Umweltforschung in Jülich – vom Verstehen zum Handeln

Vernetzte Forschung zwischen Atmosphäre, Pflanzen und Boden

Einen Tag lang präsentieren die Jülicher Umweltforscher Beiträge zu Ursachen und Folgen einer sich verändernden Umwelt. Damit liefern sie Grundlagen, um Politik und Gesellschaft zu helfen, frühzeitig die richtigen Entscheidungen zu treffen. Prominente Vertreter von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aus dem In- und Ausland kommen nach Jülich, um sich zu informieren und mit den Jülicher Wissenschaftlern über Chancen und Visionen für die Zukunft zu diskutieren.

In Vorträgen und einer Podiumsdiskussion werden Michael Müller, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Dr. Christian Patermann, Direktor für Biotechnologie, Landwirtschaft und Ernährung bei der Generaldirektion Forschung der EU Kommission, sowie der Wirtschaftsminister der chinesischen Provinz Sichuan, Zhaoquan Cui, zum Jülicher Umweltforum sprechen. Im Jahr seines 50-jährigen Bestehens präsentiert das Forschungszentrum seine vier großen Forschungsbereiche Umwelt, Information, Gesundheit und Energie. Nachdem auf der CeBIT die Zukunft der Nanoelektronik diskutiert und der schnellste europäische Superrechner präsentiert wurden, stehen nun die Umweltforscher im Mittelpunkt. In Führungen, Vorträgen, Diskussionen und Präsentationen stellen sie ihre Erkenntnisse und Zukunftsvisionen dar. Höhepunkt ist am Nachmittag das erste Jülicher Zukunftsforum „Umwelt“.

Hier werden Konzepte und Lösungen der Jülicher Umweltforschung aufgezeigt, die dazu beitragen, Atmosphäre, Pflanzen, Böden und Grundwasser auch für künftige Generationen zu sichern.

Von der parallel stattfindenden Konferenz SCOUT-O3 (20. bis 24. März) werden neueste Ergebnisse zum weltweiten Ozonabbau und zum Klimawandel von führenden europäischen Atmosphärenforschern vorgestellt. Sie tauschen erste Ergebnisse einer Messkampagne (SCOUT) aus, die im November unter Leitung der Jülicher Umweltwissenschaftler an der Nordküste Australiens stattfand.

Während die Wissenschaftler ihre Ergebnisse diskutieren, machen Schüler ihre eigenen Erfahrungen: „Ozon – oben hui, unten pfui“ heißt es im JuLab, dem Schülerlabor des Forschungszentrums Jülich. International geht es auch hier zu, denn Jugendliche einer belgischen Schule und der Unterrichtsminister der deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien sind zu Gast.

Von der Bundesregierung erhält das Forschungszentrum Jülich an diesem Tag eine ganz eigene Auszeichnung: die Plakette „Deutschland – Land der Ideen“. Damit gehört es zu einem von 365 besonders ideenreichen Orten in Deutschland, die im Jahr 2006 ausgezeichnet werden.

Die internationale Dimension der Jülicher Umweltforschung zeigt das große Interesse Chinas an der Expertise Jülicher Wissenschaftler. Chinesische Wissenschaftler und Behörden zogen die Jülicher Experten zur Planung des Drei-Schluchten-Staudamms hinzu. Das Jülicher Engagement ist wichtig, um den wachsenden Energiebedarf in der Region mittel- und langfristig so umweltschonend wie möglich zu gestalten, sagte Zhaoquan Cui in Jülich.

An der Dringlichkeit weiterer Umweltforschung lässt auch Prof. Martin Riese vom Jülicher Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre keinen Zweifel: „Die Reduktion und Kontrolle ozonzerstörender Substanzen durch internationale Vereinbarungen ist ein erster wichtiger Erfolg zum Schutz der Ozonschicht. Die Bemühungen dürfen aber nicht erlahmen, denn im Winter 2004/05 wurde eine der ausgeprägtesten Ozonzerstörungen über der Nordhalbkugel beobachtet.“ Das Jülicher Institut koordinierte die Messflüge in die tropische Atmosphäre. Die Messungen und Modelle der Forscher um Martin Riese zeigen: ozonzerstörende Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) bleiben lange in der Stratosphäre, erst um 2050 werden wieder die Werte von vor 1980 erreicht. Auch für Pflanzen ist der globale Wandel bereits greifbar, erklärt Rieses Kollege Prof. Ulrich Schurr. In sensitiven Gebieten zeichnen sich erhebliche Veränderungen der Zusammensetzung von natürlichen Pflanzengemeinschaften ab. „Aber auch mit der Entwicklung von Kulturpflanzen der Zukunft muss jetzt begonnen werden, um bei steigendem Bedarf an Nahrungsmitteln aber auch industriellen Rohstoffen aus Pflanzen nachhaltig wirtschaften zu können“, mahnt Schurr.

Die Jülicher Forscher werden in diesen Schlüsselthemen zur Erhaltung der Lebensgrundlage des Menschen intensiv beitragen. Ihr Markenzeichen ist dabei die vernetzte Forschung der komplexen Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Pflanzen und Boden.

Feldmessungen in sensiblen Regionen unserer Erde und von Flugzeugen aus, hochpräzise Messgeräte und Simulationssysteme für zukünftige Umweltszenarien und deren Auswirkung auf Schlüsselprozesse in Atmosphäre, Pflanzen und Böden von internationalem Rang sind eine wichtige Voraussetzung für die Jülicher Umweltforschung. So stehen zur Simulation verschiedener Umweltbedingungen die Atmosphären- Simulationskammer (SAPHIR), die Lysimeter und eine Versuchs-Pflanzenanlage (PhyTec) zur Verfügung. Als Bindeglied zwischen Theorie und Experiment steht für komplexe Szenarien der Jülicher Supercomputer für Simulationen zur Verfügung. Auf dieser Basis können die Forscher ihr Wissen vernetzen, um vorherzusagen, wie die Umwelt auf aktuelle und zukünftige menschliche Eingriffe und natürliche Veränderungen reagieren wird, und dadurch die Grundlage für nachhaltige Lösungsstrategien entwickeln.

Weitere Informationen:

Dr. Angela Lindner, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit, Pressesprecherin
Tel. 02461 61-4661, Fax 02461 61-4666, E-Mail: a.lindner@fz-juelich.de

Annette Stettien, Wissenschaftsjournalistin,
Tel. 02461 61- 2388, Fax 02461 61-4666, E-Mail: a.stettien@fz-juelich.de

Media Contact

Annemarie Winkens Forschungszentrum Jülich GmbH

Weitere Informationen:

http://www.fz-juelich.de

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