Bewegtes Leben
Auf den ersten Blick haben Menschen und Ameisen so gar nichts gemein. Doch beide bemühen ein komplexes System, um sich fortzubewegen und liegen somit gleichermaßen im Interesse von Bewegungswissenschaftlern.
Vor allem der interdisziplinäre Teilbereich Biomechanik untersucht den Bewegungsapparat biologischer Systeme, der sich in einem langen Prozess der Evolution geformt und immer weiter verbessert hat. Längst haben Naturwissenschaftler und Forscher aus dem Gebiet Technologie diese hochkomplexen Bewegungssysteme für ihre Innovationen entdeckt: So wurden etwa Flugzeugteile nach dem Vorbild von Vogelknochen entwickelt oder Sportler nach Erkenntnissen aus der Tierwelt trainiert.
Solchen Erkenntnissen aus der Bewegungsforschung widmet sich der öffentliche Kongress „Motion Systems Perspectives“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die vom Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft organisierte Veranstaltung findet am 21. und 22. Juli in den Rosensälen der Universität (Fürstengraben 27) statt.
Neben Mitarbeitern vom Institut für Sportwissenschaft sowie ehemaligen Universitätsangehörigen sind auch internationale Gäste unter den Referenten. Ebenso vielseitig sind die Vortragsthemen: Sie berühren die gemeinsam durchgeführten Forschungen und geben Einblick in neueste Projekte und Ergebnisse aus den verschiedensten Bereichen. Dazu zählt u. a. die sportbezogene Anwendung der Biomechanik etwa in der Leichtathletik oder im Schwimmen.
Ebenso Teil des Programms sind neue Ansätze in der Grundlagenforschung zu den biomechanischen Eigenschaften der Muskulatur, menschbezogene Arbeiten zur Körperhaltung, aber auch Studien zur Fortbewegung von Ameisen. Technische Anwendungen liegen etwa in der Robotik und Orthopädie. Sie werden aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Es gibt wohl weltweit nur wenige Arbeitsgruppen, die das Laufen so grundsätzlich und breit untersucht haben, wie die der FSU Jena – sei es das Laufen bei Ameisen, Spinnen, Menschen oder in Zusammenarbeit mit Zoologen und Ingenieuren auch die Bewegungsabläufe bei Vögeln und Makaken. Dabei gehen die Forscher vor allem Fragen nach der Selbststabilität auf den Grund. Das bedeutet, inwieweit die nichtlinearen Eigenschaften des biologischen Systems zur Stabilität beitragen und dadurch die Kontrolle entlasten.
Das zu berücksichtigen ist eine Aufgabe, die die Erbauer von Robotern erst nach und nach lernen. Einem Roboter die gewünschten Bewegungen aufzuzwingen, ist sehr anstrengend. Leichter hingegen ist es, wenn das System nach einem kleinen Anstoß selbst in einen stabilen Modus fällt und auch noch bei Störungen ruhig weiterläuft.
Leiter dieser Arbeitsgruppe ist Prof. Dr. Reinhard Blickhan, der mit seiner Abschiedsvorlesung zum Thema „Verformungen“ den ersten Kongresstag beschließt (21. Juli, 19 Uhr, Rosensäle). Der Lehrstuhlinhaber für Bewegungswissenschaft kam 1993 an die Universität Jena und tritt in diesem Jahr in den Ruhestand.
Die Vorträge in deutscher und englischer Sprache sind für alle Interessierten offen; der Eintritt ist frei. Das detaillierte Programm und weitere Informationen sind zu finden unter: http://www.motionscience.uni-jena.de/conference/.
Kontakt:
Prof. Dr. Reinhard Blickhan
Institut für Sportwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Seidelstraße 20, 07749 Jena
Tel.: 03641 / 945701
E-Mail: reinhard.blickhan[at]uni-jena.de
http://www.motionscience.uni-jena.de/conference/
http://www.uni-jena.de
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