zu ergründen. Ob nun das komplexe Geflecht der Interaktionen zwischen Wildem Tabak und seinen Schädlingen bzw. Nützlingen (Abteilung Molekulare Ökologie) im Vordergrund der Untersuchungen steht oder die Aufklärung der Induktionsmechanismen pflanzlicher Abwehr bei Limabohnen (Abteilung Bioorganik), die molekular-biologischen und -enzymatischen Grundlagen zur Duftstoffbildung bei Mais (Abteilung Biochemie der Pflanze und Molekularbiologie) oder die molekulare Evolution von Genen, die die Biosynthese von Abwehrsubstanzen steuern (Abteilung Genetik und Evolution) – Erkenntnisse aus diesen Arbeiten der Grundlagenforschung stellen wichtige Ansatzpunkte dar für Fortschritte einer nachhaltigeren Landwirtschaft.
Mit dem neuen Standort auf dem Beutenberg Campus rückt das Max-Planck-Institut für chemische Ökologie auch räumlich näher an die Jenenser Wissenschaftslandschaft. Der Campus, dessen Ausbau der Freistaat Thüringen in den letzten zehn Jahren mit etwa 250 Millionen Euro Zuschüssen für Baumaßnahmen unterstützt hat, beherbergt bereits zahlreiche universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Der wissenschaftliche Schwerpunkt des Campus liegt dabei im biologisch-medizinischen Bereich sowie in der Nano- und Optotechnologie. Vervollständigt wird der „High-Tech“-Campus durch ein Gründerzentrum sowie ein Zentrum für die Einrichtung so genannter Start-up-Unternehmen der Biotech-Branche.
Die Max-Planck-Gesellschaft in den neuen Bundesländern
ist heute mit insgesamt 18 Instituten, einem Teilinstitut sowie einer Forschungsstelle mit mehr als 1.600 Mitarbeitern in den neuen Bundesländern vertreten. Sie hat dafür seit der Wiedervereinigung mehr als 1,3 Md. Euro aufgewendet.
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Weitere Informationen:
http://www.ice.mpg.de/Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten
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