Europas Stärke ist die Produktionstechnik

Wo liegt die wirtschaftliche Zukunft Europas? Für Prof. Bleicher von der TU Wien ist die Antwort klar: „Unsere Zukunft liegt im Maschinenbau verbunden mit der produktionstechnischen Kompetenz, da sind wir Weltspitze.“

Diese führende Position kann man nur behaupten, wenn man weiterhin Mut zu Innovationen zeigt. Welche Innovationen das sein werden und wie man gute Ideen am besten umsetzt, wird am 28. und 29. September 2016 in Wien diskutiert. Aus der ganzen Welt kommen SpitzenvertreterInnen aus Industrie und Wissenschaft zum „Wiener Produktionstechnik Kongress“ in die Hofburg.

Der Kongress steht dieses Jahr im Zeichen des 200-Jahr-Jubiläums des Instituts für Fertigungstechnik (IFT) der TU Wien. Der Institutsvorstand Friedrich Bleicher ist gleichzeitig Organisator des Kongresses. Bleicher arbeitet selbst seit vielen Jahren erfolgreich mit vielen verschiedenen Industriepartnern zusammen und ist überzeugt, dass die Innovationskraft der Industrie auch in Zukunft eine enge Zusammenarbeit mit der universitären Forschung braucht.

Digitale Produktion

Einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil bringt die Digitalisierung der Produktion. „Man kann heute ein ganzes Auto und dessen Fertigungsschritte vollständig am Computer entwickeln“, sagt Bleicher. „Die einzelnen Fertigungsabläufe werden modelliert und virtuell untersucht – so können sich modern ausgerichtete Unternehmen teure Experimente ersparen. Produkt- und Produktionsdaten werden dabei mehr und mehr zusammengeführt.“

Für die Entwicklung neuer Technologien ist die universitäre Forschung unerlässlich. So spielen in der modernen Fertigungstechnik etwa Erkenntnisse aus den Werkstoffwissenschaften eine wichtige Rolle. „Wenn man ein Werkstück zerspanend in die richtige Form bringt, dann kann die Geschwindigkeit des Formgebungsmechanismus zwischen der Werkstückoberfläche und der Schneide mittlerweile mehrere tausend Kilometer pro Stunde erreichen“, erklärt Bleicher. „Um dabei noch eine Präzision im Mikrometerbereich zu gewährleisten, braucht man hochentwickelte Werkzeug- und Maschinentechnik. Da hilft neben dem Experiment die Simulationstechnik.“

Viele solcher Simulationen können heute gekoppelt werden – am Ende steht die virtuelle Fabrik, durchmodelliert und mathematisch am Computer optimiert. Unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“ fasst man heute viele dieser IT-Entwicklungen in der Produktionstechnik zusammen.

Echter Nutzen statt großer Worte

Bloß auf moderne Schlagworte zu schauen, ist für Friedrich Bleicher allerdings zu wenig: „Innovation um der Innovation willen, bringt niemandem etwas“, meint er. „Entscheidend ist: Rechnet sich die Innovation? Wenn ich den Kollegen aus der Industrie nicht erklären kann, welchen Vorteil sie durch eine neue Idee haben, warum sie dadurch Geld sparen oder die Effizienz steigern können, dann lässt man es besser bleiben.“

Insgesamt sieht Friedrich Bleicher die Zukunft von Europas Maschinenbau- und Produktionsindustrie positiv: „Die größten Softwareunternehmen kommen heute zumeist aus den USA, die meiste Mikroelektronik wird wohl in Ostasien hergestellt, aber im Maschinenbau ist Europa immer noch vorne.“

Akzeptieren müsse man allerdings, dass sich die Industrie und die von ihr bereitgestellten Arbeitsplätze ändern werden, meint Bleicher: „Leute die den ganzen Tag an einem Gerät stehen, die Türe öffnen und auf einen Knopf drücken, wird es in Zukunft nicht mehr geben – solche Tätigkeiten werden automatisiert.“ Wenn man den technologischen Fortschritt aber positiv sieht und als Chance begreift, dann gibt es keinen Grund für Pessimismus.

Kongress am 28. und 29. September

Die österreichische Fertigungstechnik hat Tradition: Bereits im Jahr 1816, kurz nach der Gründung der TU Wien, wurde Georg Altmütter als Professor für mechanische Technologie berufen. Er gilt als Begründer der systematischen Werkzeuglehre. Aus diesem Anlass trifft sich die internationale Elite der Produktionstechnik in Wien – darunter SpitzenvertreterInnen aus zahlreichen weltweit führenden Unternehmen und renommierten Forschungsinstituten.

Aus dem Programm:
„Latest machining technologies using technology cycle“
Masahiko Mori, President, DMG MORI, Japan

„Schlüsselkompetenz Licht“
Peter Leibinger, Stv. Vorsitzender der Geschäftsführung, TRUMPF, Deutschland

„Machining in medical application“
Prof. Gerald Byrne, University College Dublin, Ireland

„Cyber-physical production systems: Challenges and possibilities for the Central and Eastern European region“
Prof. Laszlo Monostori, Budapest University of Technology and Economics, Hungary

Das Institut für Fertigungstechnik und Hochleistungslasertechnik der TU Wien bedankt sich bei den Sponsoren Atos IT Solutions and Services, Bernecker + Rainer Industrie Elektronik, GGW Gruber, ISCAR Austria, Kunststoff- und Mechatronik-Cluster der ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur, PHÖNIX CONTACT, WALTER Austria und ZOLLER AUSTRIA für die Unterstützung.

Mehr dazu: https://www.produktionstechnik.at/

Rückfragehinweis:
Prof. Friedrich Bleicher
Institut für Fertigungstechnik und Hochleistungslasertechnik
Technische Universität Wien
Getreidemarkt 9, 1060 Wien
T: +43-1-58801-31100
friedrich.bleicher@tuwien.ac.at

Media Contact

Dr. Florian Aigner Technische Universität Wien

Weitere Informationen:

http://www.tuwien.ac.at

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen

An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…

Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean

20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….

Resistente Bakterien in der Ostsee

Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…