Erste gesamteuropäische Bioinformatik-Konferenz
Erste gesamteuropäische Bioinformatik-Konferenz (ECCB 2002)
vom 6. – 9. Oktober im Congress Centrum (CCS), Saarbrücken
Informationen und Anfahrt: http://www.zbi.uni-saarland.de/ECCB2002/
Seit der spektakulären Sequenzierung des menschlichen Genoms in den Jahren 2000 und 2001 mit rechnergestützten Methoden ist die Bioinformatik in das Zentrum des wissenschaftlichen Interesses gerückt. Die seither insbesondere auch in Europa rasant zunehmenden Forschungsaktivitäten auf diesem Zukunftsgebiet, das auch eine enorme wirtschaftliche Bedeutung hat, hat nun zur Organisation einer ersten gesamteuropäischen Bioinformatik-Konferenz geführt.
Vom 6. bis 9.Oktober treffen sich in Saarbrücken auf Einladung der Bioinformatiker Prof. Dr. Thomas Lengauer, Ph.D. (Max-Planck Institut für Informatik) und Prof. Dr. Hans-Peter Lenhof (Zentrum für Bioinformatik an der Universität des Saarlandes) über 450 Wissenschaftler aus 28 Ländern, um die aktuellen Forschungsarbeiten dieser noch jungen Wissenschaft zu diskutieren. Durch die erfolgreiche Ansiedlung des Forschungsschwerpunktes Bioinformatik in Saarbrücken, die mit besonderer Unterstützung des Bundeslandes, der Universität und der Max-Planck Gesellschaft ermöglicht wurde, gehört die Region nun zu den wissenschaftlichen Hochburgen auf diesem Gebiet.
Die Schirmherrschaft hat Ministerpräsident Peter Müller übernommen. Kultusminister Jürgen Schreier hält die Eröffnungsrede.
Die Bioinformatik ist ein hochaktuelles Forschungsgebiet, das die Analyse genomischer Daten mit rechnergestützten Methoden betreibt. Den vollständigen molekularen Bauplan eines Organismus stellt das Genom dar. Seine Entschlüsselung ist der erste Schritt zu einem umfassenden Verständnis der Vorgänge des betreffenden Organismus auf molekularer Ebene.
In den letzten Jahren wurden die Genome von bereits mehreren hundert verschiedenen Organismenarten entschlüsselt. Meistens handelt es sich dabei um Bakterien und Einzeller. Zunehmend aber werden auch komplexere Lebewesen untersucht, so etwa Pflanzen und Tiere. Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms in den Jahren 2000/2001 fand auch in den Medien große Beachtung.
Um aus den Genomdaten Erkenntnisse über die Lebensvorgänge des Organismus zu gewinnen, bedarf es hochkomplexer Modellierung und Simulation im Rechner. Zunächst versucht man, dem Genom eine Übersicht über sämtliche molekularen Bausteine des Lebewesens zu entnehmen. Schon dieser Schritt ist sehr schwierig und erfordert weltweite jahrelange Anstrengungen. In einem zweiten Schritt analysiert man dann die Interaktionen zwischen den Molekülen. Schließlich fragt man nach molekularen Unterschieden zwischen gesunden und kranken Zellzuständen. Die hierdurch gewonnenen Erkenntnisse können die Grundlage für ganz neue Diagnose- und Therapieansätze bilden. Alle entsprechenden rechnergestützten Analysen gehören in den Bereich der Bioinformatik.
Mit der Entschlüsselung des menschlichen Genoms im Jahre 2001 ist die Bioinformatik in das Zentrum des öffentlichen Interesses geraten. Die entsprechende Wissenschaftsgemeinde ist in den letzten Jahren sehr stark gewachsen, wobei auch europäische Wissenschaftler einen wesentlichen Faktor darstellen. So haben sich in mehreren Ländern und Regionen Europas in den letzten zehn Jahren entsprechende wissenschaftliche Tagungsreihen gebildet. Mit der ECCB 2002 werden sie nun zum ersten Mal auf einer gesamteuropäischer Ebene zusammengeführt.
Über 450 Wissenschaftler aus 28 Ländern werden erwartet. Acht international herausragende Forscher geben in Hauptvorträgen auf dem Saarbrücker Kongress einen Überblick über ihre Arbeiten und Forschungspläne. Die betreffenden Themen umfassen rechnergestützte Zugänge zur Auswahl von Wirkstoffen für die Krankheitstherapie, Analysen von evolutionären Zusammenhängen zwischen verschiedenen Spezies sowie den Entwurf eines zellweiten Protein-Wechselwirkungsatlas. Ein Redner berichtet über ein Projekt, bei dem große Teile der estnischen Bevölkerung auf ihre genetischen Unterschiede hin getestet werden sollen. Davon verspricht man sich unter anderem Aufschluss über die genetische Grundlage für die Verträglichkeit oder Unverträglichkeit von Medikamenten.
In insgesamt 26 Vorträgen stellen Wissenschaftler die neuesten Resultate der Disziplin vor. Diese Vorträge sind von einem internationalen Wissenschaftlergremium aus 83 Einreichungen ausgewählt worden. Schließlich dokumentieren 190 Poster aktuelle und zum großen Teil noch nicht abgeschlossene Forschungsarbeiten.
Die Tagung findet im Congress Centrum Saarbrücken unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Peter Müller statt. Veranstalter sind Prof. Thomas Lengauer vom Max-Planck Institut für Informatik und Prof. Hans-Peter Lenhof vom Zentrum für Bioinformatik an der Universität des Saarlandes. Die Eröffnungsrede hält Kultusminister Jürgen Schreier.
Der nächste Kongress dieser Reihe wird im September 2003 in Paris stattfinden.
Fragen beantworten Ihnen Prof. Dr. Hans-Peter Lenhof, Tel.: 0681/302-64701
und Prof. Dr. Thomas Lengauer, Tel. 0681/9325-301.
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Weitere Informationen:
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