Biotechnologie – Innovationsfeld des 21. Jahrhunderts
Zu Gast beim 6. Erlanger Technikgespräch: der Biochemiker und Genforscher Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker
Die moderne Biotechnologie, ebenso die Gentechnik als eine ihrer Teildisziplinen, zählen zu den wichtigsten Innovationsfeldern des 21. Jahrhunderts und setzen starke Impulse für die verschiedenen Anwendungsbereiche. Das „6. Erlanger Technikgespräch“ am Montag, den 21. November 2005 um 19 Uhr nimmt sich einem der Themen unserer Zeit an. Zu Gast ist Prof. Dr.-Ing. Ernst-Ludwig Winnacker, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die Veranstaltung findet im Siemens „medicare“, Allee am Röthelheimpark 1 in Erlangen statt.
Die Biotechnologie ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Sie ist ein wichtiges Standbein in den Bereichen Medizin, Pharmazie, Landwirtschaft und Umwelttechnik. Wirtschaftlich wird sie in Zukunft eine große Rolle spielen und gilt so als eine strategische Schlüsseltechnologie in Deutschland. Experten schätzen, dass sich die Biotechnologie mittelfristig zu einem Arbeitsmarkt mit 100.000 Beschäftigten und einem Umsatz von mehr als 250 Milliarden Euro entwickelt.
Für Winnacker vollzieht sich der gesellschaftliche Wandel heute in nie gekannter Schnelligkeit. Wissenschaft und Technologie sind dabei häufig Auslöser dieser gesellschaftlichen Diskontinuitäten, die in der Öffentlichkeit oft zunächst skeptisch aufgenommen werden und für die die Wissenschaft verantwortlich gemacht wird. Das Beispiel der Biotechnologie zeigt für ihn dreierlei: Wie wichtig es ist, sich als Wissenschaftler um eine öffentliche Akzeptanz für die eigene Arbeit zu bemühen; sie zeigt, dass rein nationale Betrachtungsweisen bei der Risikobewertung versagen, und dass Leitwissenschaften wie die Biotechnologie nicht nur für den Fortschritt der Wissenschaft, sondern auch für den Wohlstand einer Gesellschaft insgesamt zwingend notwendig sind.
Die Gentechnik ist seit langem ein unverzichtbares Werkzeug der biologischen Forschung und sie hat, so Winnacker, dieses Gebiet zu ganz neuen Ufern geführt. „Man spricht nicht umsonst von einem ‚Jahrhundert der Lebenswissenschaften’. Verknüpft mit neuen physikalischen Verfahren und dem Einsatz der Computerwissenschaften können heute sogar systemische, also ganzheitliche Ansätze zur Analyse der Funktion lebender Zellen im gesunden wie in pathologischen Situationen angegangen werden. In Deutschland nehmen wir auf diesen Gebieten eine weltweit führende Position ein. Mit der Umsetzung in die industrielle Praxis konnte leider erst in den frühen 90er Jahren, 15 Jahre nach den USA, begonnen werden. Die Wertschöpfung auf dem Gebiet der Biotechnologie kann daher mit den internationalen Entwicklungen kaum mithalten. Dennoch gibt es eine kleine, aber feine Biotech-Industrie in Deutschland, die ihren Weg finden wird.“
Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker, 1941 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1998 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), eine der wichtigsten Förderorganisationen der deutschen Wissenschaft. Er studierte Chemie an der ETH in Zürich und promovierte dort 1968 in Organischer Chemie. Nach zwei Postdoc-Jahren in Berkeley und dem Stockholmer Karolinska-Institut habilitierte er sich in Genetik. Seit 1980 ist Winnacker Professor an der Universität München. 1989 wurde er Leiter des Laboratoriums für Molekulare Biologie am dortigen Genzentrum, von 1992 bis 1995 war er Dekan der Fakultät für Chemie und Pharmazie. Winnacker ist einer der bedeutendsten deutschen Genforscher. Jahrelang gehörte er der Enquetekommission des Bundestages zu „Chancen und Risiken der Gentechnologie“ an. Er hat zahlreiche akademische Ehrenämter inne, unter anderem die Mitgliedschaft des Wissenschaftlich-Technischen Beirats der Bayerischen Staatsregierung.
Moderiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr.-Ing. Klaus Wucherer, Mitglied des Zentralvorstands der Siemens AG, und Prof. Dr.-Ing. Alfred Leipertz, Dekan der Technischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg.
Eintrittskarten zu 5 EUR (für Studenten ermäßigt 3 EUR) erhalten Sie im SiemensForum Erlangen unter Tel. (09131) 72 80 08 oder E-Mail. siemensforum.erlangen@siemens.com sowie an der Abendkasse.
Die Erlanger Technikgespräche sind eine Kooperation der Siemens AG und der Technischen Fakultät der Friedrich- Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Mit der Veranstaltungsreihe soll die Bedeutung von Technik als Auslöser und Wandler des Fortschritts in der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung herausgestellt werden. Angesprochen werden interessierte Bürger aus dem Großraum Nürnberg/Fürth/Erlangen. Die Vortragsreihe wird in jedem Semester mit einer Veranstaltung, die mit jeweils einem hochkarätigen Referenten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik oder Bildung besetzt ist, durchgeführt.
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