Muzinmoleküle sollen künftig HIV vorbeugen

Am KTH Royal Institute of Technology forschen Wissenschaftler seit Langem an Präventionsmöglichkeiten bei Herpes und HIV. Jetzt scheint ihnen der Durchbruch gelungen zu sein: Ausgerechnet Rinderspeichel soll als Grundlage gegen Geschlechtskrankheiten dienen und wird im Gleitgel beigemischt.

Dieses Gleitgel soll Geschlechtskrankheiten reduzieren

Noch immer infizieren sich jährlich deutschlandweit mehr als 1.500 Personen mit HIV. Viele erfahren erst später davon, wenn sie sich beispielsweise durch Zufall testen lassen. 2021 waren weltweit ca. 38,4 Millionen mit HIV interessiert, ca. 85 Prozent wussten davon.

Die Dunkelziffer der unbekannten HIV-Fälle ist noch immer sehr hoch, wie auch das (unbewusste) Ansteckungsrisiko. Forscher haben sich deshalb zur Aufgabe gemacht, nach einem besseren Schutz vor übertragbaren Krankheiten zu suchen. Kuhspeichel soll eine Möglichkeit sein, um sich beim Geschlechtsverkehr vor einer HIV-Infektion zu schützen. Genutzt wird das im Speichel der Kühe enthaltene Muzin. Den Forschern der Königlichen Technischen Hochschule in Stockholm ist es gelungen, das Molekül synthetisch herzustellen und es erfolgreich zu erproben.

Die Ergebnisse waren überwältigend. Im Gleitgel beigemischt zeigten sich zunächst keine Nebenwirkungen und ein guter Schutz vor Herpes-Viren und HIV. Das Gel stellt jedoch noch einen geringeren Schutz als Kondome dar. Doch künftig soll der liquide Schutz trotzdem eine Alternative für alle Kondom-Muffel und Latex-Allergiker darstellen.

Sich und andere schützen: Das raten Experten

Wer wechselnde Geschlechtspartner hat, sollte nicht nur sich, sondern auch andere schützen. Experten empfehlen deshalb, regelmäßig einen Test für Geschlechtskrankheiten zu machen. Noch immer zögern viele aus Scham und Angst, mit fatalen Folgen. In den letzten Jahren sind die Zahlen für Syphilis, Tripper und Chlamydien beispielsweise wieder deutlich nach oben geschnellt. Häufig verbreiten Betroffene die Krankheiten unbewusst, weil sie selbst keine Kenntnis davon haben. Für alle, die sich nicht trauen, zum Arzt zu gehen, gibt es alternative Lösungen: einen STD Test für zu Hause. Er lässt sich leicht anwenden und gibt schon nach wenigen Minuten Gewissheit. Erhältlich ist der Test beispielsweise für die Erstellung von Chlamydien und Gonorrhoe, Hepatitis B, Syphilis und HIV.

Erste Hinweise auf eine mögliche Geschlechtskrankheit können einige Symptome geben. Rötungen im Mund oder ein gelblicher Belag, Schwellungen oder Schmerzen an den Genitalien, geschwollene Lymphknoten in der Leistengegend, unnormale Hautveränderungen, Ausfluss oder ein Juckreiz/Schmerzen beim Wasserlassen – wer eines dieser Symptome bei sich selbst beobachtet, sollte einen Test machen, um Gewissheit zu erlangen und schwerwiegende Folgen zu verhindern.

Als HIV-Prävention eine Tablette: Hilft dieser Schutz wirklich?

Sogenannte PrEP-Medikamente gibt es schon seit einiger Zeit. Sie sollen vor allem in Tablettenform helfen, eine HIV-Ansteckung zu verhindern. Dafür müssen Betroffene täglich Tenofovir und Emtricitabin einnehmen. Durch die Wirkstoffanreicherung im Darm/der Vagina soll verhindert werden, dass sich hier die HIV-Viren vermehren. Allerdings kann sie nicht zuverlässig gegen die Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten schützen.

Der integrierte Schutz im Gleitgel mit dem Muzinmolekül soll hier einen Schritt weitergehen. Die Untersuchungen der Stockholmer Wissenschaftler zeigten, dass der Schutz vor Herpes mit ca. 80 Prozent gewährleistet ist; der Schutz vor HIV zu ca. 70 Prozent.

Damit ist der Schutz allerdings noch immer etwas geringer als bei der Kondomanwendung. Wer mit dem Überzieher geschützt Geschlechtsverkehr hat, hat bei richtiger Anwendung einen Schutz von ca. 90 Prozent Sicherheit.

Ein Restrisiko bleibt allerdings auch beim Kondom. Oft sind es Anwendungsfehler, die den Schutz nicht mehr gewährleisten. Ist das Kondom beispielsweise schon mehrere Jahre alt und wird über dem aufgedruckten Verfalldatum verwendet, kann die Latexschicht porös sein und reißen. Kondome sollten niemals warm gelagert (deutlich über Raumtemperatur) gelagert werden.

Auch das falsche Aufziehen/Abrollen ist eine häufige Fehlerquelle. Wird das Kondom beispielsweise falsch aufgesetzt und abgerollt, kann das auch zu Rissen führen. Experten empfehlen deshalb, immer ein neues Kondom vor dem Geschlechtsverkehr zu verwenden, wenn es falsch aufgesetzt wurde.

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