Wie Du mir, so ich Dir: Kooperation bei Menschen und Affen
Eine internationale Spitzengruppe von Evolutionsforschern diskutiert vom 09.-12. Dezember auf den „Göttinger Freilandtagen“ neueste Erkenntnisse über die Ursachen und Mechanismen von kooperativem Verhalten bei Affen und beim Menschen. Gastgeber sind die Soziobiologen der Universität Göttingen und des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) Göttingen.
Kooperative Jungenaufzucht beim Mausmaki. Weibchen ziehen ihre Jungen in einer gemeinsamen Baumhöhle auf. Sie pflegen und stillen dabei auch die Jungen fremder Mütter. Warum investieren manche Mütter so viel in fremde KInder?
Auf den diesjährigen „Göttinger Freilandtagen“ geht es um einen herausragenden Aspekt des sozialen Zusammenlebens bei Mensch und Tier: Kooperation mit Artgenossen. Warum helfen manche Menschen und Tiere ihren Artgenossen, obwohl diese Hilfe für sie mit Nachteilen verbunden sein kann?
Ein Dogma der Evolutionsbiologie besagt, dass solches altruistisches Verhalten vor allem gegenüber Verwandten gezeigt werden sollte. Allerdings gibt es bei Tieren immer mehr Beispiele für Kooperation zwischen Nicht-Verwandten, und beim Menschen stellen Solidarität und Altruismus gegenüber Fremden ein alltägliches Phänomen dar. Die Flutkatastrophe des vergangenen Sommers lieferte ein aktuelles Beispiel für diese Hilfsbereitschaft. Mechanismen des kooperativen Verhaltens im Alltag sind nicht nur aus theoretischen Gründen interessant, sondern sie stellen auch eine zentrale Problematik in den Wirtschaftswissenschaften dar.
Neuere Untersuchen an Affen haben gezeigt, dass auch sie ausgeklügelte Strategien für kooperatives Verhalten besitzen. So besitzen sie offensichtlich ein Gefühl für Gerechtigkeit und Ausgewogenheit bei wiederholten kooperativen Interaktionen. Es gibt auch Hinweise dafür, dass sie unterschiedliche Interaktionen in diesem Zusammenhang miteinander verrechnen können, sodass die soziale Komplexität der Kooperation vielleicht auch zur Entwicklung der außergewöhnlichen kognitiven Leistungen der Primaten insgesamt beigetragen hat.
Eine interdisziplinäre Betrachtung verschiedener Ursachen und Mechanismen des kooperativen Verhaltens beim Menschen und seinen nächsten Verwandten stellt daher eine Möglichkeit dar, neue empirische und theoretische Befunde kritisch zu vergleichen und nach übergeordneten Prinzipien der Kooperation zu suchen. Beiträge von Primatologen, Anthropologen, Soziobiologen, Psychologen, Wirtschaftswissenschaftlern und Bildungsforschern werden diese Fragen aus den verschiedensten Blickwinkeln beleuchten.
Die „Göttinger Freilandtage“ sind eine Veranstaltung der Abteilung Soziobiologie/Anthropologie der Universität Göttingen und des Deutschen Primatenzentrums. Alle zwei Jahre werden die weltweit namhaftesten Primatologen und Evolutionsbiologen nach Göttingen eingeladen, um aktuelle Ergebnisse der Freilandforschung an Primaten zu einem spezifischen Thema in einem breiten Kontext zu diskutieren.
Ansprechpartner für Rückfragen
Prof. Dr. Peter Kappeler pkappel@gwdg.de 0551-3851-284 oder
Dr. Claudia Fichtel Claudia.Fichtel@gwdg.de 0551-3851-377
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten
Neueste Beiträge
Überlebenskünstler im extremen Klima der Atacama-Wüste
Welche Mikroorganismen es schaffen, in den extrem trockenen Böden der Atacama-Wüste zu überleben, und welche wichtigen Funktionen sie in diesem extremen Ökosystem übernehmen – zum Beispiel bei der Bodenbildung –,…
Hoffnung für Behandlung von Menschen mit schweren Verbrennungen
MHH-Forschende entwickeln innovatives Medikament, um die Abstoßung von Spenderhaut-Transplantaten zu verhindern. Wenn Menschen schwere Verbrennungen erleiden, besteht nicht nur die Gefahr, dass sich die Wunde infiziert. Der hohe Flüssigkeitsverlust kann…
Neue Erkenntnisse zur Blütezeit-Regulation
Einfluss von Kohlenstoff- und Stickstoff-Signalwegen auf Blütenrepressoren bei Arabidopsis. In einer aktuellen Publikation in der Fachzeitschrift Plant Physiology hat ein internationales Forschungsteam, dem unter anderem Dr. Justyna Olas als eine…