Prof. Dr. Wolf Singer erhält Communicator-Preis 2003

Der „Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes“ geht in diesem Jahr an Professor Wolf Singer. Der Direktor des Frankfurter Max-Planck-Instituts für Hirnforschung wird mit 50.000 Euro für herausragende Leistungen in der Vermittlung seiner wissenschaftlichen Arbeit in die Öffentlichkeit ausgezeichnet. Der Preis wird gemeinsam vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) am 16. September im Rahmen der Auftaktveranstaltung zum diesjährigen Wissenschaftssommer in Mainz verliehen.

Der Communicator-Preis ist in enger Zusammenarbeit zwischen DFG und Stifterverband entstanden und wird in diesem Jahr zum vierten Mal verliehen. Mit ihm werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet, die sich nachhaltig und in herausragender Weise um die Vermittlung ihrer Arbeit in eine breite Öffentlichkeit bemühen. Eine Jury aus Wissenschaftsjournalisten, Kommunikations- und PR-Fachleuten beurteilt die Bewerbungen nach den Kriterien Relevanz, Zielgruppe, Originalität und Nachhaltigkeit. In diesem Jahr gingen 70 Bewerbungen aus verschiedenen Fachgebieten ein, von denen zehn in die engste Wahl kamen. Unter ihnen wählte die Jury Wolf Singer als Träger des Communicator-Preises 2003 aus.

Wolf Singer wurde 1943 in München geboren und nahm 1962 an der dortigen Ludwig-Maximilians-Universität das Medizinstudium auf. Nach seiner Promotion ging er zunächst an die University of Sussex in England und habilitierte sich 1975 an der Technischen Universität München für das Fach Physiologie. 1981 wurde er als wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und als Direktor an das Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt berufen. Der Neurophysiologe und Träger zahlreicher Auszeichnungen und Preise, darunter der Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft, beschäftigt sich mit den Grundlagen der Hirnentwicklung, insbesondere mit der Entwicklung, Struktur und funktionellen Organisation der Großhirnrinde sowie den neuronalen Grundlagen der Wahrnehmung.

Singer engagiert sich seit vielen Jahren für die breite öffentliche Vermittlung seiner Forschungsergebnisse und der Hirnforschung insgesamt. Aus zahlreichen Interviews in Rundfunk- und Fernsehsendungen ist er bekannt als Wissenschaftler, der sich der gesellschaftlichen Diskussion um sein Forschungsgebiet stellt und versucht, durch Aufklärung die biomedizinische Grundlagenforschung für Laien transparenter und nachvollziehbarer zu machen.

Dabei geht es ihm nicht nur darum, Ängste vor dem wissenschaftlichen Zugriff auf den „Sitz der Seele“ abzubauen, sondern Nicht-Wissenschaftler in die Lage zu versetzen, selbst ein informierteres Urteil über die Bedeutung und Implikationen der Hirnforschung zu fällen. In öffentlichen Vorträgen und Diskussionsrunden, aber auch durch Beiträge in Zeitschriften, überregionalen Zeitungen und bei vielen Rundfunk- und Fernsehauftritten hat er sich bemüht, die Erkenntnisse der Hirnforschung verständlich zu machen und sie mit anderen gesellschaftlichen Fragen in Zusammenhang zu stellen.

Dazu gehört auch die bildungspolitische Debatte nach PISA, für die Erkenntnisse der Neurobiologie eine entscheidende Rolle spielen. Singer verfolgt in seiner Öffentlichkeitsarbeit unter anderem das Ziel, das Erziehungs- und Bildungssystem zu verbessern. Dabei sollen Erkenntnisse über die kindliche Hirnentwicklung und den prägenden Einfluss von Umweltfaktoren die Notwendigkeit einer grundlegenden Reform der Kinderbetreuung und -erziehung wissenschaftlich untermauern.

Neben der Vermittlung von Forschungsergebnissen setzt sich Wolf Singer auch für die verbesserte Kommunikation zwischen Wissenschaft und Schule ein. Mit dem Projekt „Brückenschlagen – Wissenschaft in die Schulen“ hat Singer ein Programm initiiert, das bei Schülerinnen und Schülern schon früh Interesse an wissenschaftlichen Themen wecken soll. Im Rahmen dieser Initiative entsteht ein intensiver Dialog zwischen Wissenschaftlern, Schülern und Lehrern durch Vorträge in Schulen, Institutsbesuche von Schulklassen sowie gemeinsame Projekte und Praktika. Ursprünglich ein Gemeinschaftsunternehmen des Dezernats für Schule und Bildung und des Staatlichen Schulamts in Frankfurt, hat die Initiative so große Resonanz erfahren, dass sie inzwischen auch in anderen Regionen Nachahmung gefunden hat.

Media Contact

Jutta Höhn DFG

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