Quadrate, reloaded!
Premiere: Mit Herbert W. Franke betritt erstmals ein Pionier der Computerkunst aus den sechziger Jahren die Welt der Crypto Art.
Perspektive: In der Ausstellung „Proof of Art“ in Linz wird der rekonstruierte Programmcode des Werks „Quadrate“ mit dem Echtheits-Zertifikat für das Netz – dem „Token“ – gezeigt.
Progression: Aus den klassischen „Quadraten“ der Sechziger wurden jetzt die crypto-tauglichen „Non Fungible Squares“ des 21. Jahrhunderts.
Ab dem 11. Juni wird im Linzer Medienmuseum Francisco Carolinum Linz mit „Proof of Art“ eine ungewöhnliche Ausstellung zu sehen sein. Sie ist der Geschichte einer besonderen Version der Digitalkunst gewidmet – der sogenannten NFT-Kunst. NFT steht für „non-fungible token“, dabei handelt es sich um ein nicht austauschbares, daher eindeutiges kryptografisches Zertifikat, mit dem es möglich wird, zuvor beliebig replizierbare digitale Werke in Unikate zu verwandeln. Die Historie dieser Crypto Art ist erst wenige Jahre alt und hauptsächlich geprägt von jungen Künstlern, die in der Welt von Social Media aufgewachsen sind. Ein Nebeneffekt des neuen Hypes um die digitale Kunst ist, dass damit auch algorithmische Kunst endgültig zu einem viel beachteten Faktor in der bildenden Kunst geworden ist. In „Proof of Art“, der ersten musealen Ausstellung zur Geschichte der NFT, wird nun durch die Unterstützung des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe zum ersten Mal der umfassende Programmcode eines digitalen Frühwerks rekonstruiert, um sie für die Token-Welt zu erschließen: Nach sechzig Jahren werden aus den “Quadraten“ jetzt die „Non Fungible Squares“!
Denn NFT bietet inzwischen nicht nur die Möglichkeit, einzelne Werke wie Bilder oder Videos zu zertifizieren, sondern durch sogenannte „on-chain“ NFTs sogar den generativen Code eines Werkes.
So kann der Code algorithmischer Kunst auf Dauer unabänderlich in der Netzwelt hinterlegt werden, mit dem ein tieferer Einblick in die Gedankenwelt und die künstlerischen Intentionen des Urhebers möglich wird.
Die ersten Arbeiten des Fortran-Codes der „Quadrate“ von Herbert W. Franke, programmiert von Georg Färber, reichen bis etwa in das Jahr 1967 zurück – in eine Zeit, in der Laptops und Smartphones noch Zukunftsmusik waren. 1970 wurde ein Werk der Serie als Siebdruck-Grafik sogar auf der Biennale in Venedig gezeigt. Sie gehört heute zu den bekanntesten Werken Frankes, dessen umfangreiches Archiv derzeit im ZKM aufgebaut wird. Leider ist das ursprüngliche Programm der „Quadrate“ nicht erhalten geblieben. Der Algorithmus wurde nun auf Anregung des ZKM vom Informatiker Daniel Heiss in einem Forschungsprojekt rekonstruiert und so umcodiert, dass er demnächst als on-chain NFT im Internet verewigt werden kann.
Franke, der vor wenigen Wochen seinen 94. Geburtstag feierte, ist über diese innovative Umsetzung des frühen Codes begeistert. „Schon immer waren für mich die Algorithmen das wesentliche Element meines Schaffens, nicht so sehr das damit erzeugte einzelne Bild. Ich freue mich daher sehr, dass ich durch das ZKM die Möglichkeit erhalten habe, die NFT-Technologie gleich mit der Rekonstruktion des Algorithmus meines ersten Digitalwerks zu erschließen.“ Dafür wurde sogar der alte Zufallsgenerator von Fortan aus dem Jahr 1970 wieder „ausgegraben“ und in den Code integriert. Und dann gibt es in der Reloaded-Version für das 21. Jahrhundert noch ein kleines Extra: Franke hat dafür 20 Dreier-Paletten gestaltet, in denen die Quadrate jetzt sogar in unterschiedlicher Farbcodierung visualisiert werden können.
Ausstellung „Proof of Art“ +++ 11. Juni – 15. September 2021
Francisco Carolinum Linz +++ Museum für Foto- und Medienkunst
Museumstraße 14 +++ 4010 Linz +++ Österreich
Ansprechpartner für die Presse:
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