Nicht jede neue Art erhöht die biologische Vielfalt
Symposium über invasive gebietsfremde Arten in Braunschweig
Sie können possierlich aussehen wie Waschbär oder Marderhund, schön gezeichnet sein wie der Laubholz-Bockkäfer oder schlicht unauffällig wie der Pilz Ophiostoma novo-ulmi, für den es noch nicht einmal einen gebräuchlichen deutschen Namen gibt: Die Rede ist von invasiven gebietsfremden Arten. So werden Organismen bezeichnet, die – aus einem anderen Lebensraum stammend – in eine neue Umgebung verbracht werden und sich dort massiv auf Kosten heimischer Arten ausbreiten. Ganze Lebensgemeinschaften können dadurch beeinträchtigt werden und Biotope ihr Gesicht verändern. Am 20. und 21. Mai 2003, unmittelbar vor dem Internationalen Tag der biologischen Vielfalt, befasst sich ein Symposium an der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Braunschweig mit dieser Problematik.
„Bedrohung der biologischen Vielfalt durch invasive gebietsfremde Arten“, so lautet der Titel der Tagung, an der Experten aus Hochschulen, Bundesforschungsanstalten und anderen Einrichtungen teilnehmen. Dass auch die Politik dem Thema große Bedeutung beimisst, zeigt die Teilnahme von Staatssekretär Alexander Müller vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL), der das Symposium eröffnet und das Eingangsreferat hält. Angesichts des weltweiten Artensterbens gilt die Erhaltung der biologischen Vielfalt, also die Vielfalt der Ökosysteme und der darin lebenden Organismen, als wichtige Zukunftsaufgabe.
Das auf der Umweltkonferenz in Rio verabschiedete Übereinkommen über die biologische Vielfalt fordert seine Mitgliedstaaten auf, gegen die Einschleppung und Verbreitung von invasiven gebietsfremden Arten vorzugehen. Nicht ohne Grund: Der aus Ostasien stammende Marderhund zum Beispiel breitet sich im Osten Deutschlands rasant aus, auch im Harz wurde er bereits gesichtet. Als anpassungsfähiger Räuber, dessen Nahrungsspektrum von Wurzeln und Beeren bis zu Vögeln und Kleinsäugern reicht, steht er in direkter Konkurrenz zum heimischen Fuchs. Der aus Nordamerika eingeschleppte Pilz Ophiostoma novo-ulmi hat in Europa die Ulmen großflächig zum Absterben gebracht, da diese Bäume vorher nie mit dem Krankheitserreger Kontakt hatten und sehr empfindlich auf ihn reagierten.
Die zunehmenden globalen Handels- und Verkehrsströme verschärfen die Problematik. Auf dem Land-, Luft- oder Seeweg können Organismen unbeabsichtigt mit Waren, Verpackungsmaterial oder auch im Ballastwasser von Schiffen über weite Distanzen verfrachtet werden. Die meisten dieser Arten stellen kein Problem dar, weil sie sich in dem fremden Lebensraum nicht festsetzen können oder zumindest unauffällig bleiben. Aber man sieht es einer Art nicht von vornherein an, welches invasive Potenzial sie besitzt. Deshalb geht es bei der Tagung auch um Erfassungs- und Überwachungsmethoden sowie um Risikoanalyse. Welche Maßnahmen – zum Beispiel Stichprobenkontrollen beim internationalen Warenverkehr – sind bereits umgesetzt, wo besteht Handlungsbedarf und wo ist die Forschung gefordert? Brennende Fragen, die die Experten in Braunschweig diskutieren und auf die sie Antworten finden wollen.
Organisiert wird das Symposium, auf dem 27 Vorträge zu hören sind, von der Arbeitsgruppe „Biologische Vielfalt“ des Senats der Bundesforschungsanstalten zusammen mit der Abteilung Pflanzengesundheit der Biologischen Bundesanstalt. Nähere Informationen zu invasiven Arten gibt es im Wissenschaftsmagazin ForschungsReport. Die Ausgabe 2/2002 mit dem Schwerpunkt „Biologische Vielfalt“ ist zu beziehen über die Geschäftsstelle des Senats der Bundesforschungsanstalten, Messeweg 11/12, 38104 Braunschweig, Tel.: 0531/299-3396, e-Mail: senat@bba.de. Im Internet finden Sie das Heft unter www.bmvel-forschung.de, Rubrik „Publikationen“. Informationen zur Tagung finden Sie auch unter www.bba.de, Rubrik „Veranstaltungen“.
Ihr Kontakt zur Tagung:
Dr. Gritta Schrader, BBA, Abt. Pflanzengesundheit, Messeweg 11/12, 38104 Braunschweig
Tel.: 0531 / 299-3375, e-Mail: g.schrader@bba.de
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